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„Ich bin stolz auf Wasserburg“

Mega-Projekte, Freude und Ärger: Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl über spannendes Jahr 2025

Öffnet die Tür für ein neues Jahr, das für ihn das letzte volle ist: Bürgermeister Michael Kölbl.
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Öffnet die Tür für ein neues Jahr, das für ihn das letzte volle ist: Bürgermeister Michael Kölbl.

Es wird spannend 2025: In Wasserburg stellen sich die Weichen für zahlreiche Millionen-Investitionen. Bürgermeister Michael Kölbl hat also ein herausforderndes letztes volles Amtsjahr vor sich. Ein Gespräch über Mega-Projekte und Krisen, Stolz und Ärger – und einen emotionalen Wunsch.

Wasserburg – Er wirkt in der Tat entspannt, trotz Mega-Stress in den Tagen des Jahreswechsels: Doch Bürgermeister Michael Kölbl ist vor Eintritt ins letzte volle Jahr seiner Amtszeit mit sich im Reinen, wie er im Interview mit wasserburg24.de und der Wasserburger Zeitung durchblicken lässt. Es läuft, wobei: Es gibt auch ein paar Sorgen, die Kölbl mit nimmt nach 2025. Über Herausforderungen und Ärgernisse, leidenschaftliche Antworten auf redaktionelle Fragen und solche, die aus einem bestimmten Grund eher knapp-nüchtern ausfallen.

Dies ist das vorletzte Jahreswechsel-Interview mit der Wasserburger Zeitung und wasserburg24.de. Wie geht es Ihnen emotional angesichts der Tatsache, dass 2025 das letzte volle Jahr Ihrer langen Amtszeit ist?

Michael Kölbl: Mit geht es gut. Ich bin noch zu sehr im Arbeitsalltag gefangen, um das letzte volle Kalender-Jahr meiner Amtszeit als etwas Besonders realisieren zu können. Ich bin nach wie vor im normalen Modus. Nur manchmal wird mir bewusst, dass es Dinge gibt, die ich ein letztes Mal als Bürgermeister erlebe. Ein Beispiel: die Abifeier in diesem Jahr war meine letzte, weil es 2025 ja keinen Abiturjahrgang geben wird.

Jetzt gibt es doch noch einen „richtigen“ Kommunalwahlkampf in Wasserburg: Hat es Sie persönlich gefreut oder geärgert, dass Ihr Lieblingsbürgermeisterkandidat Bastian Wernthaler mindestens einen weiteren Mitstreiter um Ihr Amt hat?

Kölbl: Weder noch. Dass es mehr als einen Kandidaten gibt, ist schließlich eine ganz normale Sache. Ich hatte vor den Kommunalwahlen in den vergangenen vier Perioden immer einen bis sogar drei Gegenkandidaten. Das ist Demokratie.

Jetzt gibt es im Februar auch noch eine Bundestagswahl. Ist die Stadt mit ihrem Wahlamt vorbereitet auf das Ereignis, das doch sehr plötzlich kam?

Kölbl: Wir sind vorbereitet auf vorgezogene Bundestagswahlen. Sie hätten turnusgemäß sowieso im Herbst 2025 stattgefunden, nun halt ein halbes Jahr früher. Wir arbeiten alle Regularien und Vorgänge routinemäßig ab. Einziger Unterschied: Manche Fristen sind verkürzt. Die Briefe für die Bestellung der Wahlhelfer sind übrigens schon raus. Apropos: Wir suchen weitere ehrenamtliche Wahlhelfer. Mein Appell an alle Bürgerinnen und Bürger, die sich für dieses interessante Amt interessieren: bitte melden.

Die Wahlbeteiligung ist in Wasserburg immer auffallend gering. Gibt es dafür eine Erklärung oder Ansätze, wie man mehr Bürgerinnen und Bürger an die Wahlurne bringt?

Kölbl: Dass die Wahlbeteiligung niedriger ist als in ländlichen Kommunen, liegt auch an der Sozialstruktur einer Stadt. In Wasserburg sind außerdem überdurchschnittlich viele Menschen mit Beeinträchtigungen gemeldet, die in den Einrichtungen wie bei der Stiftung Attl oder im Betreuungshof Rottmoss leben. Sie können in der Regel auch wählen, nehmen von diesem Recht jedoch naturgemäß nicht so intensiv Gebrauch. Grundsätzlich stellen wir jedoch fest, dass sich der Trend langsam umkehrt. Die Wahlbeteiligung steigt wieder in Wasserburg. Ich glaube, viele Bürgerinnen und Bürger haben erkannt, dass unsere Demokratie nichts Selbstverständliches ist. Viele wissen sie aufgrund der Ereignisse und Kriege in der Welt mehr zu schätzen als früher. Und nehmen ihr Recht zur Wahl wieder wahr.

