Millionen-Investition
Wasserburg bekommt einen hochmodernen Wertstoffhof: Wer davon profitiert – was er leistet
Wasserburg bekommt einen neuen Wertstoffhof. Die Anlage wird nicht nur aufgrund der supermodernen Gestaltung etwas Besonderes. Denn von der Recycling-Einrichtung werden nicht nur die Innstädter profitieren.
Wasserburg – Etwa fünf Millionen Euro wird der neue Wertstoffhof in Wasserburg kosten. Ein Mammutvorhaben, das die Anlage in der Altstadt ersetzen soll. Am Neubau hängen weitere wichtige Vorhaben in der Stadt. Denn nur wenn der Wertstoffhof weggezogen ist, kann die Grundschule Am Gries erweitern.
Das war jedoch nicht der einzige Grund für den Grundsatzbeschluss zum Neubau. Am jetzigen Standort in der Innschleife hat die Recycling-Einrichtung keine Zukunft. Der Platz: beengt, die Verkehrsführung: gefährlich, weil Kunden und Lkw nicht getrennt werden können, die Handhabung der Container: eine Herausforderung für Menschen, die nicht mehr so beweglich sind, der Verwaltungsbereich: viel zu klein für das Personal.
Weg aus dem Zentrum
Deshalb gab es im vergangenen Jahr die Entscheidung im Stadtrat, aus dem Zentrum wegzuziehen auf ein Grundstück am Stadtrand: auf dem Gelände des ehemaligen Umspannwerks an der Priener Straße. Weil das Areal auch von Eiselfing aus gut zu erreichen ist, könnte die Nachbargemeinde den Wertstoffhof mitnutzen. Dazu steht die Kommune in Verhandlungen mit dem Landkreis Rosenheim, berichtete Kämmerer Konrad Doser im Stadtrat. Denn die Müllentsorgung ist Aufgabe des Landkreises, nur Wasserburg ist bekanntlich per Sondervertrag aus diesem Konstrukt ausgestiegen und managt diese Aufgabe eigenverantwortlich. In Eiselfing habe der Gemeinderat bereits signalisiert, dass er sich eine Zusammenarbeit mit Wasserburg gut vorstellen könne.
Bis die Wasserburger und Eiselfinger die neue Anlage anfahren können, wird jedoch noch Zeit ins Land gehen. Denn aufgrund der hohen Investition von vermutlich etwa fünf Millionen Euro muss die Stadt ein aufwendiges europaweites Ausschreibungsverfahren durchführen, um ein geeignetes Planungsbüro für die weiteren Leistungsphasen auswählen zu können, berichtete Doser. Im Haushalt 2024 stehen vorerst nur 300.000 Euro Planungsmittel bereit, in den Folgejahre bis 2027 die Investitionen für die Realisierung.
Zehn große Container
Die Vor-Vor-Entwürfe sehen bereits vielversprechend aus: Eingeplant sind zehn große Container für Plastik, Papier, Sperr- und Restmüll, Altholz, Schrott, Hartkunststoffe, Grüngut, Bauschutt und Glas, außerdem Pressen, Verdichter sowie Abrollbehälter. Es soll Bereiche geben, in denen Metalle und Kabel, Alt-Textilien, Reifen, Batterien und Akkus, Mineralöl, Schaumdosen, Altfette, Toner und Tintenpatronen, Korken, Kerzenwachs, Lampe, PV-Module und weitere Stoffe zwischengelagert werden.
Für die Zufahrt gibt es laut Doser zwei verschiedene Anfahrtsmöglichkeiten: von der Schmerbeckstraße aus (rein und raus) oder über die Priener Straße rein und über die Schmerbeckstraße wieder raus. Christian Stadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sieht bei der von der Verwaltung favorisierten Variante über die Schmerbeckstraße rein und raus eine Gefahrenstelle: die Lkw, die die Container abholen würden, müssten rückwärts rangieren von der Schmerbeckstraße aus. Ein Problem? Friederike Kayser-Büker, SPD-Fraktionsvorsitzende, schlug vor, diese Frage im Rahmen einer Simulation prüfen zu lassen. Doser sieht auch die Möglichkeit einer Ampelregelung.
Hochmoderne Anlage
Norbert Buortesch, Bürgerforum, wiederholte seine Kritik am Standort außerhalb der Altstadt. „Das ist ein Auto-Wertstoffhof“, unterstrich er die Tatsache, dass hier die große Mehrzahl aller Bürger mit dem Pkw anfahren werde statt so wie in der Altstadt auch per Rad.
Es gibt noch einige kritische Punkte, die in der Planung ausgeräumt werden müssen, zeigte sich im Stadtrat. Viel Arbeit für den Umweltausschuss, der vorberatend tätig sein wird. Josef Baumann, Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg, sieht dies kritisch. Er möchte, dass der Stadtrat alle weiteren Schritte behandelt, weil das Vorhaben eine solch große Bedeutung habe.
Tatsache ist: Die Stadt will eine hochmoderne, nachhaltige Anlage errichten: mit Top-Arbeitsplätzen für die Mitarbeitenden, mit PV-Anlage auf dem Dach, die den Strom selber produziert, in einer Ausführung, bei der ökologische Baustoffe im Fokus stehen, kundenfreundlich mit ausreichend Fläche für Anlieferung und Abholung sowie weitgehend barrierefreien Einwurfmöglichkeiten.
Ein Beschluss fiel im Stadtrat nicht.


