Berichte in der Zeitung von heute und aus den 40er- und 50er-Jahren
Eine kleine Zeitreise: Das OVB zu Besuch beim selben Familienbetrieb heute und vor Jahrzehnten
Wir machen eine kleine Zeitreise: Erst vor kurzem besuchte unser Redakteur Michael Bartel die Keramikwerkstatt der Klampfleuthners auf der Fraueninsel. Wir nehmen euch mit zu drei Berichten aus den 40er- und 50er-Jahren, in denen das Oberbayerische Volksblatt (OVB) demselben Familienbetrieb schon mal einen Besuch abstattete.
Frauenchiemsee - „Der Name Klampfleuthner ist allen, die jemals die Fraueninsel betreten haben ein Begriff“, heißt es in einem Bericht des OVB vom 28. Dezember 1948, „Klampfleuthners Ehrgeiz richtet sich auf gute Handwerksarbeit, so wie sie von seinen Vorfahren geleistet wurde und wie er möchte, dass sie sein Sohn in die Zukunft weiterträgt. Dieser und die immer lachende, im Bemalen von Vasen so geschickte Tochter sind seine einzigen Hilfen - nebst dem in dreihundertjähriger Überlieferung überkommenen Formengut, an dem er aus einem sicheren Instinkt für das Einfach-Schöne unerschütterlich festhält.“
Illustriert ist das Ganze mit zwei Fotos von Vater und Tochter bei der Arbeit. 76 Jahre später besuchte vor kurzem unser Redakteur Michael Bartel den Betrieb. Während die Kollegen damals noch über die Klampfleuthners als den Traditionsbetrieb inmitten einer Reihe von neu gegründeten Keramikwerkstätten berichteten, sind sie nun ein wenig „die letzten ihrer Art“ auf der Insel. Schwere Zeiten machen auch vor der Traditionstöpferei Klampfleuthner auf der Fraueninsel nicht halt. Gestiegene Kosten, dringend gesuchte Mitarbeiter, ein Meister, der sich dem Rentenalter nähert. Jetzt schlägt der Betrieb neue Wege ein, wie Bartel berichtet.
Schon einige Wochen vor dem eingangs zitierten Artikel war der Betrieb im Jahr 1948 Inhalt eines Beitrags im OVB gewesen, dabei wurde Georg Klampfleuthner, der Großvater des jetzigen Inhabers, in der Rubrik „Menschen aus unserer Mitte“, illustriert mit einer Zeichnung seines Gesichts, vorgestellt. „Es dürften wenige Leser dieser Zeitung nicht schon von ihnen gehört haben, Meister Klampfleuthner ist ein entschiedener Gegner der Reklamepublizistik, er ist äußerst wenig mitteilsam über seine Person“, erfahren wir dort, „Dafür kann man ihn eher dazu bewegen, eingehender von der Tradition seines Hauses und seines Berufs zu erzählen. [...] Der Wunsch, die Persönlichkeit des Meisters eingehender zu würdigen, stößt auf seinen Widerstand; er will nicht im öffentlichen Scheinwerferlicht stehen.“
Als mein Kollege Michael Bartel bei der Familie zu Besuch ist, bekommt er Bilder von dem Groß- beziehungsweise Urgroßvater gezeigt. Zu sehen ist etwa, wie Georg Klampfleuthner als Kind von seinem Großvater in die Werkstatt eingeführt wird, während im Hintergrund sein Vater an der Töpferscheibe sitzt. Ein weiteres Foto zeigt das damalige Vater-Tochter-Duo zusammen auf einer Bank. Georg Klampfleuthner ist mit einer Zigarre im Mund und einem Cocktailglas zu sehen, die Ärmel sind hochgekrempelt und man kann eine Anker-Tatoowierung am Arm erkennen.
Harmonische Zusammenarbeit, vor 76 Jahren und in der Gegenwart
Acht Jahre nach den beiden bereits zitierten Berichten, 1956, verschlägt es diesmal die Prienerin Hildegard Hofinger für das OVB zu den Insel-Keramikern. Die 1986 Verstorbene war, wie wir einem Nachruf in der Zeitung entnehmen können, „nicht nur als Autorin heimatkundlicher Gedichte bekannt, sie machte sich auch als Verfasserin historisch-bezogener Theaterstücke [....] einen Namen“. Sie berichtet uns, Vater, Sohn und Tochter seien „in einem seltenen künstlerischen Zusammenschluss einander verbunden, gehören zur Wesensheit der Insel und weder jene noch diese haben es notwendig, anderes aus sich zu machen, als sie sind.“
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„Dass Vater und Tochter ein gutes Team sind, macht sich bereits im Gespräch mit den beiden bemerkbar: Wenn sie mit Begeisterung über ihr Handwerk erzählen, führen sie die Sätze des anderen zu Ende, ohne sich dabei ins Wort zu fallen. Ganz wie sie ihre gemeinsame Arbeit in der Werkstatt beschreiben: ‚Jeder Handgriff geht ineinander über. Keiner macht eine Sache allein, und jedes Teil ist mindestens von zwei Leuten angefasst worden, bis es fertig ist‘“, berichtet wiederum Michael Bartel mehrere Jahrzehnte später seine Eindrücke.
hs
