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Eine Geschichte aus dem Zeitungsarchiv

Darum stand Rosenheim 1954 plötzlich mit hunderten Flaschen Wein und der Frage da: Was tun damit?

Zwei Tage lang waren sie aus Italien unterwegs, dann tuckerte eine Delegation aus Italien mit ihrem Lkw eines Abends im Jahr 1954 nach Rosenheim hinein. An Bord: Hunderte Flaschen Wein für die Stadt. Die wiederum sah sich vor der Frage: Was tun mit dem ganzen guten vino? Hier erfahrt Ihr, was dahinter steckte:
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Zwei Tage lang waren sie aus Italien unterwegs, dann tuckerte eine Delegation aus Italien mit ihrem Lkw eines Abends im Jahr 1954 nach Rosenheim hinein. An Bord: Hunderte Flaschen Wein für die Stadt. Die wiederum sah sich vor der Frage: Was tun mit dem ganzen guten vino?

Zwei Tage lang waren sie aus Italien unterwegs, dann tuckerte eine Delegation aus Italien mit ihrem Lkw eines Abends im Jahr 1954 nach Rosenheim hinein. An Bord: Hunderte Flaschen Wein für die Stadt. Die wiederum sah sich vor der Frage: Was tun mit dem ganzen guten vino? Hier erfahrt Ihr, was dahinter steckte:

Rosenheim - „Nach zweitägiger Reise langte am Dienstagabend gegen halb acht Uhr ein kleiner Lastwagen in Rosenheim ein, dessen fremdländische Bauart und Aufschrift ‚Municipio di Padova‘ mit ziemlicher Sicherheit die italienische Herkunft vermuten ließen. In langsamer Fahrt rollte er über den Max-Josefs-Platz, auf der Suche nach dem hiesigen Bürgermeisteramt, dem Rathaus“, berichtete das OVB am 12. August 1954, „Da es um diese Stunde sehr unsicher erscheinen mußte, den ersten Mann der Stadt noch in seinen Amtsräumen anzutreffen, verlegte man unter Beteiligung eines eilig herbeigerufenen Dolmetschers, als solcher fungierte Hermann Kroiß, die unzeremoniellen Empfangsverhandlungen in die Wachstube der Stadtpolizei an der Königstraße, in der begründeten Hoffnung, hier die notwendige Unterstützung zu erhalten.“

„Bürgermeister Sebald war auch wenig später an Ort und Stelle und schüttelte dem Signore Edgardo Bottazzo, einem Beamten der Stadtverwaltung in Padua, herzlich die Hand. Angekommen waren mit Signore Bottazzo und seinem Fahrer vierzehn Kisten mit sechshundert Flaschen Rotwein, Marke ‘val Policella‘, eine Freundschaftsgabe der italienischen Stadt Padua, zustandegekommen auf Initiative des Paduaner Bürgermeisters Avvocato Oesare Crescente“, so der Bericht weiter, „Dazu noch eine schöne Chronik des ökonomischen Lebens der Provinz und Stadt Padua.“

Rosenheim stand 1954 plötzlich mit hunderten Flaschen Wein und der Frage da: Was tun damit?

Die Stadt Padua hatte, veranlasst durch Hochwassermeldungen aus dem Rosenheimer Gebiet, bereits im Juli ein Telegramm gesandt, in dem angesichts der seinerzeitigen Rosenheimer Hilfe für die Hochwassergeschädigten in Oberitalien mitgeteilt wurde, dass man im Sinne der Gegenseitigkeit der guten Beziehungen zwischen den beiden Städten nunmehr für Rosenheim eine Hilfsaktion starten würde. Die Rosenheimer hätten daraufhin sinngemäß zurückgeschrieben, daß eine ausgesprochene Hilfsaktion mit Sachspenden zumindest für die Stadt selbst eigentlich nicht notwendig sei. „Die Paduaner aber hatten es sich doch nicht nehmen lassen, sich für die von Rosenheim aus erfolgte Hilfe in der Form eines Freund schaftsgeschenkes zu revanchieren, das man, wie Signore Bottazzo betonte, nicht nach seinem materiellen Wert, sondern nach seinem Sinn beurteilen und aufnehmen möge.“

„Bürgermeister Sebald, der die beiden Italiener anschließend zum Abendessen einlud, dankte dem Vertreter der Stadt Padua und versicherte, daß das Geschenk aus Italien so verstanden werde, wie es in Padua gemeint sei. Die Art der nicht nur lukullisch wertvollen Fracht hatte es mit sich gebracht, daß der Wagen nach den Gepflogenheiten der Zollbehörden drei Stunden am Brenner und dieselbe Zeit in Kufstein auf die Abfertigung warten mußte, die bei der Einfahrt nach Deutschland auch noch mit unverständlich hohen Gebühren belastet wurde“, so der Bericht schließlich, „Diese Kosten werden durch die Stadt Rosenheim übernommen. Was die Verwendung des Geschenkes anbelangt, so geht ein Vorschlag Bürgermeisters Sebald dahin, den Wein dem städtischen Glückshafen auf der Herbstfestwiese zu überlassen und den Erlös an die Bedürftigen der Stadt Rosenheim zu verteilen.“

Verteilungsplan beschlossen

Von diesem ersten Verteilungsplan sei man dann jedoch abgekommen, wie die Zeitung dann am 14. Juni berichtet: „Nunmehr ist vorgesehen, die Flaschen an bedürftige Hochwassergeschädigte zu verteilen, wobei auch Geschädigte aus dem Landkreis mit einbezogen werden sollen, der sich seinerzeit ebenfallsa n der Spendenaktion zugunsten der Stadt Padua beteiligt hatte.“ Einen Monat darauf fand sich dann eine Lösung, wie die Zeitung am 10. Juli schrieb: 300 Flaschen gingen an den Landkreis, die andere Hälfte werde die Stadt selber verteilen, wie auf einen Antrag der UP-Fraktion hin beschlossen wurde.

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„Das Bürgermeisterzimmer im Rathaus glich vorgestern dem Lager einer Weinhandlung; die Stadtverwaltung verteilte die Weinspende aus Padua and ie 165 Hochwassergeschädigten Rosenheims“, kann schließlich am 16. Oktober berichtet werden, „130 Geschädigte erhielten je zwei Flaschen, der Rest je eine Flasche Rotwein der Marke ‚Valpolicella‘, Jahrgang 1951. Meist waren es Frauen, die mit Handtaschen erschienen, um den Wein abzuholen. Oberinspektor Heindl, in der Rolle des Empfangschefs, sorgte dafür, dass die Verteilung reibungslos und ohne bürokratische Umschweife ablief. Unterschrift genügte. Jedem Empfänger gab er außer der Korbflasche auch den unverbindlichen Vorschlag mit, den Wein auf das Wohl der Stadt Padua zu trinken.“

hs

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