Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Teil 3 über den „Hellseher“ aus Freilassing

„Von der Hellseherei bekehrt“ - „Der Irlmaier ist gestorben“: Berichte im OVB bis 1959

Wir werfen wieder einmal einen Blick ins Zeitungsarchiv, diesmal allerdings zu einem speziellen Thema: Wie wurde über den „Hellseher“ aus Freilassing, Alois Irlmaier berichtet? Wir betrachten die zeitgenössische Berichterstattung in Schlaglichtern, diesmal bis zu seinem Tod im Jahr 1959.
+
Wir werfen wieder einmal einen Blick ins Zeitungsarchiv, diesmal allerdings zu einem speziellen Thema: Wie wurde über den „Hellseher“ aus Freilassing, Alois Irlmaier berichtet? Wir betrachten die zeitgenössische Berichterstattung in Schlaglichtern, diesmal bis zu seinem Tod im Jahr 1959.

Wir werfen wieder einmal einen Blick ins Zeitungsarchiv, diesmal allerdings zu einem speziellen Thema: Wie wurde über den „Hellseher“ aus Freilassing, Alois Irlmaier berichtet? Wir betrachten die zeitgenössische Berichterstattung in Schlaglichtern, diesmal bis zu seinem Tod im Jahr 1959:

Freilassing/Rosenheim - „Der Quellenprophet von Oberbayern - Irlmaier ist von der Hellseherei bekehrt - In 25 Jahren 750 Brunnen gebaut“, lautet die Überschrift eines Beitrags im Oberbayerischen Volksblatt vom 4. Mai 1954. „‘Na - I sag nix mehr‘, erklärt Alois Irlmaier, wenn man ihn in seiner Wohnung an der Reichenhaller Straße aufsucht, ‚Moanan‘s i hab no net gnua Schererei, die i bisher vom Hellsehen g‘habt hab. I grab liaba den tiefsten Brunnen aus, als dass i mi nochmal vor Gericht und Polizei schleppen lass.‘“ Aus dem Saulus sei ein Paulus geworden, lobt der Autor des Beitrags, „Irlmaier hat sich gewissermaßen bekehrt und den Nimbus des Zukunftsdeuters mit jenem eines vielgesuchten ‚Quellen- und Grundwasserpropheten‘ vertauscht.“

Irlmaier wurde 1894 in Scharam zwischen Siegsdorf und Eisenärzt geboren und lebte später als Brunnenbauer in Freilassing. Einen Namen machte er sich als Rutengänger und „Wahrsager“, in den 1940er- und 1950er-Jahren wurde er auch von Weitgereisten nach seinen Visionen gefragt. Noch heute ist Irlmaier für seinen Ruf bekannt, das Internet ist voll mit angeblichen Vorahnungen Irlmaiers. „Alois Irlmaier war mit Sicherheit zu vielschichtig, um ihm mit wenigen Sätzen gerecht zu werden. Er war ein Mann aus dem Volke, bäuerlicher Abstammung, mit einer außergewöhnlichen Begabung, Wasseradern und -quellen zu finden. Mit dieser irgendwie doch etwas übernatürlichen Fähigkeit sicherte er seine Existenz und gewann dann das Vertrauen der Menschen für sein eigentliches Metier – die Hellseherei“, erklärte der Berchtesgadener Autor Stephan Berndt, der seit drei Jahrzehnten über Irlmaier forscht und dessen Vorträge in Berchtesgaden stets ausverkauft sind.

„Von der Hellseherei bekehrt“ - „Der Irlmaier ist gestorben“: Berichte im OVB bis 1959

Im ersten Teil dieser Reihe blickten wir zunächst ins Jahr 1949, als Irlmaier sich am Amtsgericht Laufen wegen des Vorwurfs von Betrugs und Gaukelei hatte verantworten müssen. Es gelang ihm jedoch, den vorsitzenden Richter von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Im zweiten Teil dann ging es ins Jahr 1950: Ein regelrechtes „Irlmaier-Fieber“ wurde in der Presse konstantiert. Es gab sogar erste und gut besuchte Fachvorträge über ihn.

