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Vorsicht: tierisch emotional - Hundegeschichten aus der Region

Jahresrückblick auf vier Pfoten: Hundstage bei Reporterin Katrin Langenwalter im Jahr 2023.

Katrin Langenwalter und ihre Hündin.
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Reporterin Katrin Langenwalter und ihre Hündin Umay bei einem ihrer zahlreichen Bergausflüge. Der Hund schaut nie in die Kamera, egal wie viele Selfies man macht.

„Man kann auch ohne Hund leben, es lohnt sich aber nicht“, soll Heinz Rühmann mal gesagt haben. Stimmt. Manche Leute sind ja richtig verrückt nach Hund: Ich zum Beispiel. 45 Jahre alt, seit einem Jahr Reporterin bei OVB24 und bekennende Hundetante: Haare auf den Klamotten, Sabber auf der Tastatur, und immer in jeder Tasche Leckerlis und Kotbeutel. Und dann blicke ich auf meine Artikel des letzten Jahres und: Oh Wunder, unzählige Geschichten über Hunde - heldenhafte, sportliche, aber auch sehr traurige.

Traunstein – Morgens, 6.28 Uhr. Zwei Minuten bevor der Wecker klingelt: Zwei gelbe Augen, ungefähr einen Zentimeter vor meinem Gesicht, starren mich erwartungsvoll an. Ich habe Sabber an der Backe. Umay, so heißt mein Wecker vor dem Wecker. Sie ist drei Jahre alt, aus dem Tierschutz und ein Frühaufsteher. Eine Lärche quasi, und ich eigentlich eine Eule. Aber das habe ich schon lange abgehakt.

Aufstehen, Kaffee, Hund füttern, Gassi gehen. Die Morgenroutine. Danach noch das unsägliche Schuhspiel in der Küche. Das zu erklären, würde hier zu weit führen. Ich liebe meinen Hund. Und ein bisschen liebe ich alle Hunde. So ist das bei Hundemenschen. Und ich bin nicht allein. Im letzten Jahr habe ich auch beruflich ganz viele Hunde und ihre Menschen kennenlernen dürfen. Das sind einige ihrer Geschichten:

Hundesport auf Kufen und Rädern: Die Bollingers und ihr tierisch gutes Team

Schnee, Kälte und Hundegejaule: Im Februar durfte ich Familie Bollinger bei ihrer Leidenschaft begleiten: dem Zughundesport. Zwischen Reit im Winkl und Ruhpolding waren wir verabredet. René und Sandra Bollinger haben natürlich ihre Vierbeiner mitgebracht: Vier Border Collies und das kleine Hundemädchen namens Rebound – ein Malinois Welpe. „Die Jungs sind heute gut drauf“, freut sich René nach der ersten Fahrt. Ich stehe begeistert am Rand und juble dem Hunde-Mensch-Gespann zu. Die Hunde lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Schoßhündchen oder Rennsemmel? Mit dem Hundeschlitten, den René an diesem Tag verwendet, braucht es kein großes Hundegespann: „Wenn es ein bisschen ein größerer, kräftigerer Hund ist, kann man mit diesem Schlitten auch mit einem einzigen Hund fahren. Ist natürlich vom Tempo dann ein bisschen anders, man ist dann humaner unterwegs.“ Nur fünf Kilogramm wiegt der Aluschlitten und damit könnten Hunde, so René, ab einem Gewicht von circa 20 Kilogramm vorgespannt werden.

Uns hat der Ausflug motiviert. Es müsse auch nicht gleich der Hundeschlitten sein, sagt Sandra. Verschiedene Zughundesportarten bieten für jeden etwas, egal, welches Fitnesslevel Hund und Mensch aufweisen: Bikejöring, Scooter oder Canicross - selbst Walking mit Hund bieten allen die Möglichkeit, sich draußen mit dem Vierbeiner als Team zu beweisen. Wer Interesse hat, meldet sich am besten bei den beiden.

Thomas Huber verliert treuen Begleiter – Cerro viel zu jung gestorben

Auch Kletterlegende Thomas Huber wollte mit seinem Hund Cerro die Welt erobern. Bei einem Interviewtermin zu seinem neuen Buch „In den Bergen ist Freiheit“ kurz vor Weihnachten 2022 sprechen wir auch über unsere Hunde. Mit leuchtenden Augen erzählt er mir damals von seinem Vierbeiner: ein bayerischer Gebirgsschweißhund, speziell für die Jagd gezüchtet. Thomas habe einen Jagdschein und sei aktiv mit seinem treuen Begleiter unterwegs. Und dann die erschütternde Nachricht:

Cerro, benannt nach dem südamerikanischen Bergmassiv Cerro Torre an der argentinisch-chilenischen Grenze, ist tot. Auf Instagram richtet sich Thomas Huber direkt an seinen verstorbenen Hund: „I have to let you go but you will always be in my heart“. Ich muss dich gehen lassen aber du wirst immer in meinem Herzen sein.  Als Hundebesitzerin geht mir das Schicksal von Cerro sehr nahe. Jeder, der schon mal einen Hund gehen lassen musste, kann den Schmerz von Thomas nachvollziehen.

„„When training, lounging, hunting, in the mountains you were always by my side and gave me closeness, loyalty and love“: Beim Trainieren, Faulenzen, Jagen, in den Bergen, du warst immer an meiner Seite und gabst mir Nähe, Loyalität und Liebe, heißt es in Thomas Post. Er war ein Familienmitglied. Cerro starb, weil er auf der Suche nach einer läufigen Hündin ausgebüxt und dann überfahren wurde. Die Fans von Thomas sprechen ihm damals gut zu: „Ihr hattet die beste Zeit. Das ist es, was zählt.“

Mittlerweile ist Torre eingezogen im Hause Huber. Wieder ein Gebirgsschweißhund. Torre wird sein Herrchen sicherlich über den Verlust ein bisschen hinweghelfen, wenngleich Cerro bestimmt in Thomas Herzen für immer weiterlebt.

