Motorradlegende aus Mühldorf vor 50 und 75 Jahren
„Größtes Missgeschick seiner Laufbahn“ und „wieder jung“: Zwei Episoden aus „Schorsch“ Meiers Karriere
Vor jeweils 50 und 75 Jahren spielten sich zwei bemerkenswerte Episoden in der Karriere von Georg „Schorsch“ Meier, der Motorradlegende aus Mühldorf am Inn ab. Einmal das „Größte Missgeschick seiner Laufbahn“ und eine Gelegenheit sich „wieder jung“ zu fühlen.
Mühldorf am Inn/München - „Vom Veranstalter war es nicht ganz ungeschickt, das Rennen der 500-ccm-Lizenzklasse am Schluß und sogar nach den Wagenrennen anzusetzen, denn dies hatte zur Folge, daß trotz der Immer wieder drohenden Gewitterschauer die Zuschauer bis zum Schluß blieben, um den großen Meister auf dem Motorrad, Georg Meier, ihren Liebling, zu sehen“, heißt es im Oberbayerischen Volksblatt (OVB) am Tag nach dem Rennen, „Beim Start schießt Kraus aus dem Felde heraus. Aber schon In der ersten Kehre setzt sich Europameister Meier an die Spitze. Immer größer wird sein Vorsprung. Nach kurzer Zeit gelingen ihm die ersten Ueberrundungen. Der Lautsprecher verkündet die ersten Geschwindigkeiten von Meier, der wie angegossen auf seiner Maschine sitzt.“
„Trotz der nassen Bahn erreicht er 91 Stundenkilometer. Da, als schon niemand mehr an seinem Sieg zweifelt, passiert Meier das größte Mißgeschick seiner Rennfahrerlaufbahn: seine Maschine erleidet einen Defekt und er muß ausscheiden! Nach 24 Meisterschaftsläufen Ist ihm dies zum ersten Male passiert, und dies ausgerechnet in seiner Heimatstadt!“, klagt die Zeitung, „Aber der sympathlsche Altmelster Wiggerl Kraus entschädigt die Zuschauer. Obwohl ohne Konkurrenz dem Felde voraus, treibt er das Tempo Immer höher und erzielt schließlich sogar noch eine Rundenhöchstgeschwlndlgkelt von 97 Stundenkilometern. Sein Sieg In der schwersten Klasse wurde viel umjubelt.“
„Größtes Missgeschick seiner Laufbahn“ und „wieder jung“: Zwei Episoden aus „Schorsch“ Meiers Karriere
Lange im Vorfeld war bereits von „Münchens einzigem diesjährigem motorsportlichem Großereignis, dem ‚Riemer Rundstrecken-Rennen‘“ am 5. Juni 1949 berichtete worden, „das der Gau Südbayern des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs e. V. [....] als Straßenveranstaltung für alle Motorrad- und Wagenklassen zur Durchführung bringt.“ Schon im Vorfeld wurde vermeldet: „Das Rennen findet bei jeder Witterung statt. Rechtzeitiges Kommen ist empfehlenswert.“
Rennfahrerlegende Georg „Schorsch“ Meier aus Mühldorf: Sein Leben in Bildern




Georg „Schorsch“ Meier ist zweifellos einer der bekanntesten Söhne Mühldorfs, wo er am 9. November 1910 auf die Welt kam. Schon früh entwickelt er eine Begeisterung für Zweiräder, nach dem Eintritt bei der Bayerischen Landespolizei 1929 absolviert er die Führerscheinprüfung für alle Klassen und kauft sich sein erstes eigenes Motorrad. Bald schon wird man auf sein sportliches Talent aufmerksam. Zusammen mit Josef Forster, Fritz Linhard bestreitet er nun im Dienstauftrag alle bedeutenden Geländefahrten in Deutschland. Ihre zahlreichen Siege, auch unter härtesten Bedingungen, bringt ihnen bald die Bezeichnung „Die drei Gusseisernen“ ein.
Am Ende „Ois gwunna“
Beim Herbstrennen 1937 in Hockenheim belegt er auf einer Straßenrennmaschine von BMW den vierten Platz und ist seit der Saison 1938 Werksfahrer für BMW. Bei der Saisoneröffnung 1938 auf dem Eilenriede-Kurs in Hannover besiegt er die etablierten Fahrer. Im selben Jahr gewinnt er nach weiteren Siegen auf dem Sachsenring, in Assen und in Monza die Europameisterschaft und 1939 als erster nicht Brite die Senior Tourist Trophy auf der Isle of Man. Mit den vier gewonnen Meisterschaften 1948, 1949, 1959 und 1953 wird er zum populärsten deutschen Sportmann nach dem Krieg. Am 19. Februar 1999 stirbt Schorsch Meier in München. „Ois gwunna!“, steht auf seinem Sterbebild, das ihn als Rennfahrer zeigt.
25 Jahre nach dem Fiasko in Riem konnten den, inzwischen nicht mehr im Motorsport aktiven, Meier seine Fans noch einmal erleben. „Mei Liaber, da wirst wieder Jung, wennst so mit 190 oder 200 .Sachen‘ dahinrast“, scherzte er laut einem Zeitungsbericht aus dem Mai 1974. „Ich fühlte mich wie mit dreißig...“ Deutschlands populärster Motorradsportler von einst lag beim Veteranenrennen auf dem Salzburg-Ring klar In Führung. Doch nach sechs von sieben Runden war Feierabend: Vereisung der Kompressor-Zuleitung seiner 500er BMW.
hs