CSU-Klausur: Sicherheit, Essen, Rekorde
Im Kloster Seeon startet der Bundestags-Wahlkampf: Das geht hinter den Kulissen ab
Die Planungen laufen auf Hochtouren im Kultur- und Bildungszentrum im Kloster Seeon. Vom 6. bis 8. Januar hält dort die CSU ihre Winterklausur. Das Interesse von Medien im ganzen Land wird riesig sein, denn es wird der Auftakt zum Bundestags-Wahlkampf im Februar. Wir haben hinter die Kulissen der Planung geschaut und erfahren, wer zu Gast sein wird.
Seeon – Das Medienaufkommen wird gigantisch sein, größer als jemals zuvor bei einer Winterklausur der CSU in Oberbayern: Vom 6. bis 8. Januar kommen die Christ-Sozialen im Kultur- und Bildungszentrum im Kloster Seeon zusammen. Unter ihnen auch reichlich Politik-Prominenz. Grund für Medienaufkommen und Prominenz sind die vorgezogenen Bundestagswahlen am 23. Februar und die Ankündigung, dass neben dem Vorsitzenden der CSU-Landesvorsitzenden, Alexander Dobrindt, und CSU-Chef Markus Söder auch der Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz zu Gast sein wird.
Großveranstaltung im Chiemgau: Vorbereitungen für CSU-Winterklausur im Kloster Seeon laufen




„Der Wahlkampf startet bei uns und die Zeit bis zu den Wahlen ist kurz“, erklärt Kloster-Geschäftsführer Gerald Schölzel, für den es nach 2017, 2018, 2019, 2022, 2023 und 2024 bereits die siebte Winterklausur ist, dazu kommt wegen der Corona-Krise eine im Sommer. Neu sind für Schölzel und seine Stellvertreterin Inge Ederer-Posch, die während der Klausur als Projektleiterin vor Ort arbeitet, die Orga-Leiter aus Berlin, wo ein neues Duo verantwortlich zeichnet. Die OVB-Redaktion hat sich in Seeon hinter den Klostermauern umgeschaut.
Ein Franke ist für die Seeoner Organisatoren heuer erstmals der direkte Ansprechpartner aus Berlin. Alexander Hoffmann, gebürtiger Würzburger, der sein Wahlkreisbüro in Marktheidenfeld in Unterfranken hat, gehört seit 2013 dem Bundestag an und ist seit März dieses Jahres parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Zusammen mit seinem Büroleiter Dr. Martin Hiermeyer, der Organisationsleiter bei der Klausur ist, trifft er für die drei Tage die Entscheidungen, sei es beim Programm, bei der Zimmervergabe oder dem Gesamtablauf.
„Wir sind seit Monaten in engem Kontakt, im November haben wir uns persönlich beschnuppert, das Vertrauen ist da, die Chemie passt“, sagt Inge Ederer-Posch , für die es seit 2017 bereits die dritten neuen Ansprechpartner aus Berlin sind. Alle 90 Zimmer seien von der Landesgruppe im Kloster gebucht. Gerald Schölzel spricht von einem „harmonischen Prozess“.
Letzte Klausur für Heimschläfer Ramsauer
Er war vier Jahre lang CSU-Landesgruppenchef in Berlin, acht Jahre lang parlamentarischer Geschäftsführer und gehört seit 34 Jahren dem deutschen Bundestag als aktuell dienstältester Abgeordneter an: Peter Ramsauer aus Traunwalchen. Die Klausur 2025 wird seine letzte und er wird wieder als „Heimschläfer“ dabei sein, nachdem er zwölf Jahre lang selbst Organisator und Mitorganisator von CSU-Klausurtagungen war, allerdings nicht in Seeon sondern in Kreuth. Insgesamt werden 45 CSU-Vertreter erwartet, darunter auch Stephan Mayer, der seit 2002 Mitglied des Bundestages ist. Der gebürtige Burghauser ist Abgeordneter des Wahlkreises Altötting, der die Landkreise Altötting und Mühldorf umfasst, und genießt natürlich ebenfalls Heimvorteil. Das genaue Programm steht übrigens noch nicht fest, es wird erst kurz vor Tagungsbeginn bekannt gegeben. Wann Friedrich Merz kommt und wie lange er bleiben wird, ist ebenfalls noch unbekannt.
