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Der „Rosenheimer Anzeiger“ und der „Wendelstein“ vom 16. Dezember 1898

Marktverbot wegen Seuche, ein heftiger Sturm und zwei üble Verbrecher vor Gericht

Der „Rosenheimer Anzeiger“ und der „Wendelstein“ vom 16. Dezember 1898.
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Der „Rosenheimer Anzeiger“ und der „Wendelstein“ vom 16. Dezember 1898.

Wieder einmal schauen wir an diesem Wochenende ins Zeitungsarchiv: Was berichteten unsere Kollegen vor 125 Jahren? Blickt mit uns in die Ausgabe des „Rosenheimer Anzeiger“ und des „Wendelstein“ vom 16. Dezember 1898:

Rosenheim - „Auf Antrag des Bezirksamts Rosenheim wird wegen einiger im Bezirksamtssprengel kontaktierten Fälle von Maul- und Klauenseuche bekannt gegeben, dass die Viehmärkte in hiesiger Stadt bis auf Weiteres eingestellt sind“, meldet der „Rosenheimer Anzeiger“ gleich auf der Titelseite. „Den Geschäftskreisen ist durch dieses Verbot ein erheblicher Schaden erwachsen, welcher auf die eben sich entwickelnden Weihnachtsgeschäfte äußern wird.“

„Eine lange Zeit war notwendig, um nach dem letzten Marktverbot den Warenverkehr zu heben. Mit vieler Mühe ist dies glücklich gelungen und die Märkte in Rosenheim haben bei den zum Teil sehr zu Gunsten des Marktstandes selbst wie des hierdurch geworde nen Geschäfts ausgefallen ist“, so der Artikel weiter, „Man hatte sich an den Verkehr gewöhnt, der nun wieder auf längere Zeit unterbrochen sein wird, zumal verseuchtes Terrain lange gemieden wird und nur mit berechtigtem Misstrauen nach Aufhebung des Verbots betreten wird.“

„Viehmärkte hatten für Rosenheim schon seit alters her eine große Bedeutung. Sie wurden traditionell an den sieben Jahrmärkten abgehalten: dem Viertagmarkt am Donnerstag nach Aschermittwoch, dem Mitterfastenmarkt am vierten Donnerstag in der Fastenzeit, dem Grasmarkt am Osterdienstag, dem Christihimmelfahrtsmarkt am Sonntag vor dem Feiertag, dem Kirchweihmarkt, dem Simon-Judä-Markt am letzten Sonntag im Oktober und dem Nikolausmarkt am dritten Adventsonntag“, wie Ingeborg Armbrüster in einem Beitrag für das Stadtarchiv Rosenheim schreibt, „Zusätzlich gab es noch einen Viehmarkt am Vorabend des Dreikönigstages, den sogenannten Gebnachtsmarkt. Ab 1879 durften zusätzlich am ersten Donnerstag jeden Monats Hauptviehmärkte stattfinden.“ Sie fanden bis 1970 statt.

Verbraucherschutz-Tipps anno 1898 und ein schlimmer Sturm

Verbraucherschutz ist wiederum der Inhalt eines der Titelthemen des „Wendelstein“ an diesem Tag. „Auf der ganzen Linie der Versandgeschäfte wird mobil gemacht, um das Publikum in Stadt und Land mit Preislisten zu überschwemmen. Alles und Jedes, Gebraucht- und Luxusware, kommt hier zum Angebot und wird anscheinend unter den günstigsten Bedingungen geliefert“, so der Autor des Beitrags. Er rät allerdings, stattdessen selbst aktiv zu werden und die Rosenheimer Innenstadt für einen Einkaufsbummel zu besuchen. Dies habe insbesondere den Vorteil, dass man nicht „die Katze im Sack“ kaufe. Schon in Zeiten lange vor Amazon und Co. ist so etwas also bereits Thema.

„Ein Sturmwind brachte heute Mittag ein regelrechtes Hagelwetter, begleitet mit Blitz und Donner, wie es im Sommer sonst nur möglich ist“, berichtet unterdessen der „Anzeiger“ auf Seite zwei, „Den ganzen Vormittag hatte ein heftiger Südwind vielfachen Schaden an Häusern und Dächern daselbst verursacht. Der Verkehr wurde mehrfach gestört und die Personen- und Schnellzüge sind mit großen Verspätungen eingetroffen.“ Aus vielen Gegenden werde Hochwasser gemeldet.

Zwei üble Verbrecher vor Gericht

„Eine förmliche Manie zru Brandstiftung scheint der 44 Jahre alte Dienstknecht Max Bachmaier von Haslach zu haben. Er wurde im Jahre 1885 wegen Brandstiftung mit dreieinhalb Jahren Zuchthaus, im Jahre 1890 mit acht Jahren Zuchthaus bestraft“, heißt es in einem Bericht aus dem Schwurgericht im „Wendelstein“, „Erst Anfang dieses Jahres aus dem Zuchthaus entlassen, zündete er am 11. Juli in der Ortschaft Walkersdorf einen dem Bürgermeister gehörigen Stradel an, so dass ein Schaden von 1000 Mark enstand. Urteil: Neun Jahre Zuchthaus.“

Diese Blicke ins Zeitungsarchiv gab es schon:

Inflation und Mord-Drama am Waginger See: Das bewegte die Region vor 100 Jahren

Preußen-Bashing durch den „Kini“, Ehrungen und „Siegestropfen“: Die Zeitung vor 150 Jahren

150 Jahre alte Flachwitze, alles wird teurer und die Rinderpest rollt an

Der Kaiser dampft durch Rosenheim und ein grässlicher Unfall in Wasserburg

Post für den „Anzeiger“, Warnung vor Brasilien und drakonische Strafen für Landstreicher

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Auch der „Anzeiger“ schreibt über einen schlimmen Kriminalfall, der 21-jährige Franz Neuner, ein Tagelöhner aus Beyharting musste sich ebenfalls vor dem Schwurgericht verantworten: „Dieser schon im Alter von 17 Jahren wegen Unsittlichkeit mit sechs Monaten Gefängnis bestrafte Bursche hat am 24. September diesen Jahres, Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr im Oberhoferwald bei Tölz eine mit Holzsammeln beschäftigte 76-jährige Mauererswitwe und Armenhäuslerin in solch brutaler Weise vergewaltigt, dass die arme alte Person sechs Wochen ärztlich behandelt werden musste. Der Bursche wurde zu vier Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt.“

hs

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