Sportverein in Sorge: „Zeit drängt sehr“
„Sehr frustrierend“: Warum der TSV Wasserburg nicht alle Fußball-Kids aufnehmen kann
Eltern, Trainer und Fußball-Kids des TSV Wasserburg sind frustriert. Denn es gibt nicht genug Platz für Training und Spiel beim Nachwuchs. In der Bürgerversammlung für die Altstadt entlud sich der Ärger. Wie das Problem gelöst werden soll und warum das so schwer ist.
Wasserburg – Thomas Urbaniak legte bei der Bürgerversammlung für die Altstadt den Finger in die Wunde. Als Vertreter der Eltern in der Fußballabteilung des TSV Wasserburg sprach er die Tatsache an, dass immer wieder Kindern abgesagt werden müsse, die gerne in Wasserburg spielen würden. Grund: Platznot. Diese führe auch dazu, dass viel zu oft auswärts trainiert oder gespielt werden müsse. „Fünf Vorbereitungsspiele – null in Wasserburg“, klagte der Trainer der U15, Jürgen Petri. „Das ist sehr frustrierend.“
Zahl der Nachwuchskicker in Wasserburg verdoppelt
Denn der Zulauf sei groß, 200 Kinder würden in 14 Mannschaften spielen. Weitere würden gerne noch mitmachen, berichtet auf Anfrage auch Fußballabteilungsleiter Kevin Klammer. Die Zahl der Nachwuchskicker habe sich seit Ende der Corona-Pandemie fast verdoppelt. Das liege nicht nur am großen Erfolg der ersten Mannschaft, deren Leistungsträgern viele junge Löwen nacheifern würden, sondern vor allem auch an dem „herausragenden Engagement unserer vielen Jugendtrainer und der Nachwuchsleitung“.
Noch keinen generellen Aufnahmestopp
Auch der Zulauf aus dem Umland sei groß. Einen generellen Aufnahmestopp gibt es laut Klammer für Wasserburger Kinder noch nicht, doch externe Nachwuchskräfte, die nach Wasserburg wechseln wollten, könnten nicht mehr in der Zahl aufgenommen werden, wie oft gewünscht. „Das ist doch eigentlich ein Geschenk, dass so viele Kinder und Jugendliche gerne zu uns kommen“, findet Petri. Doch leider müssten die Löwen immer öfter nein sagen, weil es einfach nicht genügend Platz zum Trainieren für alle, die gerne spielen würden, gebe.
Schwer sei es vor allem im Winter. Dann ständen für 40 Kinder in der Badria-Halle nur einmal wöchentlich 1,5 Stunden Trainingszeit zur Verfügung. Da viele Spiele mangels Plätzen außerhalb ausgetragen werden müssten, habe sich die Fahrzeit stark erhöht. Dabei seien die ehrenamtlichen Trainer bereits mit zwölf bis 15 Stunden Dienst für die Mannschaft im Einsatz.
TSV-Vorsitzender Wernthaler: „Ich mache mir große Sorgen“
Kopfschmerzen bereitet diese Situation auch dem TSV-Vorsitzenden, Bastian Wernthaler. „Ich mache mir große Sorgen um unsere Fußballabteilung“, sagt er auf Anfrage. Durch die fehlenden Platzkapazitäten würden viele Trainingsstunden ausfallen. Außerdem könnten teilweise Kinder mangels Trainingsmöglichkeiten nicht neu aufgenommen werden in den Verein. „Es ist enorm bitter und hat erhebliche gesellschaftliche Folgen, wenn Kinder keinen Sport treiben können“, warnt Wernthaler.
Die Situation frustriere nicht nur die Kinder und deren Eltern, sondern auch die Übungsleiter und -leiterinnen sowie die Abteilungsleitung. „Wenn diese ehrenamtlich Tätigen ihr Engagement aufgeben, können wir die Abteilung nicht weiterführen. Dies wäre fatal für die Sportstadt Wasserburg“, betont der TSV-Vorsitzende. Klammer befürchtet, dass die gute Entwicklung der Löwen auch im Nachwuchsbereich kippen könnte, wenn nicht bald eine Lösung des Problems komme.
„Nur ein Kunstrasenplatz, der aufgrund der hohen Belastbarkeit zwei bis drei Naturrasenplätze ersetzt, kann hier Abhilfe schaffen“, betont Wernthaler. Urbaniak erinnerte in der Bürgerversammlung für die Altstadt daran, dass bereits seit vier bis fünf Jahren über eine solche Anlage mit Kunstrasen debattiert werde. „Wir würden ihn übermorgen bauen, wenn wir einen Platz hätten“, deutete Bürgermeister Michael Kölbl an, was der Grund dafür sein könnte, dass es hakt.
Das tut die Stadt für die Lösung des Platzproblems
Die Stadt habe drei Plätze: in der Altstadt, am Badria und in Osterwies. Als vierter Standort sei die Fläche hinter dem ehemaligen Sportpark Fit und Fun, jetzt Skyfit angepeilt. Das sei Kirchengrund. Schon vor Jahren habe sich die Stadt an das Erzbischöfliche Ordinariat in München gewandt und Anpachtungswünsche geäußert. Doch der vom Ordinariat verlangte Pachtzins sei damals zu hoch gewesen, die Kommune habe wieder Abstand genommen und nach Alternativen gesucht. In Osterwies sei der vorhandene Platz, der vom Wasserburger Verein SV Genclerbirligi und vom TSV 1880 gemeinsam genutzt werde, auf die Frage hin untersucht worden, ob er sich für einen witterungsunabhängigen Kunstrasenbelag eigne. Doch hier hätten sich Probleme, diesmal baurechtlicher Art, ergeben.
