Das Oberbayerische Volksblatt (OVB) vom 25. Mai 1974
Gamsbock in Wasserburg, Rätsel um Tod von Bub in Bruckmühl und Aufstieg für Raubling
Wieder einmal schauen wir an diesem Samstag ins Zeitungsarchiv: Was berichteten unsere Kollegen vor 50 Jahren? Blickt mit uns in die Ausgabe des Oberbayerischen Volksblatts (OVB) vom 25. Mai 1974:
Rosenheim - „Ein Gartenbesitzer aus Wasserburg staunte nicht schlecht, als er in seinem Garten in der Nähe des Rottmooser Kellers am hellichten Nachmittag einen ausgewachsenen Gamsbock wahrnahm. Der prächtige Bock stand mitten in einem Beet und knabberte seelenruhig an Salatblättern herum, an einer für Gemsen ziemlich ungewohnten Kost“, berichtet die Zeitung an diesem Tag, „Und auch sonst verhielt sich das Tier nicht artgemäß: Der Gamsbock war ganz und gar nicht scheu.“
„Dieses ungewöhnliche Verhalten brachte die Beamten der Landespolizei dann auch schnell auf die Herkunft des Bockes. Das Tier war aus einem kleinen Privatzoo in Pailing ausgebrochen. Wie die Gemse dann die rund 15 Kilometer von Pailing nach Wasserburg zurücklegte, konnte allerdings nicht geklärt werden.“ Der Eigentümer, ein örtlicher Bauunternehmer, habe das Tier dann abgeholt. Daneben habe noch ein Bienenschwarm Probleme bereitet, für den sich zunächst kein Fachmann fand, bis man einen pensionierten Beamten der Inspektion zu Hilfe holen konnte.
Das Oberbayerische Volksblatt (OVB) vom 25. Mai 1974: Gamsbock in Wasserburg, Rätsel um Tod von Bub in Bruckmühl und Aufstieg für Raubling
„Der zwölfjährige Wolfgang O. aus Heufeld bei Bruckmühl ist nicht, wie in der Münchner Boulevardpresse groß aufgemacht, an einer Lebensmittelvergiftung gestorben. Das ergab gestern eindeutig in München der Obduktionsbefund. Wie der Leiter der Rosenheimer Kriminalpolizeiinspektion, Amtsrat Georg Kohn, dazu mitteilte, herrscht über die eigentliche Todesursache noch Unklarheit. Die Ermittlungen dauern an. Der zwölfjährige Realschüler war am Mittwochabend wegen starkem Unwohlsein in das Krankenhaus Bad Aibling gebracht worden, wo die Ärzte, die eine Lebensmittelvergiftung vermuteten, nur noch den Tod des Buben feststellen konnten“, heißt es in einem weiteren Bericht.
„Der Verdacht auf Lebensmittelvergiftung wurde auch deshalb geäußert, weil der Bub und seine Familie gleichzeitig dieselben Krankheitssymtome gezeigt hatten. In diesem Zusammenhang war auch vom Genuß einer tiefgekühlten Pizza gesprochen worden“, so der Bericht weiter, „Außerdem hatte der Bub eine Dose Ravioli gegessen. Die Ärzte, die in München die Leiche des Realschülers obduzieren, haben eine Lebensmittelvergiftung als Todesursache ausgeschlossen. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen könnte es sich um eine Infektionskrankheit gehandelt haben, die der Bub nicht überlebte.“
Hinweisschild vor „Fahrgeräuschen“ an der Autobahn
Andernorts konnte dagegen gefeiert werden: „Ein freudiger Empfang und eine große Siegesfeier wurde der [...] Fußballmannschaft des TuS Raubling zuteil. Das Entscheidungsspiel [...] gegen Traunreut, gewannen [sie] in den letzten Sekunden dieses Spiels mit 2:1 Toren. Sie wurden somit A-Klassen-Meister der Gruppe Inn-Salzach und steigen demzufolge in die Bezirksliga auf. Es war dies Grund genug, für eine Siegesfeier im Klublokal Gaststätte „Anderl“, das überfüllt war mit Anhängern und Freunden der Mannschaft.“ Hinweisschilder mit der Aufschrift ,Fahrgeräusche“ seien außerdem auf der Autobahnstrecke Kufstein-Inntaldreieck im Bereich des Gletschergartens bei Fischbach aufgestellt worden. „Sie machen auf die Geräusche aufmerksam, welche durch die in die Fahrbahn gefrästen Rillen entstehen.“
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„Wiesböck in Pfraundorf führt zwei Weltmarken“, heißt es schließlich in einem, ausführlichen Werbebeitrag. Der Betrieb wirbt damit, DAF und Saab zu vertreiben. DAF würde nur noch bis zum nächsten Jahr 1975 Personenwagen herstellen. Saab wiederum besteht heutzutage auch nicht mehr. Wohl aber das Autohaus, welches nun vor allem auf Honda spezialisiert ist und nach einer Firmenübergabe 1979 dann 1992 nach Rosenheim umsiedeln würde. In einem weiteren Beitrag erfährt man mehr über eine neue Raiffeisenbank-Filliale in Marquartstein, 50 Jahre danach ist ein „rund um die Uhr geöffneter Geldautomat“ geblieben Im Kino laufen zudem Filme wie „Der Don ist tot“, „Jagd auf Jungfrauen“ und „Blutjung zur Lust verführt.“
hs