Unwetterexperte zu Burghauser Wirbelsturm
„Es war ein echter Tornado“ – Burghauser Sturm unter der Lupe eines Gutachters
Unwetterexperte David Gruber sagt, dass es sich im Fall des Burghauser Wirbelsturm de facto um einen Tornado handelte. Als Gutachter weiß er, welche Faktoren für die Einordnung von Stürmen entscheidend sind.
Burghausen – „Ich habe gestern das Radarecho angeschaut und es ist eindeutig: Das war ein echter Tornado“, sagt David Gruber Unwetterexperte, Naturwissenschaftler und Gutachter. Auf Videos sei gut erkennbar gewesen, dass sich eine Superzelle gebildet habe, die zur Bildung einer sogenannten „Wall Cloud“ führte. Dies sind laut dem Deutschen Wetterdienst Wolken mit einem Durchmesser von etwa 1,5 bis 6,5 Kilometern, deren Untergrenze niedriger als die des zugehörigen Schwergewitters ist. Sie können in der regenfreien Zone kurz nach Beginn des Niederschlags unter einem starken Aufwindstrom entstehen.
Das Wort „Windhose“ verharmlost
Gruber sagt, man habe auf Videos beobachten können, wie sich die „Wall Cloud“ absenkte und massiv rotierte. Genau das sei ein Anzeichen dafür, dass gleich ein Tornado entstehe. Laut dem Deutschen Wetterdienst handelt es sich um einen Tornado, wenn eine Luftsäule, die mehr oder weniger um eine senkrechte Achse rotiert, mit dem Boden Kontakt aufnimmt. Zwar werde im deutschen Sprachgebrauch auch das Wort „Windhose“ verwendet, doch Gruber ist der Meinung, dass es zu einer starken Verharmlosung des Phänomens führe. „Man muss so einen Sturm ernst nehmen, immerhin können Geschwindigkeiten bis zu 500 km/h entstehen.“
„Komplexes Phänomen“
Zur Entstehung des Tornados sagt Gruber, dass es sich um ein sehr komplexes Phänomen handele, dessen physikalische Ursachen noch nicht eindeutig geklärt seien. Der Deutsche Wetterdienst beschreibt die Entwicklung eines Tornados so: Wenn starke Temperaturgegensätze herrschen, kann es dazu führen, dass Luft aufsteigt. Durch Kondensationswärme und starke vertikale Windscherung wird dabei ein rotierender Aufwindschlauch erzeugt. Dieser kann einen Durchmesser von über einem Kilometer erreichen, wobei Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde auftreten können.
Einstufung nach der Fujita-Skala
Laut David Gruber sei für die Einstufung von Tornados die Drehgeschwindigkeit ausschlaggebend. Das Schadensbild in Burghausen, von sich der Unwetterexperte bislang nur durch Fotos und Videos ein Bild machen konnte, lässt ihn die Windgeschwindigkeit des Tornados auf 120 Kilometer pro Stunde schätzen. Tornados werden nach der Fujita-Skala eingestuft, die 13 Stufen umfasst. F0 wurde für die Klassifizierung von Tornados unter 117km/h eingeführt und die Stufen F6 bis F12 stellen nur theoretische Werte dar. Anhand dieser Skala ordnet Gruber den Burghauser Tornado der Stufe F1 zu.
Burghauser Topografie beteiligt?
Doch warum traf es die Altstadt? Spielte die Burghauser Topografie für die Bildung des Tornados eine Rolle? Gruber verneint dies. „Der Tornado zieht so, wie die Mutterwolke zieht – und die bewegte sich Richtung Osten“. Dass es gerade an den auffälligen Straßenkreuzungen Am Platzl (Schöpfwerk) und in der St. Johannser-Straße zu großen Schäden gekommen ist, könne mit vertikalen Windscherungen am Boden zusammenhängen. Doch um dies zu berechnen, müsse man die Schneise des Tornados bis zur Auflösung betrachten und dann kategorisieren, wie viel Winddruck auf gewisse Gebäude und Bäume entstanden ist.
Es war ein Tornado, der durch die Burghauser Altstadt fegte








