Ein Toter und drei Schwer(st)verletzte bei Berchtesgaden
Die Tragödie passierte beim Videodreh: „So eine Schadenslage noch nie erlebt“
Berchtesgaden – Ein Toter und drei zum Teil Schwer(st)verletzt sind die traurige Bilanz der Motorrad-Tragödie auf der Rossfeldstraße im Berchtesgadener Land. Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigte sich betroffen und schockiert.
In einer Stellungnahme kritisierte der Minister das Fahrverhalten der Gruppe junger Motorradfahrer aus Österreich scharf. „Ich bin selbst begeisterter Motorradfahrer. Aber solche verrückten Fahrmanöver, die von einem anderen auch noch gefilmt werden, auf einer öffentlichen Straße durchzuführen und dabei nicht nur das eigene, sondern auch das Leben anderer zu riskieren, ist unverantwortlich“, sagte Herrmann dem Bayerischen Rundfunk (BR).
Freund (19) in voller Fahrt erfasst und weggeschleudert
Zu dem schrecklichen Unfall war es am Samstagabend (8. Juli) am Scheitelpunkt der Rossfeld-Panoramastraße bei Berchtesgaden gekommen. BGLand24.de hatte ausführlich berichtet. Nach derzeitigen Erkenntnissen der Polizei führte dabei ein 22-jähriger Motorradfahrer aus Vöcklabruck (Oberösterreich) verschiedene Fahrmanöver – um nicht zu sagen „Stunts“ – „mit hoher Geschwindigkeit“ durch. Dabei verlor der junge Mann aus noch ungeklärter Ursache die Kontrolle über seine Kawasaki und raste zunächst in einen 19-jährigen Freund aus Hallein (Salzburg), der die ganze Aktion mit der Kamera filmen wollte. Der Halleiner wurde laut einer Pressemitteilung der Polizei „in voller Fahrt erfasst“, regelrecht „weggeschleudert“ und erlitt schwerste Verletzungen.
Der Vöcklabrucker stürzte danach und kam mit der Maschine von der Fahrbahn ab – wo die Tragödie weiter ihren Lauf nahm: Das Motorrad erfasste zwei am Straßenrand stehende Mädchen (4 und 7 Jahre alt), die mit ihren Eltern aus Berchtesgaden herauf gekommen waren, um als Familie gemeinsam den Sonnenuntergang zu genießen. Die beiden Mädels erlitten durch den Zusammenstoß mit dem Motorrad Unterschenkelbrüche und wurden mit Rettungshubschraubern – genau wie der 19-Jährige – ins Landeskrankenhaus nach Salzburg geflogen. Am Sonntag befand sich der 19-Jährige weiter in einem kritischen Zustand.
Psychisch und logistisch anspruchsvoller Einsatz
Für den Unfallverursacher kam hingegen jede Hilfe zu spät. Er war trotz sofort eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen von Ersthelfern noch am Unfallort seinen Verletzungen erlegen. Für die Retter, die mit einem Großaufgebot im Einsatz waren, war es unter anderem auch psychisch sehr schwieriger Einsatz, zumal sie sich vor Ort auch um die geschockten Eltern der beiden Mädchen, darunter auch die schwangere Mama, kümmern mussten. Eine Rettungswagen-Besatzung brachte die Mutter im Anschluss ins Krankenhaus zu ihren beiden Mädchen.
Auch logistisch war der Einsatz anspruchsvoll: Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) sprach in einer Pressemitteilung von einem „abgelegenen Einsatzort in über 1500 Metern Höhe“. Trotzdem seien der Hubschrauber aus Salzburg und die ersten Rettungsfahrzeuge bereits nach einer Viertelstunde am Unfallort gewesen. Der schwerst verletzte 19-Jährige sei nach insgesamt einer Stunde nach dem Unfall in der Klinik gewesen, hieß es weiter. Insgesamt waren drei Helikopter, „Christophorus 6“ aus Salzburg, „Martin 1“ aus Sankt Johann und „Martin 6“ aus Hinterglemm, im Einsatz. „Wir sind erfahren am Rossfeld. Aber so eine Schadenslage habe ich noch nie erlebt“, sagte ein Feuerwehrler dem Münchner Merkur dazu.
Ein Toter und drei Schwerverletzte nach Unfall am Rossfeld




Unglücksmaschine und Leichnam sichergestellt
Kurz nach dem Unglück begannen bereits die Ermittlungen zum genauen Hergang und der Unfallursache. Diese werden von Beamten der Polizeiinspektionen Bad Reichenhall und Berchtesgaden geführt. Diese kümmerten sich gemeinsam um die Unfallaufnahme. Auch Augenzeugen wurden bereits befragt. Zudem machte sich auch ein Gutachter, der von der Staatsanwaltschaft bestellt wurde, noch am Unglücksabend und dann noch einmal am Folgetag ein Bild von der Lage.
Das Unglücksmotorrad wurde sichergestellt, ebenso der Leichnam des Verstorbenen. Nicht nur wegen der jetzigen Tragödie verwies der Minister abschließend – ein weiteres Mal – auf die Wichtigkeit der eigenes eingerichteten Kontrollgruppen der bayerischen Polizei – auch „gerade für Motorradfahrer, die auch an Wochenenden gezielt unterwegs sind, um die Einhaltung von Geschwindigkeitsvorschriften und Überholverboten zu kontrollieren, aber auch auf den Lärm von Motorradfahrern zu achten“. Auch am Wochenende hatte ein Polizist von Autofahrern und Passanten viel Applaus erhalten, als er bei Kreuth am Tegernsee zwei Motorradraser aus dem Verkehr gezogen hatte.
mw
