Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Jahresrückblick

Die Menschen 2023 im BGL: Besondere Helden und Schicksale

Die Menschen im Jahr 2023 im Berchtesgadener Land
+
Die Menschen im Jahr 2023 im Berchtesgadener Land

Im Jahr 2023 haben besondere Menschen den Landkreis Berchtesgadener Land geprägt. Wir stellen Euch einige davon noch einmal vor. Von berührenden Schicksalen, inspirierenden Erfolgen und den kleinen Helden des Alltags.

Berchtesgadener Land – Jahresrückblicke sind immer so eine Sache. Wir wollen daher politische Entscheidungen und Unwetter-Katastrophen einmal beiseite lassen und uns den Menschen widmen, die unsere Leser mit ihren Geschichten besonders berührt haben. Denn davon hatte der Landkreis im vergangenen Jahr einige zu bieten.

Eine junge Unternehmerin kämpft sich zurück ins Leben

Bereits im November 2022 startete die Jungunternehmerin Svenja Hoffmann einen Hilferuf über BGLand24.de. Schon seit ihrer Kindheit leidet sie an schwerem Asthma. Durch die ständige Einnahme von Kortison sind ihre Knochen stark angegriffen. Eine Hüft-Operation stand an, und Svenja hatte niemanden, der sich in dieser Zeit um ihren Smoothie-Laden „Vitamin Boom“ in Bad Reichenhall kümmern konnte. Mit ihrem Ladenkonzept hatte sie sogar den dritten Platz beim Gründerwettbewerb des Stadtmarketings gewonnen, und nun sollte alles vorbei sein?

Svenja Hoffmann von Vitamin Boom

Doch ihr Aufruf fand viel Resonanz. Maria Grudin stand bei unserem Besuch im Februar unterstützend im Laden, während Svenja Hoffmann auf Reha war. Und die machte dank ihrer positiven Lebenseinstellung gewaltige Fortschritte. Schon am Tag nach der OP versuchte sie aufzustehen, am dreizehnten Tag lief sie zum ersten Mal ohne Krücken. „Ich bin froh, dass es aufwärts geht“, sagte sie. Im Sommer kümmerte sie sich wieder selbst um den Laden, belieferte auch Kindergärten und Schulen mit gesunden Smoothies. Doch die Gesundheit machte ihr erneut einen Strich durch die Rechnung. Im Oktober dann die traurige Nachricht: Svenja Hoffmann gab bekannt, dass sie ihr Geschäft aufgibt und einen Nachfolger sucht.

Ehrenamt für Frauen

Anu Frankenbusch bietet kostenlose Selbstverteidigungskurse für Frauen an. „Es sind unsere Mütter, Töchter und Schwestern. Und die will ich sicher wissen“, erklärt er. Der Reichenhaller hat selbst im Sicherheitsbereich gearbeitet und ist begeisterter Kampfsportler. Seine Kurse beinhalten eine Mischung aus Karate, Jiu Jiutsu und Taekwondo. Zudem erfahren die Frauen auch, wie sie sich mit einfachen Handlungen im Alltag schützen können. Wie verhalte ich mich alleine auf dem Waldweg, wie steige ich ins Auto, welche Gefahr birgt der Kopfhörer im Ohr und wie kann ich diese Risiken minimieren?

Gefahren einschätzen, vermeiden, abwehren - Anu Frankenbusch aus Bad Reichenhall will Frauen und Jugendlichen Selbstschutz beibringen - und eine Portion Selbstbewusstsein mit auf den Weg geben.

Natürlich geht es auch darum, wie man sich im Falle eines Angriffs wehren kann. Die ersten Kurse in diesem Jahr waren ein voller Erfolg. Daher plant Anu Frankenbusch weitere, ist dabei aber auf eine Finanzierung angewiesen. Zudem muss ihm jemand Räumlichkeiten für die Kurse zur Verfügung stellen. Bisher war das die Caritas. Im Moment wartet er noch auf die Zusage. Sein Engagement für die Sicherheit von Frauen ist rein ehrenamtlich.