„Hoffentlich war sie gleich tot“: Pudelmädchen stirbt in ungesichertem Schacht

Monika Reiter erlebt im Mai 2023 das, was sich Hundebesitzer nur in ihren schlimmsten Alpträumen ausmalen können. Bei einer Gassirunde im Gebiet Fritz am Sand in Ruhpolding verschwindet ihre Hündin Lina spurlos. Drei Tage später die Gewissheit: Die Pudeldame ist tot - ein Verwandter von Monika Reiter findet den leblosen Körper in einem ungesicherten Brunnenschacht. Für chiemgau24.de überwindet sie sich und zeigt mir die Unfallstelle.

„Hoffentlich war sie gleich tot“, so die erschütternden Worte der Hundebesitzerin. Im Gespräch fließen Tränen, bei Monika und bei mir. Es ist erschreckend. Tatsächlich klafft ein mehrere Meter tiefes Loch im Waldboden, unauffällig und teils schon mit Vegetation bedeckt. Lina hatte keine Chance. Ich rufe bei der Gemeinde an - es soll nicht noch ein Tier in den Schacht fallen und dasselbe Schicksal wie Lina erleiden: „Wir haben die Stelle gefunden und meine Leute waren vor Ort, haben sich das angeschaut und haben das jetzt auch provisorisch abgedeckt.

Pudeldame Lina ist nur sieben Jahre alt geworden. Monika Reiter, die Besitzerin des Hundes, zeigt chiemgau24.de den aufgelassenen Brunnenschacht im Wald. Hier ist Lina hineingestürzt und gestorben.

Sepp Eder, Leiter der Bauabteilung in Ruhpolding verspricht uns, diese Todesfalle schnellstmöglich für immer zu versiegeln. Und tatsächlich: Einige Wochen später besuchen Monika und ich die Stelle wieder und der Schacht ist endgültig verschlossen. Für Pudeldame Lina zu spät: „Meine Lina kriege ich deshalb nicht wieder zurück, aber ich würde gern vermeiden, dass nochmal irgendjemand das durchmachen muss, was ich durchgemacht habe.“

Amigo, Monika Reiters zweiter Pudel, hat nun wieder Gesellschaft bekommen. Lina hat einen Nachfolger: „Die Lina weiß, dass es ihr bei mir gut gegangen ist und die würde sicher wollen, dass es einem anderen Tier auch wieder gut geht hier. Ich brauch’ das auch zum Verarbeiten, deshalb vergesse ich die Lina aber nie.“

Wolfsabwehr auf vier Pfoten: Kuschelige Hündchen oder gefährliche Monster?

Im Sommer durfte ich Jenny, Mascha und Paolo kennenlernen. Weiße Riesen mit sanftem Gemüt. Die Herdenschutzhunde von Georg Höllbacher. Der ehemalige Obmann der österreichischen Ziegen- und Schafzüchter, hält selbst noch einige Weidetiere und ist stolzer Besitzer von drei sogenannten Maremmen-Abruzzen-Schäferhunden. Wir haben ihn auf seinem Hof bei Bad Vigaun besucht.

Nachdem sich die drei Herdenschutzhunde beruhigt haben, darf ich sogar über den Zaun steigen. Besonders Paolo, der Rüde, freut sich über Streicheleinheiten. Das Thema Herdenschutzhund wird im Zuge der polarisierenden Meinungen um den Wolf ebenso heiß diskutiert: Sind die Hunde zu gefährlich, zu aggressiv für Wanderer und Touristen? Sind sie effektiv? Höllbacher zieht am Ende unseres Gespräches Bilanz: „Herdenschutzhunde sind die Wahl beim Schutz von Herden, aber die Gesellschaft müsste umdenken. Die Gesellschaft ist nicht bereit für Herdenschutzhunde.“

Herdenschutzhunde haben einen schlechten Ruf: Killer oder Monster werden sie oft genannt. Sie bewachen ihre Herde und der sollte man nicht zu nahe kommen. Bei unserem Besuch war aber, nachdem klar war, dass ich keine Gefahr darstelle, die Begrüßung der klugen und sensiblen Hunde dann sehr freundlich.

Mein Herdenschutzhund auf dem Sofa ruft - und ich folge

Während ich den Jahresrückblick schreibe, sitzt meine Hündin Umay auf der Couch und fängt langsam an, ungeduldig zu werden. Auch in ihr steckt ein sogenannter Maremmen-Abruzzen-Schäferhund, die selbe Rasse wie die Hunde von Georg Höllbacher aus Bad Vigaun. Sie stammt aus dem Tierschutz aus Sardinien. Auch dort beschützen diese Herdenschutzhunde ihre Weidetiere. Leider werden viele nicht kastriert, der Nachwuchs wird ausgesetzt und die meisten sterben einen bitteren Tod. Meine Hündin wurde als Welpe gefunden und hat überlebt. Umay beschützt nun bei mir allerdings keine Schafe, höchstens die Couch.

Jetzt will sie aber raus und bei einer kleinen Gassirunde ihre Hundefreunde treffen. Noch können wir entspannt in den Wald, an Silvester geht dann Böller bedingt nichts mehr. Also los, ein bisschen mehr Bewegung für das kommende Jahr habe ich mir sowieso vorgenommen. Ich freue mich schon auf die hoffentlich nur glücklichen Geschichten im Jahr 2024 von euch und euren Hunden.

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