Deshalb sei die Stadt erneut an das Ordinariat herangetreten. Dieses habe sich finanziell bewegt und einen Pachtzins von 50 Cent pro Quadratmeter für das Areal hinter dem Sportpark Skyfit angeboten. Knapp 20.000 Euro müsste die Kommune pro Jahr für die Anpachtung der 36.500 Quadratmeter zahlen. Hinter dem Badria soll laut Kölbl nicht nur ein Kunstrasen-, sondern auch ein Übungsplatz mit Naturgrün entstehen, außerdem ein Wurfzentrum für die Leichtathleten. Das Grundstück biete sich aufgrund der Nähe zum Badria-Stadion und der hier vorhandenen Infrastruktur optimal an. Eigentlich: Aber über die Flächen verläuft eine Starkstromleitung, außerdem fällt das Areal nach Süden ab, gilt als Sumpfwiese. Die Stadt erwarte aufgrund dieser schwierigen Rahmenbedingungen eine aufwendige Planung und Investitionskosten von mindestens drei Millionen Euro.
Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben
Eine Machbarkeitsstudie kläre jetzt die technischen Realisierungschancen. Bodenuntersuchungen seien geplant, die dafür erforderlichen Bohrungen hätten im Sommer stattgefunden. Die Ergebnisse ständen noch aus, so Kölbl. Auch vertraglich seien noch Fragen zu klären, denn die Stadt wünsche sich eine Regelung nach dem Erbbaurecht. Diese biete eine längere Laufzeit als ein Pachtvertrag.
Mit diesem Wunsch sei die Kommune im Frühjahr erneut an das Ordinariat herangetreten. Diesbezüglich habe es auch einen Ortstermin mit der Erzdiözese gegeben, an dem auch Wasserburgs Stadtpfarrer Bruno Bibinger teilgenommen habe. Er unterstütze die Stadt in ihrem Bemühen sehr. Reaktionen aus dem Ordinariat ständen jedoch noch aus, weil der für die Thematik zuständige Sachbearbeiter aufgehört habe, die Stelle nur kommissarisch besetzt sei und ein Nachfolger erst 2025 die Arbeit aufnehme, sei der Stadt mitgeteilt worden. „Zögerlich“ gehe es hier nur voran, bedauert Kölbl.
Fest stehe außerdem: Mit dem Abschluss eines Pachtvertrages sei noch kein Maßnahmenbeschluss gefallen. Der Stadtrat müsse noch in die Entwurfsplanung einsteigen, die Kostenberechnung erstellen und die Mittel zur Verfügung stellen. Eventuell seien auch noch baurechtliche Verfahren notwendig.
Zwischenlösung auf dem Gelände der Stiftung Attl?
Es wird also noch dauern. Doch die Kommune sei dran an einer Zwischenlösung, die die Situation entspannen könne, in erster Linie im Trainingsbereich. Erfolgreich seien Gespräche mit der Stiftung Attl verlaufen, die einen Sportplatz auf ihrem Areal zur Verfügung stellen wolle. Er entspreche nicht ganz der Norm, es fehle außerdem die Beleuchtung. Diesbezüglich würden noch im November erneut Gespräche mit der Stiftung geführt, so Kölbl.
„Wir bleiben dran“
Mit den Ausführungen gaben sich die TSV-Vertreter vorerst zufrieden. „Wir bleiben dran an den Sportplätzen“, kündigten sie an, dass sie weiter auf eine Lösung pochen werden. Löwen-Abteilungsleiter Klammer fordert in diesem Zusammenhang mehr Nachdruck bei den Verantwortlichen. TSV-Vorsitzender Wernthaler betont: „Ich weiß und bin dankbar, dass die Stadt sich dem Problem bewusst ist und dieses lösen will.“ Problematisch sei, dass derzeit kein passendes Grundstück zur Verfügung stehe. „Ich gehe davon aus, dass die Stadtverwaltung und -politik die hohe Dringlichkeit erkennt und die Platzfrage mit hoher Priorität und höchstmöglichem Bearbeitungstempo angeht. Die Zeit drängt sehr!“
Nachwuchs aus Nachbarorten abgeworben?
Manfred Bierwirth kritisierte in der Bürgerversammlung die Fußballabteilung des TSV Wasserburg. Dieser ärgere sich zwar mit Recht, dass er nicht genügend Jugendlichen eine Spielchance geben könne, werbe aber gleichzeitig aus Nachbarorten wie Griesstätt und Eiselfing Nachwuchsspieler für die A-Jugend ab. Das passe nicht zusammen. Kevin Klammer, Abteilungsleiter Fußball, nimmt auf Anfrage zu den Vorwürfen Stellung: Die A-Jugend (U19) sei auch auf Wunsch von Eiselfing und Griesstätt nach wie vor eine Spielgemeinschafts-Mannschaft. In diesem Zusammenschluss würden generell die Jugendlichen von Eiselfing, Griesstätt und Wasserburg zusammen spielen. Das habe mit Abwerbung nichts zu tun.