Welche Großprojekte stehen 2025 auf der Agenda in Wasserburg?

Kölbl: Neues Feuerwehrhaus, neuer Wertstoffhof, Wohngebiet Essigfabrik, Modernisierung Kläranlage, Erweiterung Grundschule, Sanierung Parkhaus Überfuhrstraße. Das sind unsere Millionen-Projekte, die im neuen Jahr und auch 2026 und 2027 auf der Agenda stehen. Beim Wohngebiet Essigfabrik werden wir jetzt mit einem Bewerber für das Grundstück weiterverhandeln. Der mögliche Investor für das Baugebiet kommt übrigens aus der Region. 2025 hoffen wir darauf, den Kaufvertrag für das Areal mit Geschosswohnungsbau abschließen zu können. Vor 2027 wird die erste Wohnung jedoch nicht bezugsfertig sein. Die Modernisierung der Kläranlage müssen wir aufgrund der Kostenschätzung von 8,6 Millionen Euro europaweit ausschreiben, bei der Grundschulerweiterung geht es bald an die Ausschreibung der Architektur- und Ingenieurleistungen. Beim neuen Wertstoffhof kommen wir nächstes Jahr bereits in die konkrete Planungsphase.

Und beim Feuerwehrhaus? Ein Mitbewerber um den Planungsauftrag wehrt sich gerichtlich gegen die Entscheidung für ein anderes Fachbüro. Wie stehen die Chancen der Stadt, die Kuh schnell vom Eis zu bringen? Verzögert sich der Start des Vorhabens dadurch maßgeblich?

Kölbl: Hier sind die Planungsaufträge an den Architekten vergeben worden. Doch leider hat ein Bewerber für die Planung der statischen und weiteren technischen Leistungen, der nicht zum Zuge gekommen ist, eine Rüge bei der Vergabekammer der Regierung von Oberbayern eingereicht. Eine Entscheidung soll bis Ende Januar 2025 fallen. Ich hoffe, dass es nur zu geringen Verzögerungen kommen wird, denn das Architekturbüro hat die Zwischenzeit genutzt und intensiv mit unserer Arbeitsgruppe Feuerwehrhaus-Neubau weiter gearbeitet. Wir gehen davon aus, dass die Vergabe ordnungsgemäß erfolgt ist. Wenn wir doch nicht recht bekommen, kann es zu einem neuen Anhörungsverfahren kommen, im schlimmsten Fall müssten wir die ganze Ausschreibung wiederholen. Doch wir sind zuversichtlich, dass es 2025 mit den Planungen weitergeht, 2026 die Arbeiten ausgeschrieben werden können und vielleicht noch ein Spatenstich stattfinden wird. Das könnte aber nur dann klappen, wenn alles optimal verläuft.

Die Krankenhaus-Reform wurde trotz Scheitern der Ampel-Regierung noch durchgeboxt. Welchen Folgen erwarten Sie für den Romed-Standort Wasserburg? Ist er in Gefahr?

Kölbl: Nein, ich sehe die Romed-Klinik Wasserburg mittel- bis langfristig gesichert an. Aus mehreren Gründen, denn das Krankenhaus liegt 30 Kilometer vom Hauptsitz in Rosenheim entfernt, es wird also gebraucht für die Notfall- und Grundversorgung der Menschen im nördlichen Landkreis Rosenheim. Das Haus hat eine hohe Qualität, die Ausrüstung, etwa in den Operationssälen ist top, die Geburtsstation mit annähernd 1.000 Geburten jährlich ist sehr erfolgreich.

Wie tief hat Sie der Skandal um Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen eine ehemalige Medizinerin der Romed-Geburtsklinik getroffen?

Kölbl: Als ehemaliger Richter und Staatsanwalt warte ich dazu die Ermittlungen unaufgeregt und unvoreingenommen ab.

Sie sind selbst Mitglied im Aufsichtsrat des Romed-Verbunds, der ebenfalls in der Kritik steht. Hat das Gremium seine Kontrollfunktion ausreichend wahrgenommen? Müssen Sie und Ihre Aufsichtsratskolleginnen und -kolleginnen sich im Nachhinein Vorwürfe machen?

Kölbl: Als Aufsichtsratsmitglied bin ich, wie Sie wissen, zur Verschwiegenheit verpflichtet. Deshalb verweise ich bei Ihrer Frage auf die entsprechenden Presseerklärungen des Romed-Klinikverbunds.

Einen Wunsch werden Sie in Ihrer Amtszeit nicht mehr erfüllt bekommen: den Spatenstich für Bau von Brücke und Rampe sowie Tunnel zur Auflösung des Bahnübergangs Reitmehring. Denn das Meggle-Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) ist noch nicht zu Ende. Warum gehen Sie trotzdem davon aus, dass bereits jetzt Baurecht besteht, wie Sie es in den Bürgerversammlungen erklärt haben?

