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Der Rosenheimer Anzeiger vom 18. November 1873

150 Jahre alte Flachwitze, alles wird teurer und die Rinderpest rollt an

Der Rosenheimer Anzeiger vom 18. November 1873
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Der Rosenheimer Anzeiger vom 18. November 1873.

Wieder einmal schauen wir an diesem Samstag ins Zeitungsarchiv: Was berichteten unsere Kollegen vor 150 Jahren? Blickt mit uns in die Ausgabe des Rosenheimer Anzeigers vom 18. November 1873:

Rosenheim - „Weshalb sind die Diebe klüger als die Ärzte? Weil sie, wenn sie irgendwo weggehen stets wissen, was den Leuten fehlt!“ Na lacht Ihr schon? Hier noch ein echter Knaller: „Wann blasen die Musikanten umsonst? Wenn ihnen die Suppe zu heiß ist!“ In der Ausgabe des Rosenheimer Anzeigers vom 18. November 1873 kam irgendwer auf die Idee, auf der Seite zwei eine Spalte mit Witzen diesen Kalibers zu füllen. Darunter auch noch dieser hier: „Die beste Telegraphenlinie wäre wohl die: Wenn man alle halbe Meile ein Weib stationierte, und der erstern die Nachricht als ein Geheimnis anvertraute.“

Vielleicht fühlten sich die Blattmacher auch zu diesem Schritt veranlasst, weil es auf Titelseite erstmal mit dem ernsten Thema von Preissteigerungen losgeht. Konkret Mieten, Brennmaterial „und die allernötigsten Bedürfnisse des Magens“. Die gestiegenen Mieten, so der Autor des Artikels seien durch einen neuen Trend zu Gewinnsucht bei Vermietern hervorgerufen worden. „Was die unentbehrlichen Lebensmittel betrifft, so liegt der Grund ihrer Teuerung in dem Umstande, dass sich ihrer der Groß- und Kleinhandel vollkommen bemächtigt hat.“ Dies habe den traditionellen Einkauf auf dem Wochenmarkt direkt vom Erzeuger abgelöst. „Bis diese Gegenstände in den Besitz des Konsumenten gelangen, gehen sie durch eine Menge habsüchtiger Hände.“ Auch die Preissteigerungen für Brennholz seien in Spekulationsgeschäften begründet.

„Das es auch Mittel geben muss, um dieser Preissteigerung ein Ende zu machen, ist nicht zu bezweifeln, wenn es nur eimmal der Staatsregierung einfiele, mit Ernst an diese Aufgabe zu gehen“, fordert der Autor zum Abschluss, „Die möglichste Beschränkung des Viktualienhandels und die Wiedereinführung der Bier-, Brot- und Mehltaxe würde sich vor Allem empfehlen und es wäre sehr zu wünschen, dass bei dem jetzigen Landtag diese Landes-Kalamität zur Sprache käme und mit aller Energie auf deren Beseitigung gedrungen würde.“

Dem folgen zunächst diverse internationale Meldungen sowie Berichte aus der Landeshauptstadt. Dann geht es mit regionalen Meldungen erst auf Seite 3 weiter. „Am Dienstag, den 11. November wurde am hellen Tage, früh um halb acht Uhr, in nächster Nähe der Staatsstraße in der sogenannten Lohe nächst Wasserburg an der Müllersfrau von Landenham ein Raubanfall verübt. Als dieselbe auf dem Wege nächst dem halbverfallenen Gebäude ging, welches den willkommensten Schlupfwinkel für das Gesindel bildet, sprang plötzlich ein Mann aus demselben auf sie zu und nahm ihr unter Drohungen einige Groschen ab, die sie zufälligerweise in der Tasche hatte, während demselben die größere Summe, die sie in ihrem Mieder aufbewahrt hatte, verborgen blieb.“

Weiterhin berichtet der Anzeiger, dass in der vergangenen Woche „bei dem Maierlbauern Josef Spiel in Högering, Gemeinde Stephanskirchen, durch einen unbekannten Täter eingebrochen und an Bargeld 500 Mark entwendet“ wurden. Scheinbar um noch Platz zu gewinnen, folgen dann auf einmal noch zwei Geschichten aus Oberfranken und Preßburg, dem heutigen Bratislava. Auch im weiteren springt die Zeitung immer wieder zu Meldungen von außerhalb der Region, wie der Mitteilung, dass aus Hamburg ein Passagierschiff nach New York abgefahren sei.

In den letzten beiden Spalten der dritten Seite taucht dann auf einmal noch ein Bericht über Ausbrüche der Rinderpest auf „welche in den österreichischen Gebieten nicht mit der gehörigen Energie bekämpft zu werden scheint.“ Der Autor klagt, infolge dessen rücke sie „dem schönen Bayernlande mit seiner großartigen Viehzucht und einem viele Millionen repräsentierenden Viehstande immer näher und wird für dasselbe immer bedrohlicher.“ Auch in Niederbayern habe es bereits einen Ausbruch gegeben, weshalb aus Passau Militär angerückt sei, um die Umgebung abzuriegeln.

Diese Blicke ins Zeitungsarchiv gab es schon:

Inflation und Mord-Drama am Waginger See: Das bewegte die Region vor 100 Jahren

Preußen-Bashing durch den „Kini“, Ehrungen und „Siegestropfen“: Die Zeitung vor 150 Jahren

Im Anschluss werden auch noch Verfügungen des Bürgermeisters zum Schutz vor der Pest angefügt und auch der Autor selbst appelliert an seine Leser: „Sorglosigkeit und Leichtsinn setzen Millionen aufs Spiel, durch allgemeine Wachsamkeit und Anzeige jedes bedenklichen Vorkommens, sowie sofortige Einschreitung gegen gegen gewissenlose Schmuggler oder Händler kann großes Elend abgewendet werden. Tue also jeder vollauf seine Schuldigkeit!“

hs

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