Auf der Sommerrodelbahn mit Tina Turner

Peter Juhre ist ein Tausendsassa: Rockstar, Berchtesgadener Hotelier und Protagonist bei den Drei ???. Der Tod von Tina Turner am 24. Mai hat ihn besonders getroffen, denn er kannte sie persönlich, war mit ihr sogar auf Tour. Dazu kam es durch einen glücklichen Zufall, Juhre nennt es Schicksal: Tina Turners Bassist hatte sich die Mittelhand gebrochen und Juhre war wegen einer Audition in London zur rechten Zeit am rechten Ort. „Und ich war eine ziemliche Rampensau, also der eher untypische Bassist. Ich hatte ein Trampolin hinter dem Schlagzeugpodest stehen und bin dann mit Anlauf beim Beginn der Show im Spagatsprung über den Schlagzeuger eingeflogen und auf der Bühne gelandet“, erinnert er sich.

Der Bassist Peter Juhre war gemeinsam mit Tina Turner auf Tour.

Die Künstlerin war für ihn keine Diva, sondern einfach nur ein toller Mensch. „Sie sprach mit 50.000 Menschen vor sich mit Blickkontakt zu den ersten Reihen. Das hat sich für mich angefühlt, also ob sie sich gerade mit ein paar Kumpels unterhält.“ So hat sie ihn auch einmal getröstet, als er Liebeskummer hatte. Ein besonderes Highlight war für ihn der gemeinsame Besuch einer Sommerrodelbahn. „Das war so cool. Sie wurde von fast niemanden angesprochen, weil sich die Leute dachten: Kann nicht sein. Tina Turner fährt nicht Sommerrodelbahn.“ Auch wenn der Musiker schon 20 Jahre keinen Kontakt mehr zu Tina Turner hatte, beschreibt er ihren Tod als Verlust. „Ich habe ihr sehr viel zu verdanken.“

Taxifahrer bewahrt Seniorin vor Trickbetrug

Immer wieder fallen auch Menschen aus der Region auf eine dreiste Masche herein: Trickbetrug am Telefon. Die Kriminellen suchen im Telefonbuch gezielt nach Namen der älteren Generation. Beim Anruf geben sie sich dann als Polizisten oder Staatsanwälte aus und erklären, dass ein Familienmitglied etwas Schlimmes getan hat und nun eine Kaution bezahlt werden muss. Mit ihrer Fragetechnik können sie schnell herausfinden, ob sich Geld, Schmuck oder Gold im Haus befinden oder bei der Bank hinterlegt sind. Ein Übergabeort wird vereinbart, falsche Beamte zeigen gefälschte Dienstausweise und schon ist alles weg.

Von links: Erster Polizeihauptkommissar Peter Huber, Stefan Heigenhauser und Hauptkommissar Karl-Heinz Busch von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle bei der Ehrung am 4. Mai

So erging es auch einer Reichenhallerin. Bei einem Anruf hieß es, ihre Tochter habe einen tödlichen Autounfall verursacht und sie müsse für sie eine Kaution hinterlegen. Schockiert rief sie ein Taxi, um bei der Bank 30.000 Euro abzuheben. Doch die Betrüger hatten die Rechnung ohne Stefan Heigenhauser gemacht. Der Taxifahrer wurde schon an der Türe stutzig, als er die Dame zugleich am Handy und am Festnetztelefon sprechen sah. „Im Auto haben wir dann ein bisschen geredet. Da meinte sie, mit ihrer Tochter ist etwas passiert und sie muss Geld abheben, weil sie für sie etwas bezahlen muss. Ich dachte mir gleich: Da stimmt etwas nicht. Man hört das ja immer wieder, dass Betrüger so vorgehen und sagen, dass etwas passiert ist und sie Geld fordern.“ Der Taxifahrer fuhr die Dame anstatt zur Bank direkt zur Polizeidienststelle. - Und bewahrte die Frau somit vor dem üblen Betrug. Für sein aufmerksames Verhalten hat die Polizei ihn im Mai geehrt.