Kölbl: Ich bleibe dabei: Das ist ein „faktisches Baurecht“. Denn der Verwaltungsgerichtshof hat in seinem Urteil die Klage der drei Nachbarn gegen die Planung für die Auflösung des Bahnübergangs zurückgewiesen und damit das Konzept bestätigt. Das Verfahren Meggle richtet sich im Wesentlichen nicht gegen das Vorhaben an sich, sondern insbesondere gegen die Art der Umsetzung der mehrjährigen Bauarbeiten mit Umleitungsregelung. Das ist ein anderes Thema, deshalb wurde dieses Verfahren vom VGH auch abgetrennt. Das Mega-Projekt Bahnübergang Reitmehring beschäftigt mich jetzt seit über 20 Jahren, also meine ganze Amtszeit hindurch. Und ja, ich habe mir immer gewünscht, als Bürgermeister noch den Beginn der Arbeiten zu erleben. Daraus wird in der Tat nichts. Schließlich müssen auch noch die Mittel bereitgestellt und die Ausführungsplanung durchgeführt werden. Es dauert also noch, doch ich bin zuversichtlich, dass das Vorhaben realisiert wird.

In Wasserburg leben 650 Geflüchtete. Damit hat die Stadt ihr Soll bei der Aufnahme übererfüllt. In den vier Bürgerversammlungen gab es dazu nicht eine Nachfrage. Kein Protest, keine Bürgerinitiativen, keine Kritik. Wie erklären Sie sich diese positive Einstellung der Bevölkerung zur Flüchtlingsaufnahme, von der viele Kommunen nur träumen können?

Kölbl: Zuerst einmal: Ich bin sehr stolz darauf, dass diese Stadt mit der Thematik so besonnen umgeht. Das hat sicherlich mehrere Gründe: In Wasserburg leben Menschen aus fast 100 Nationen seit vielen Jahren friedlich beisammen. Die Wasserburger sind sehr offen gegenüber Mitbürgern anderer Herkunftsländer, das zeigt sich alljährlich auch beim Nationenfest. Wir leben das Miteinander. Wasserburg ist eine bunte und lebendige Stadt. Vielfalt hat hier Tradition. Das liegt auch an Akteuren in vielen Vereinen und Organisationen. Wir sind auch eine Schulstadt: Junge Leute aus vielen Nationalitäten sind präsent im Stadtbild und prägen unser Zusammenleben. Wir haben außerdem einen tollen Helferkreis mit vielen Unterstützern, der sich sehr für die Integration geflüchteter Menschen einsetzt. Und wir haben eine Unterkunft für die Aufnahme von Flüchtlingen, die ideal ist: das ehemalige Romed-Krankenhaus mit passender Infrastruktur und schönem Umgriff. Unser Stadtrat ist zudem ein Gremium, das stets sehr besonnen über alle Fraktionen hinweg auf die Thematik reagiert und sich um ausgewogene Debatten bemüht. Hier ist niemand dabei, der die Stimmung anheizt. Wir setzen als Stadtrat und Verwaltung stets auf einen konstruktiven Dialog mit dem Landratsamt Rosenheim und der Regierung von Oberbayern, wenn es um Unterkunftsfragen geht. Kompromisse sind der Schlüssel zum Erfolg, davon bin ich überzeugt.

Welches Ziel haben Sie sich persönlich für 2025 gesetzt – beruflich und privat? Und was wünschen Sie den Bürgerinnen und Bürgern?

Kölbl: Ich wünsche mir, dass alle großen und kleinen Projekte im nächsten Jahr, so gut es geht, weiterentwickelt werden können. Mir persönlich ist es auch wichtig, dass es bezüglich eines weiteren Trainingsplatzes für die Wasserburger Fußballer vorangeht. Hier sind wir auf dem Weg zu einer Lösung, auch übergangsweise. Privat hoffe ich, dass meine Familie fit und gesund bleibt. Den Wasserburgern wünsche ich Glück und Gesundheit, vor allem aber: Zufriedenheit. Letzteres ist mir in diesen Zeiten besonders wichtig. Denn wir sollten uns angesichts der vielen Krisen und Kriege in der Welt deutlich machen, wie gut es dem Großteil der Bevölkerung bei uns geht. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, die Demokratie vor Ort, in Deutschland und in Europa zu festigen, denn sie ist leider nicht Gott gegeben, wir müssen sie verteidigen. Persönlich empfinde ich die Entwicklung in Syrien als kleinen hoffnungsvollen Lichtblick. Natürlich hoffe ich auch auf eine Beendigung des Krieges in der Ukraine und des Konflikts in Nahost.

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