75. Todestag von Faltboot-Pionier Johann Klepper aus Rosenheim am 31. Januar 2024
„Der Vorkämpfer des Faltbootsports ging in die Ewigkeit, aber sein Werk lebt weiter“
Am Mittwoch, den 31. Januar jährt sich der Todestag von Johann Klepper zum 75. Mal. Anlässlich dessen blicken wir mit dem Stadtarchiv und mittels alter Zeitungsausgaben auf das Leben des Faltboot-Pioniers aus Rosenheim zurück:
Rosenheim - „Ehrenbürger Johann Klepper gestorben - Der Vorkämpfer des Faltbootsports ging in die Ewigkeit, aber sein Werk lebt weiter“, so betitelte das Oberbayerische Volksblatt (OVB) seinen Nachruf in der Ausgabe vom 3. Februar 1949. „Am Dienstagvormittag durcheilte die Kunde vom Ableben des Herrn Johann Klepper, Ehrenbürger der Stadt Rosenheim, die Stadt. Im Alter von nicht ganz 81 Jahren wurde er nach einem langen, von Arbeit und Sorgen, von Mühen und Erfolgen ausgefüllten Leben am Montagabend um 9 Uhr in die Ewigkeit abberufen.“
Schon seit Vater war ein bedeutendes Mitglied der Gemeinde gewesen, wie man wiederum aus dessen Nachruf im „Rosenheimer Anzeiger“ vom 24. Januar 1903 erfährt: „Ein Rosenheimer Bürgerveteran ist gestern Abend 6 Uhr mit Herrn Johann Klepper, Privatier im 61. Lebensjahre nach langem Schmerzenslager aus dieser irdischen Zeitlichkeit geschieden“, heißt es darin, er sei „Besitzer des dahier seit 1820 bestehenden Herrenkonfektions-Geschäftes“ gewesen.
75. Todestag von Faltboot-Pionier Johann Klepper aus Rosenheim am 31. Januar 2024
„Am 20. September 1878 verkaufte die Stadt Rosenheim ihr altes Rathaus am Max-Josefs-Platz an die Schneiderfamilie Klepper.
Der am 23. Mai 1868 in Rosenheim geborene Schneidermeister Johann Klepper ließ es umbauen und für 35.550 Mark um ein Stockwerk erhöhen. Im ersten Stock wurde die Schneiderwerkstatt eingerichtet. Johann Klepper hatte in Rosenheim zunächst die Volksschule, dann die gewerbliche Fortbildungsschule besucht“, heißt es in einem Bericht des Stadtarchivs Rosenheim über ihn. Der einzige Hinweis im „Rosenheimer Anzeiger“ darauf findet sich in der Ausgabe vom 29. Januar 1879, „Das Baugesuch des Kleiderhändlers Klepper wurde genehmigt“, im Bericht aus der Stadtratssitzung.
Schon über Kleppers Vater hatte es in dessen Nachruf geheißen, er habe „Viele Reisen im Auslande, besonders längere Aufenthalte in Frankreich“ absolviert, „zur Erweiterung seiner geschäftlichen Kenntnisse, zu einer Zeit, wo das weite Reisen noch mit besonderen Schwierigkeiten verbunden war.“ Auch sein Sohn eignete sich auf seiner fünfjährigen Wander- und Gesellenzeit umfangreiches Fachwissen an.
Vom Geschäft am Max-Josefs-Platz zum Werk an der Mangfall
Der nächste große Schritt in seiner Karriere war 1902 die Erweiterung um eine Abteilung mit Loden-, Leder- und Gummibekleidung und später die Herstellung und den Verkauf von Sommer- und Wintersportartikeln. „Die Betriebserweiterung begründete sich auf Kleppers eigene Betätigung als Bergsteiger, Schwimmer, Skifahrer, Rodler und Wassersportler. Große Erfolge waren der sogenannte Kleppermantel, ein zusammenklappbarer Rodelschlitten oder ein Schneebaukasten ‚Iglu‘“, heißt es weiter im Bericht des Stadtarchivs.
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1919 kam dann die Gründung der Klepper GmbH und die Erweiterung der Firma um das Gelände an der Mangfall. In der Ausgabe des „Anzeigers“ vom 21. Juni findet sich die Ankündigung des Handelsregister-Eintrags: „Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung von Sportartikeln und Sportgeräten, insbesondere des Faltbootes - System Klepper - von sportlichen Kleidungsstücken und von Spielwaren und der Handel und Vertrieb von selbstgefertigten oder fertig bezognen Erzeugnissen gleicher Art.“
Atlantiküberquerung im Klepper-Boot
Seine Blütezeit war in den 1920er und 30er-Jahren. Dies insbesondere, nachdem der ehemalige Kapitän Franz Romer von Afrika aus mit einem seiner Faltboote den Atlantik überquerte. „Das von Leuten mit einer gewissen Erfahrung auf See belächelte und für unmöglich gehaltene Unternehmen“, sei gelungen, berichtet der „Anzeiger“ darüber am 1. August 1928, „Ein glänzendes Zeugnis stellt die fünfmonatige Fahrt den Erzeugnissen der Rosenheimer Klepperwerft aus, die wir zu dem schönen Erfolg beglückwünschen.“ Zahlreiche weitere Expeditionen rund um die Welt, welche seine Boote und Zelte verwendeten, zementierten dann seinen Status. Maria Berchtenbreiter, eine der ersten Journalistinnen Bayerns, sprach in einem Beitrag über „Rosenheimer Faltbootgeschichten“ gar von „Rosenheim, die Stadt der Klepperboote“.
„Wegen seiner Unterstützung kultureller Belange, Förderung des Fremdenverkehrs und Schenkungen an das Städtische Museum wurde Johann Klepper am 25. Mai 1948 das Ehrenbürgerrecht der Stadt Rosenheim verliehen“, so der Bericht des Stadtarchivs weiter. „Johann Klepper ist tot, sein Name aber ist ein Begriff, sein Werk lebt fort, nicht nur in der Heimat, sondern in der ganzen Welt“, schließt der Nachruf des OVB auf ihn. Im Anschluss an seine Beerdigung am 4. Februar fand im großen Rathaussaal eine feierliche Trauersitzung des Stadtrates statt.
Seine Nachfolge hatte bereits 1923 sein Sohn Hans übernommen. Die FIrma blieb noch bis 1973 in Familienbesitz, bevor es an einen Augsburger Unternehmer ging. 1978 wurde der Faltbootsektor ausgegliedert, deren Produktion und Verwaltung sich bis heute im Klepper Gewerbepark befindet. 2012 wurde die Produktion verringert, wie das OVB damals berichtete. „Johann Klepper war eine prägende Figur der Rosenheimer Zeitgeschichte, da er eine bedeutende Rolle im städtischen Wirtschaftsleben gespielt hat. Seine Faltboote trugen den Namen Rosenheims in die Welt hinaus. Am 23. Mai 1948 wurde Klepper zum Ehrenbürger der Stadt Rosenheim ernannt. Trotz dieser engen Verbindung ist die Biographie Kleppers noch nicht vollständig erforscht“, teilt die Stadt Rosenheim auf Anfrage unserer Redaktion mit.
hs