Doch zurück zum Bericht im OVB vom 4. Mai 1954: Seinen neuesten Triumph könne man im Bergbauerndorf Schlattan am Wank nahe Garmisch bewundern, so der Autor. „Wo es ihm gelang, in einer Tiefe von 81 Metern eine besonders ergiebige Quelle zu erschließen.“ Er genieße bei den Bauern und Gewerbetreibenden der Region „unbegrenztes Vertrauen“. Er besitze „jene übernatürlichen Fähigkeiten in reichem Maße, über deren Herkunft und Natur die Fachgelehrten sich immer noch vergeblich die Köpfe zerbrechen“

„Nun haben sie ihn zu Grabe getragen“

Andernfalls wäre es kaum möglich, dass ein einzelner Mann im Handumdrehen Quellen oder Grundwasservorkommen entdeckt, die bisher selbst mit den modernsten Hilfsmitteln der Geologie und Wasserwirtschaft nicht aufgefunden werden konnten. Irlmaier sei, neben dem Luftfahrtpionier Dr. Igo Etrich, eine der beiden Persönlichkeiten, welche „der jungen Stadt [Freilassing] in den letzten Jahren zu einer großen Anziehungskraft verholfen“ hätten, so das OVB in einem Beitrag am 31. Dezember 1954. Auch im weiteren finden sich teils ausführliche Berichte über seine neuesten Brunnen-Entdeckungen in der nächsten Zeit.

„Kurz nach Vollendung seines 65. Lebensjahres starb in der Nacht zum Montag in Freilassing der weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekanntgewordene Brunnenbauer und Wünschelrutengänger Alois Irlmaier“, vermeldet das OVB dann am 28. Juli 1959, „Er hat sich ein Leben lang gegen die Unterstellung gewehrt, ein ‚Hellseher und Wahrsager‘ zu sein, aber gerade dieser ihm von Anhängern zudiktierten Eigenschaften wegen einen gewaltigen Zulauf von Leuten gehabt, die fest davon überzeugt waren, Irlmaier könnte sie einen Blick in die Zukunft tun lassen.“ Er habe sich in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgezogen gehabt.

Unsere regelmäßige Reihe mit Blicken ins Zeitungsarchiv:

Inflation und Mord-Drama am Waginger See: Das bewegte die Region vor 100 Jahren

Preußen-Bashing durch den „Kini“, Ehrungen und „Siegestropfen“: Die Zeitung vor 150 Jahren

150 Jahre alte Flachwitze, alles wird teurer und die Rinderpest rollt an

Der Kaiser dampft durch Rosenheim und ein grässlicher Unfall in Wasserburg

Post für den „Anzeiger“, Warnung vor Brasilien und drakonische Strafen für Landstreicher

Hoher Besuch auf der Weihnachtsdult, der Schmuggel blüht und „Krautwasserwurst“-Verbot

Marktverbot wegen Seuche, ein heftiger Sturm und zwei üble Verbrecher vor Gericht

„Der Wendelstein“ mag „Fischer-Franzl“ nicht, ein Hochstapler in Mühldorf und Altötting wird Stadt

Kommunisten-Sperlinge, Baustellenverzögerungen bei der Bahn und Streitaustragung per Anzeige

Wüster Zeitungs-Streit, Panik in Priener Pfarrkirche und Erbauliches zu Weihnachten

„Nun haben sie ihn in Freilassing zu Grabe getragen“, heißt es dann in einem Bericht am 3. August, „Möchte Irlmaier auch als ‚Prophet‘ umstritten sein - über seine berufliche Begabung bestanden jedenfalls niemals Zweifel.“ Der Beitrag schließt: „Spötter mögen nun fragen, ob der Brunnenmacher seinen eigenen Tod vorausgesehen habe. Wahrscheinlich nicht. Aber in Freilassing erzählt man sich, der Fünfundsechzigjährige habe vor wenigen Wochen beiläufig geäußert, er habe im Traum das Schicksal der Welt vor Augen gesehen und er hätte nur den einen Wunsch, möglichst bald zu sterben.“

hs

Kommentare