Hüttenwirt als Ersthelfer

Im Sommer ereignete sich ein tragischer Unfall auf der Rossfeld-Panoramastraße. Am Abend des 8. Juli führte ein 22-jähriger Motorradfahrer aus Vöcklabruck riskante Fahrmanöver mit hoher Geschwindigkeit durch. Dabei verlor er die Kontrolle über seine Kawasaki. Zunächst kollidierte er mit einem 19-jährigen Freund aus Hallein, der versuchte, die Aktion zu filmen und dabei schwerste Verletzungen erlitt. Nach dem Zusammenstoß stürzte der Motorradfahrer, wobei sein Fahrzeug zwei am Straßenrand stehende Mädchen im Alter von vier und sieben Jahren erfasste. Die beiden Kinder wurden mit Unterschenkelbrüchen ins Krankenhaus gebracht, während ihre schwangere Mutter einen Schock erlitt..

Christoph Plank von der Rossfeld-Skihütte war als Ersthelfer vor Ort.

Unmittelbar nach dem Unfall kam Christoph Plank, der Wirt der Rossfeld-Skihütte zum Geschehen und leistete sofort Erste Hilfe. Zusammen mit seiner Frau setzte er einen Notruf ab, sicherte die Stelle und begann mit der Reanimation des Fahrers. Wenige Minuten später waren die ersten Einsatzkräfte vor Ort. Doch für den Fahrer kam leider jede Hilfe zu spät. Plank ist seit Jahren bei der Feuerwehr und mit solchen Extremsituationen vertraut. „Dadurch, dass ich schon so viel erlebt habe und ich die Person nicht kannte, belastet es mich nicht extrem schwer. Ich habe mein Bestes getan. Die Bilder hast du natürlich trotzdem im Kopf“, erklärt er.

Besonders ärgert ihn, dass es auf der beliebten Mautstraße immer wieder zu waghalsigen Manövern kommt. Nach dem Unfall sei für sechs bis acht Wochen Ruhe gewesen, erklärt er nun in einem erneuten Gespräch mit BGLand24.de. „Wir haben jetzt im Winter das Problem, dass die Leute zum Driften rauf kommen. Entweder sie haben nichts gelernt oder nichts mitgekriegt.“ Ein weiteres Problem dabei: „Wenn die hier oben driften, kann auch nicht mehr richtig Schnee geräumt werden. Dann hast du nur noch eine Eisfläche.“ Der Wirt wünscht sich mehr Besonnenheit, damit nicht die darunter leiden, die gar nichts dafür können. Nämlich diejenigen, die einfach einen schönen Tag mit einem tollen Panorama genießen wollen.

Ausgewanderter Berchtesgadener zu Besuch in der Heimat

Bereits seit 16 Jahren lebt Robert Fegg in Kanada, genauer gesagt, in der Nähe von Calgary. Der ehemalige Juniorenweltmeister ist inzwischen Cheftrainer des kanadischen Rennrodelnationalteams. Während seines Besuches in der Heimat im Juli erzählte er davon, wie er einst mit nur zwei Taschen über den Ozean flog und dort ein neues Leben begann und eine Familie gründete. Die Zerstörung seiner Heimatbahn am Königssee hat ihm auch in der Ferne sehr zugesetzt. „Das war schon brutal. Normalerweise bin ich in solchen Sachen relativ gefühlskalt, aber das ist mir schon nahe gegangen. Da kommen dann all die Erlebnisse in Erinnerung. Als Athlet, als Trainer. Und die Jugendrennen damals.“ Besonders wird ihn freuen, dass der Kreistag im November den Wiederaufbau der Rodelbahn beschlossen hat.

Rodeltrainer Robert Fegg am Marktplatz in Berchtesgaden.

Tanz und Kulinarik – Zwei ukrainische Paare begeistern die Region

Der Krieg in der Ukraine geht einem besonders nah, wenn man Menschen kennenlernt, die unmittelbar davon betroffen sind. Im August tanzte das Ballett-Paar Viktoria Tkach und Sergej Kachura bei einer Charity-Veranstaltung im Klosterhof in Bayerisch Gmain. Viktoria ist aus dem Krieg mit ihren beiden Söhnen geflohen. Sergej arbeitet immer noch als Solotänzer an der Lemberger Staatsoper. Er zählt zu den besten Balletttänzern Europas. Er darf das Land nur zu solchen Veranstaltungen verlassen. Es kann jederzeit passieren, dass er eingezogen wird. Seine Familie konnte er in diesem Jahr nur dreimal sehen.

