Jahresrückblick im Landkreis Altötting
Das Jahr 2023: Kurios, tragisch und mysteriös – vom Tornado bis zum Schamanen-Ritual
Was das Jahr 2023 für den Landkreis Altötting bereithielt, war alles andere als langweilig: Von Vandalismus über Extremwetter bis hin zu kuriosen Ritualen war wirklich alles geboten. Auch schöne und rührende Geschichten waren dabei.
Januar: Schandfleck und Gift
Das Jahr begann mit guten und schlechten Nachrichten: Während man sich in Burghausen freute, dass der „Schandfleck Salzachzentrum“ am Stadteingang endlich angepackt werden sollte, warnte das Landratsamt Altötting vor dem Verzehr von Alz-Fischen. Sie waren 20-mal stärker mit giftigen Zinnverbindungen belastet als Fische in Rhein und Elbe. Die Belastung durch die chemische Industrie ist im Landkreis Altötting ein leidiges Thema – dagegen war die Bekanntmachung der Pläne für das Salzachzentrum eine ganz besondere Nachricht für die Burghauser.
Februar: Geisterfahrer und Kultgaststätte
Anfang Februar kam es zu einem schrecklichen Unfall: Ein Geisterfahrer hinterließ auf der A94 ein Trümmerfeld. Er verursachte mehrere Kollisionen, durch die ein 34-jähriger Mann aus Fürstenfeldbruck tödlich und mehrere Personen leicht verletzt wurden. Währenddessen feierte Jean-Yves Terrier am 3. Februar sein einjähriges Jubiläum als Wirt der legendären Grübenbar in der Burghauser Altstadt. Zusammen mit Besitzerin Elfriede Demmelhuber ließ er die Vergangenheit revue passieren.
März: „Wolfsangriff“ und Graffiti
Der März begann mit einer „aufregenden“ Verhandlung am Amtsgericht Altötting: Ein Landwirt hatte vor den Augen seiner Nachbarin und deren Sohn ihren Hund erschossen. Seiner Tat war ein Angriff des Vierbeiners auf die Kälber des Bauern vorausgegangen. „Wie ein Wolf in der Schafherde“, soll der Schäferhund auf die Tiere losgegangen sein. Zur Mitte des Monats wurde dann ein Graffiti an einem historischen Burggebäude entfernt: Klingt zuerst uninteressant, doch die Methode war ganz besonders. Bei ihrer Schmieraktion im Dezember 2022 hatten Unbekannte einen Schaden von etwa 20.000 Euro an dem historischen Burggebäude verursacht.
April: Mysteriöse Rituale und Diebstahl
War es Voodoo? Oder Anden-Schamanismus? Im April hatten sich Vandalen an einem Marktler Wanderweg zu schaffen gemacht und dabei zerstörte Geländer und seltsame Haufen von Lebensmitteln und Symbolen hinterlassen. Ein Ethnologe der LMU München meinte, es könne sich um ein Ritual in Verbindung mit Schnapsgenuss handeln. Im April entdeckte ein Burghauser Mutter außerdem, dass ihr E-Bike fehlte. Erschrocken musste die Familie feststellen, dass die Überwachungskamera den Unbekannten dabei gefilmt hatte, wie er das Fahrrad klaute. Der Artikel über den Fall führte zu mehreren Tipps aus der Bevölkerung. Schließlich konnte die Polizei den Dieb festnehmen und das Rad zurück an die Besitzerin übergeben.
Mai: Suche nach dem Bruder und Mordprozess
Im Mai machte sich eine Frau aus dem Allgäu auf die Suche nach ihrem Halbbruder. Bereits zweimal waren Melanie F.s Versuche zuvor gescheitert. Der dritte Anlauf sollte aber von Erfolg gekrönt sein: Während ihres Aufenthalts in Burghausen konnte F. ihren Halbbruder nach 40 Jahren endlich wieder sehen. Kurze Zeit nach dem schönen Ereignis startete dann der Prozess gegen einen Mann aus dem Kosovo, der im Juli 2022 einen vierfachen Vater aus Burghausen vor einem Burghauser Spielcasino erschossen hatte. Der Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Juni: Der schwerverletzte Freund
Auch der Juni startete mit einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess: Diesmal betraf es einen jungen Mann aus Ampfing, der nach einem Volksfest seinen Freund und Nachbar überfahren hatte und diesen wohl verletzt auf der Straße liegen gelassen hatte. Obwohl sich Täter und Opfer bereits außergerichtlich einig geworden waren, und dem Opfer kaum körperliche Schäden geblieben sein sollen, saß der junge Unfallfahrer lange in Untersuchungshaft. Ihm wurde versuchter Mord vorgeworfen, weil er sich ohne Hilfeleistung vom Unfallort entfernt habe. Der Prozess konnte am Ende nicht abgeschlossen werden, weil ein weiteres Unfallgutachten erstellt werden sollte.