Ein Großaufgebot an Polizeikräften sorgt auch dieses Mal wieder für die Sicherheit der Teilnehmer. „Wir werden die Abläufe etwas verändern, alles wird etwas gestrafft, natürlich mit der nötigen Professionalität“, sagt Polizeioberrat Bernhard Dusch. Der Leiter der PI Trostberg ist zum zweiten Mal oberster Sicherheitschef, wollte die Anzahl der Beamten aber nicht nennen. Nur soviel: Auf einen Drohnen-Einsatz wie in den letzten Jahren werde verzichtet. Eingesetzt seien wieder Kollegen seiner Inspektion, dazu Beamte umliegender Polizeidienststellen sowie Kräfte der Operativen Einsatzdienste (ZED), der Technischen Ergänzungsdienste, der Reitstaffel, der Wasserschutzpolizei, der Kripo Traunstein, der Verkehrspolizeiinspektion Traunstein und Rosenheim und der Bereitschaftspolizei. Dirigiert wird das Ganze aus dem Kloster-Pfarrhof, der wieder zum Sicherheitszentrum umfunktioniert wird.
20 Übertragungswagen – Pressezentrum groß wie nie
Der Bürgermeister der Gemeinde Seeon-Seebruck wünscht sich eine ruhige Klausur ohne Zwischenfälle. Anfang des Monats hatte Martin Bartlweber zu einer Besprechung geladen, schließlich sei die komplette Kommune mit eingebunden. Mit dabei waren Bauhofleiter Gerhard Huber, Hauptamtsleiter Benjamin Anweldt, die beiden Feuerwehrkommandanten Stefan Anderl und Franz Parzinger sowie Polizeioberrat Dusch und die lokalen OK-Chefs des Klosters mit Schölzel und Ederer-Posch. „Wir sind ein eingespieltes Team mit Bauhof, Feuerwehr und Ordnungsamt sowie der Polizei und den Berliner Organisatoren. Ich sehe keine größeren Herausforderungen“, betont das Gemeindeoberhaupt. Es sei eine große Ehre für die Kommune, Gastgeber zu sein, man werde die Einschränkungen für die Anlieger auch gering halten. Bartlweber abschließend: „Ich freue mich auf die tollen Bilder, die es wieder geben wird. Die Präsenz nach außen und der Werbeeffekt sind unbezahlbar.“
Nicht weniger als 20 Übertragungswagen sorgen dafür, dass Bilder von Seeon in die ganze Welt hinausgehen. Sie stehen wieder unmittelbar vor dem Hotelkomplex. Ob die 60 Plätze für die Journalisten im Haus ausreichen, ist nicht sicher, im Notfall kann das Pressezentrum aber erweitert werden. Laut Babette Ragötzky, Assistentin der Stab-Kommunikation, waren bis 16. Dezember 120 Presseleute akkreditiert, Techniker nicht eingeschlossen. „Leicht möglich, dass es über 150 werden, denn die Akkreditierungsphase ist noch nicht abgeschlossen“, sagt die Berlinerin. Ihre Abteilung ist wieder gleich nach der Zugangskontrolle am Weg zum Kloster beheimatet, wo ansonsten Fischer und Imker zu Hause sind. 80 Pressevertreter konnte sie im letzten Jahr begrüßen.
