Stadtplatz und Grüben im Wandel der Zeit
Burghauser Altstadt einst und heute: Markante Punkte, die früher anders aussahen
Die Burghauser Altstadt hat sich in den vergangenen 150 Jahren stark verändert. Ein Überblick über die markantesten Änderungen vom Stadtplatz bis zum Platzl mit Fotos.
Burghausen – Immer wieder ist es faszinierend, wie Städte sich im Laufe der Zeit verwandeln. Gerade in der Burghauser Altstadt sind die Veränderungen zum Teil sehr auffällig. So war früher der Stadtplatz gesäumt von einer wunderschönen Allee. Laut einer Zeitzeugin soll es sich um rot und weiß blühende Kastanien gehandelt haben. Auf einer Schwarz-Weiß-Aufnahme von damals, ist das leider nicht zu sehen. Das Foto stammt aus der Zeit zwischen 1925 und 1930.
Als 1976 dann die Tiefgarage gebaut wurde, mussten die Kastanien leider weichen. Aber auch bei der Eröffnung am 22. Dezember war das Mammutprojekt noch nicht fertiggestellt. Gleich nach der Einweihung, die am Heiligabend 1976 folgte, war die Garage von Neugierigen und Parkgästen komplett gefüllt.
Direkt vom Burghauser Stadtplatz aus kann heute die Alte Brücke befahren werden, die wegen einer Einbahnregelung im Jahr 2022 eine Menge Medienrummel verursachte. Bis 1960 war diese Salzachbrücke die Hauptverbindung zwischen dem österreichischen Ach und Burghausen. Zu ihrer Entlastung wurde später die Neue Salzachbrücke gebaut.
Als Napoleon Bonaparte mit einer Armee von 100.000 Soldaten im April 1809 in Burghausen eintraf, hatten Eindringlinge aus Österreich die Salzachstadt bereits drei Wochen belagert. Über mehrere Wochen hatten Tausende von ihnen mit Lebensmitteln versorgt und untergebracht werden müssen. Als sich Napoleon jedoch mit seinem Heer näherte, verließen die Österreicher Burghausen Hals über Kopf – und brannten noch einen Teil der Alten Brücke ab, damit er ihnen nicht folgen konnte.
Das Tor zur Alten Brücke war später nicht das einzige Gebäude, das weichen musste. Auch für den Bau der Salzachlände mussten Häuser abgerissen werden: Beispielsweise die, welche einst am „Barbarino-Bergl“ stand. Heute biegt dort, kurz vor dem Eingang zu den Grüben, die Straße vom Stadtplatz zur Salzach ab.
Hinter der Häuserfront, die sich vom Stadtplatz aus bis zur Spitalgasse durchzog, gab es früher Anlegestellen für Boote, Gärten und Salzachstrände. Zwischen Kapuzinerkloster und Spitalgasse befand sich einst das Griestor, auch bekannt als Fischertor, welches Teil einer Ringmauer war. Leider musste das Tor im Zuge der Altstadtsanierung abgerissen werden.
Auch die Grüben haben sich stark verändert, wie folgendes Foto aus den 50er Jahren zeigt. Asphaltiert verkehrten hier Lastwägen und Autos. Ein eindrucksvoller Beitrag des Bayerischen Fernsehens zeigt Bewegtbilder aus der Zeit vor dem Bau der Salzlände.
Am Bichl, dem Platz in der Mitte der Grüben, wo sich heute ein Lebensmittelgeschäft, ein Café und ein Brunnen befinden, genießen viele Burghauser im Sommer Open-Air-Jazzkonzerte und halten sich dort auch im Frühling und Herbst gerne auf. Zu Napoleons Zeiten befanden sich dort die „Oberen Fleischbänke“, welche 1860 abgebrochen wurden. Um 1920 befand sich am Bichl ein Kriegerdenkmal.
Nach 1928 wurden das Kriegerdenkmal und der Obelisk, die an die Gefallenen der beiden Weltkriege beziehungsweise des Deutsch-Französischen Krieges erinnern sollen, vom Bichl an die Napoleonshöhe verlegt, von wo aus Bonaparte einst die Reparatur der Salzachbrücke beobachtet haben soll.
Im Mautnerschloss, der einstigen Mautstelle an der Salzlände, wo sich später das Königliche Zollamt befand, werden heute Seminare und Schulungen gehalten und aus dem Keller ertönt häufig Jazz. Zwischen 1877 und 1879 wohnte hier Ludwig Thoma als Lateinschüler. Das schräg gegenüberliegende „Platzl“, früher bekannt als „Schlachthofplatz“, ist auf dem zugeschütteten Graben vor dem Mauttor angelegt worden, das 1766 abgerissen wurde.
Der Spital-Torturm an dieser Stelle war einst Abschluss der Stadtmauer, die von der Burg aus nach unten verlief. 1860 wurde der Platz dann neu gestaltet und aus der Schiff- und Fischergasse wurde die Spitalgasse, aus der Lederer- und Tuchmachergasse die Mautnerstraße. Der äußere Teil der Mautnerstraße wiederum, der um 1465 noch Webergasse hieß, führte zu einem weiteren Tor, das mit der Stadtmauer verbunden war: dem St. Johann-Tor, das 1877 abgerissen wurde.
Das Kehlhammerhaus enthielt früher eine Weißgerberei. Wegen der Geruchsentwicklung und aus hygienischen Gründen waren bestimmte Gewerbe, wie Gerbereien und Ledereien in der Fischervorstadt angesiedelt. Die Trockengestelle der Gerber wurden damals am Burgberg in der Wöhrgasse aufgestellt.
1332 wurde das Heilig-Geist-Spital gestiftet. Es war einst ein Krankenhaus mit Kirche, Friedhof, zugehöriger Mühle, Bräuhaus und Bad, sowie drei Fleischbänken. Das Spitalbad befand sich in unmittelbarer Nähe – nämlich gegenüber vom heutigen „Platzl“ und ist auf dem Foto unten während der Überschwemmung im Jahr 1959 zu sehen. Heute existiert das Gebäude nicht mehr.
Weitere interessante Fotos können im Haus der Fotografie in Burghausen besichtigt werden. Informative Altstadtführungen bieten die Burghauser Gästeführer an.