Juli: Ein Tornado in Burghausen
Im Juli bahnte sich ein Tornado seine Schneise durch Burghausen. Während manche Burghauser von dem Wirbelsturm nichts mitbekamen, waren andere schwer von seiner zerstörerischen Wirkung betroffen. Beginnend im Westen der Neustadt, bahnte sich der Tornado seinen Weg in einem Bogen bis an die Salzach, wo er sich am Gebäude des Schöpfwerks entlud. Das Dach wurde von dem Sturm angehoben und gedreht. Zuvor waren auch einige private Häuser beschädigt worden.
August: Nostalgie und Pflegegrade
Dass sich die Burghauser Altstadt in den vergangenen 150 Jahren stark gewandelt hat, ist an den vielen Fotos im Haus der Fotografie ersichtlich. Die markantesten Veränderungen fanden jedoch zwischen Stadtplatz und Platzl statt. Auf den vielen Bildern sind auch diverse Aufnahmen früherer Hochwasser zu sehen: Zum Glück hat die Salzachstadt heute eine Ufermauer.
Großen Widerhall bei den Lesern fand die Geschichte der Familie Gehringer aus Altötting: Um für ihre behinderte Tochter Julia eine Wohngemeinschaft schaffen zu können, kauften sie kurzerhand ein Haus und suchten nach Mitbewohnern: Pflegegrade waren ausdrücklich erwünscht.
September: Harte Fronten und Wiederbelebung
Im September regte sich einiges bei den Leerständen im Burghauser Stadtgebiet. Besonders erfreulich für die Bevölkerung war die Wiederbelebung des Kinocafés. Am 20. September wurden dort endlich wieder die Pforten geöffnet. Aber wo an einem Ort die Türen aufgehen, da gehen sie andernorts zu: Die Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern des geplanten Windparks im Öttinger und Burghauser Forst schien bereits unüber“wind“bar geworden zu sen. Bei einer Graffiti-Aktion im Öttinger Forst, hatten sich Windpark-Gegner ausgetobt und diverse Gebäude mit Anti-Windkraft und Anti-Industrie-Parolen beschmiert.
Oktober: Aktivisten und Schleuser-Drama
Der Oktober begann am Amtsgericht Altötting mit dem Prozess gegen einen Tierschutzaktivisten aus Burghausen. Er war ins Salzachzentrum eingebrochen und hatte sich in den dortigen Edeka abgeseilt. Hier hatte er sich stundenlang aufgehalten und konnte schließlich auch dort gestellt werden. Nur wenige Tage danach ereignete sich auf der A94 eine Tragödie, die zum Inhalt nationaler Nachrichten werden sollte: Insgesamt sieben Menschen hatten bei der Horrorfahrt ihres Schleusers den Tod gefunden. Nach der Katastrophe tauchte dann ein Video auf.
November: Brandanschlag und strumpfsockige Rettung
Am 3. November erfolgte dann in unmittelbarer Nähe von Burghausen ein Brandanschlag auf einen Geflügelstall. Beinahe wären dem Feuer 9.500 Küken zum Opfer gefallen. Der frisch erbaute Stall war vor genau einem Jahr schon einmal Ziel unbekannter Brandstifter. Dieses Mal hatten die Täter „Justice for animals“ an eine Wand gesprüht. Erfreulich war im November der heldenhafte und strumpfsockige Einsatz einer krebskranken Neuöttingerin: Sie hatte beobachtet, wie ein Auto einen Fußgänger überfahren hatte und eilte dem Mann ohne Schuhe zu Hilfe.
Dezember
Das Jahr endete schließelich mit einem weiteren Extremwetterereignis: Während das Schneechaos in Burghausen zahlreiche Schäden anrichtete und auch am Wöhrsee-Rundweg Lebensgefahr bestand, erlebte ein Burghauser am Münchner Flughafen Schreckliches: Noch im Flugzeug rastete ein Fluggast aus, dann kippte ein Flugzeug auf dem Rollfeld und auf dem Rückweg zum Gate brach ein krebskranker Mann in seinen Armen zusammen.













