Wiederholte Vorfälle im Gemeindegebiet
Brandstiftung Mehring: 9500 Küken beinahe verendet – Graffiti weist auf „Tierschützer“ hin
Erneut haben Brandstifter einen Anschlag auf den Hähnchenstall eines Mehringer Landwirtes verübt. Fast wären dabei 9500 Küken erstickt – während „Justice for animals“ an eine Wand gesprüht wurde. Gemeinderat und Bürgermeister verurteilen die Aktion scharf.
Mehring – „Für die Küken war es mehr als knapp“, sagt Josef Schmelz (37), dessen Geflügelstall in Lengthal am 2. November erneut Brandstiftern zum Opfer gefallen ist. Erst seit 12 Tagen war der Aufzuchtraum mit 9500 Bio-Küken belegt worden. „Dass keine Tiere zu Schaden kamen, ist dem Glück und dem schnellen Eingreifen der Feuerwehren zu verdanken“, sagte ein Pressesprecher der Polizei. Die Küken hätten sich in der Nähe des ausgebrochenen Feuers befunden und wären sicherlich zu Tode gekommen, wenn nicht so schnell gehandelt worden wäre.
Graffiti deutet auf Aktivisten hin
Das von den Brandstiftern hinterlassene Graffti „Justice for animals“ klingt in diesem Zusammenhang wie purer Hohn. Auch Robert Buchner (FW), Bürgermeister von Mehring, verurteilt die Aktion scharf: „Ich bin zutiefst erschüttert. Mir erschließt sich nicht, wie ich Tierschutz mit einer solchen Tat vereinbaren soll. Einerseits ist Brandstiftung eine Straftat und hat nichts mit Tierschutz zu tun, andererseits verstehe ich unter Tierschutz etwas anderes, als den Tod tausender Masttiere in Kauf zu nehmen.“ Josef Schmelz betont, dass sich immer Tiere im Stall befänden. „Das Licht war an, die Küken zwitscherten, die Futterspirale lief – die Brandstifter müssen das alles mitbekommen haben.“
Brandstiftung vor zwei Jahren
Dass es sich am 2. November um Brandstiftung handelte, bestätigte ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Zeugen hatten verdächtige Personen beobachtet, weshalb noch während des Feuerwehreinsatzes eine Großfahndung mit dem Polizeihubschrauber eingeleitet wurde. Schon am 1. November 2021 war ein Brandanschlag auf den Landwirtschaftsbetrieb verübt worden. Der damals neu erbaute Geflügelstall war erst zehn Tage alt, als er den Flammen zum Opfer fiel. Insgesamt soll ein Schaden von rund 1,5 Millionen Euro entstanden sein. Die Polizei hatte eigens die „Ermittlungsgruppe Lengthal“ eingerichtet.
„Wilder Einsatz“ für die Feuerwehr
Wie damals war auch am 2. November die Mehringer Feuerwehr am Einsatz in Lengthal beteiligt und erneut soll der östliche Teil der Halle in Brand geraten sein. Gegen 3 Uhr morgens sollen Passanten den Notruf gesetzt haben. Neben ihren Kollegen aus Burghausen, Emmerting und Garching rückten die Mehringer mit 40 Kameraden aus. Insgesamt waren 107 Feuerwehrleute, BRK, Kripo, THW und Notarzt vor Ort. „Für uns war es anfangs wild, weil sehr viel Rauch durch die brennende Wärmedämmung verursacht wurde“, so ein Sprecher der FFW Mehring. „Durch feste Metallbeplankungen war es schwierig, an die Glutnester darunter zu kommen. Der Rauch wurde dann mit Großraumlüftern aus dem Gebäude gezogen, sodass unsere Atemschutzgeräteträger erfolgreich die Glutnester von innen und außen lokalisieren und ablöschen konnten.“
Terrorismus statt Aktivismus?
Zum Glück waren auch 2021 keine Tiere zu Schaden gekommen – doch beide Brandanschläge hätten weit schlimmer enden können. Zusammen mit seiner Frau und drei kleinen Kindern wohnt Schmelz in direkter Nachbarschaft der Stallgebäude. „Die Kinder sind natürlich schockiert“, sagt der Landwirt. Bürgermeister Buchner berichtet, dass es im Mehringer Gemeindegebiet seit zwei bis drei Jahren immer wieder zu Vorfällen komme, die auf Aktivisten hindeuten könnten: „Da wurden Jägerstände umgeschmissen, bei manchen Landwirten Kälber aus den Gitterboxen gelassen und immer wieder heißt es, dass sich Leute im Stall herumtreiben.“
Rückhalt aus der Gemeinde
Für Schmelz, dessen Familie den Landwirtschaftsbetrieb in Lengthal schon seit Generationen betreibt, bedeutet der Brandschaden nun erneut eine Menge mühevolle Arbeit und Papierkram. Zuerst einmal müsse begutachtet werden, wie viel von der Dachkonstruktion ausgetauscht werden muss. Bürgermeister Buchner, der die Familie besuchen will, wenn etwas Ruhe eingekehrt ist, geht der Fall unter die Haut. „Ich versetze mich da in die Familie hinein und wünsche ihnen viel Kraft! Da richtet man alles her und dann wird noch abgefackelt. Da macht man sich Gedanken um seine Existenz.“