Kaum ein Zimmer frei rund um Seeon-Seebruck
„Natürlich ist es jetzt gleich die größte, komplexeste und medienwirksamste Veranstaltung.“
Offiziell eröffnet wird die Klausur am 6. Januar. Erwartet werden am Nachmittag die Sternsinger. Am Abend gibt es wieder eine Andacht in der Klosterkapelle. Musikalisch umrahmt wird sie von Kirchenmusikerin Andrea Wittmann. Danach finden sich die Gäste im Innenhof des Klosters zu einem Glühweinempfang ein. Gereicht wird hier eine Suppe und eine einfache Brotzeit. „Kommunikation steht dabei im Vordergrund“, sagt Schölzel, der wieder auf Chefkoch Dieter Fembacher setzt. Seit fast drei Jahrzehnten arbeitet das Kloster mit dem Fridolfinger zusammen, der in den letzten Jahren mit seinem 20 Frauen und Männer starken Team nur Lob erhielt. Fembacher setzt auch heuer wieder auf regionale Küche, so gehört sein ofenfrischer Leberkäs natürlich zum Angebot, der traditionell zum Klausur-Abschluss zu Mittag am 8. Januar gereicht wird.
Viel zu tun hatte in den letzten Wochen die Tourist-Info Seeon-Seebruck. Die Nachfrage nach Zimmern während der Tagung sei enorm gewesen, informiert Bürgermeister Bartlweber. Tagungsteilnehmer, zumeist Journalisten und Technikerinnen, würden rund um den Tagungsbereich untergebracht. Das Einzugsgebiet erstrecke sich hier von Gut Ising über Eggstätt, Obing, Trostberg, Traunreut bis Chieming. Komplett ausgebucht sei natürlich auch das Hotel Rufinus. Es ist die dem Kloster nächstgelegene Beherbergungsstätte. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zum Tagungshotel, das auf der Halbinsel wieder zu einem Hochsicherheitstrakt wird. Lkw-Sperren sorgen für zusätzlichen Schutz am Zufahrtsweg.
1000 Veranstaltungen folgen, aber keine Hochzeiten mehr
Die CSU-Winterklausur ist die erste von insgesamt rund 1000 Veranstaltungen im Jahr 2025 im Kultur- und Bildungszentrum. „Natürlich ist es jetzt gleich die größte, komplexeste und medienwirksamste Veranstaltung“, freut sich Schölzel, der 2024 von einer Auslastung des Tagungshotels von 98 Prozent sprach. Tagungen seien das Kerngeschäft, nur etwa mit 15 Prozent würden die Touristen zu Buche schlagen, die vor allem im August zu Gast seien. Verzichten will man im kommenden Jahr auf große Hochzeitsfeiern. „Nur standesamtlich wird noch bei uns geheiratet, für 2025 sind rund 100 angemeldet“, so Schölzel, der mit seinem Team wieder bis zu fünf Tagungsbuchungen pro Tag für 2025 angenommen hat. Absage an Hochzeitsfeiern gab es vor allem, weil man sich die Seeterrasse nicht blockieren möchte.
Dort wo die CSU-Vertreter tagen werden, war früher ein Benediktinerkloster mit einer über 1000-jährigen Geschichte. Gegründet wurde es im Jahr 994. Im Laufe der Jahre wurde es als Schloss bewohnt, als Kurbad vermarktet oder als Lazarett genutzt, ehe es vor über 30 Jahren zum Kultur- und Bildungszentrum Oberbayerns umgewandelt wurde. In den vergangenen Jahren wurden rund 16 Millionen Euro in eine Generalsanierung investiert, wobei alle Zimmer komplett renoviert wurden. Insgesamt 15 Veranstaltungsräume stehen zur Verfügung. Bis zum Klausurstart ist das Haus geschlossen, am 3. Januar kommt das Orga-Team aus Berlin, tags zuvor schon legt der Chefkoch mit seinem Team los, staffelweise wird die Ware angeliefert, wobei Gemüse und Frischware dann erst am 5. Januar eintreffen. Den Gästen soll es an nichts fehlen.