Die Balletttänzer Viktoria Tkach und Sergej Kachura in Bayerisch Gmain

Das bei ihrer Vorführung gespendete Geld fließt in das Kinderhilfswerk. Die Kinder erhalten so lebenswichtige Medikamente, Operationen oder auch Weihnachtsgeschenke. „Wir haben viel Unterstützung anderer Länder bezüglich der Waffen, aber jemand muss auch an die Kinder denken“, erklärt die Ballerina.

Odessa war vom ersten Tag des Krieges von den russischen Angriffen betroffen. „Als ich um fünf Uhr morgens aufgewacht bin und die Raketen sah, war ich schockiert. Ich habe es nicht geglaubt“, erzählt Tetiana Jaryshkina. Zusammen mit ihrem Mann Slava und den beiden Töchtern musste sie sofort weg. Die Familie fuhr zunächst durch den Raketenhagel zu ihrem Ferienhaus, aber auch dort war es nicht sicher. Nach einer langen Odyssee landete sie endlich im Berchtesgadener Land, das die Familie schon von früheren Urlauben her kannte.

Tetiana Jaryshkina und Slava Jaryshkin mussten mit ihren Töchtern aus Odessa fliehen.

Das Paar wollte nicht untätig sein und von Sozialhilfe leben. Slava fand schließlich einen Vollzeitjob. Tetiana ist eigentlich Hairstylistin. Da es davon in Bad Reichenhall jedoch genug gibt, setzte sie alles auf ihre Kochkünste und eröffnete das Restaurant „Kinza“ in der Schachtstraße. Dort werden nun ukrainische und georgische Köstlichkeiten angeboten. „Wir sind nicht mehr 20, und es scheint, als gäbe es kein Ende. Niemand weiß, wozu dieser Krieg gut ist. Viele Menschen haben uns hier unterstützt oder einfach mit uns gesprochen und zugehört“, sagt Tetiana über ihre aktuelle Situation. Trotz der schlimmen Erfahrungen, die das sympathische Paar durchgemacht hat, strahlen die beiden stets Optimismus und Energie aus.

Freilassingerin erfüllt Herzenswünsche

Mit dem Herzenswunsch Hospizmobil ist das Rote Kreuz schon seit 2018 unterwegs. Allein in diesem Jahr haben die ehrenamtlichen Helfer über 70 letzte Wünsche erfüllt. Meist geht es hierbei um Familienzusammenführungen, Besuche von Beerdigungen oder Hochzeiten sowie Fahrten auf den Berg. Die Frauen- und Herreninsel am Chiemsee stehen bei den beliebtesten Zielen ganz oben.

Simone Brunnhuber vom Herzenswunsch Hospizmobil des BRK

Simone Brunnhuber ist vor zwei Jahren dazu gestoßen. In diesem Jahr hat sie eine Wachkoma-Patientin nach Istrien begleitet, damit diese noch einmal das Meer erleben kann. Einen Freilassinger brachte sie zur Hochzeit seines Sohnes nach Piding. Und den jungen Daniel zu seiner Familie ins Emsland. Der 19-Jährige ist schwer krank und wartet auf eine Spenderlunge. Besonders brisant: Der Sauerstoff wurde knapp. Das BRK Kitzingen kam schließlich zu Hilfe und tauschte die Flaschen. Der Besuch bei der Familie sei sehr emotional gewesen, „da stand ein riesiges Empfangskomitee, plötzlich hörst du nur noch ein Schluchzen und da fließen auch bei mir Tränen“, gesteht Simone Brunnhuber.

Man müsse sich bei dem Job im Klaren sein, dass man niemanden bewahren kann, „aber wir können einen schönen Tag schenken.“ Trotz der Belastung, die das Ehrenamt mit sich bringt, gewinnt sie ihre Kraft aus dem Miteinander bei diesen Fahrten. Kurz vor Weihnachten war die Helferin noch zu Präsentationen und Spendenübergaben unterwegs. An Heiligabend fuhren ihre Kollegen noch einen 33-Jährigen mit Multipler Sklerose zu seiner Familie.

mf

Kommentare