Politiker-Derblecken mit 300 Gästen
Zeitreise in Wilden Westen: Wie die Haager beim Starkbierfest Trump außer Gefecht setzen
Wie wird man Trump wieder los? Die Haager haben eine Idee. Beim Starkbierfest zeigten sie, wie es klappen könnte. Ein Riesen-Spaß für die rund 300 Besucher in Grandl‘s Hofcafé. Das waren die Höhepunkte von Fastenpredigt und Singspiel.
Haag – Es war mal wieder ein besonderer Abend in Haag: Bei der Premiere des diesjährigen Starkbierfests blieb im Hofcafé beim Grandl kein Auge trocken. Angefangen mit Fastenredner Florian Haas, der in Unterwäsche, an den Händen gefesselt und mit Sack über dem Kopf von seinem Team, bestehend aus Eva Furch, Manuel Bauer, Alex Schmid und Fabian Neumann, auf die Bühne geleitet und dort an den Pranger gestellt wurde. Der Grund: sein Versagen beim Haager Herbstfest, beziehungsweise beim Fass-Anstich im vergangenen Jahr. Dabei habe er sich bei seiner Rede 2024 noch über Politiker lustig gemacht und den Sketch gezeigt: „How to anzapf ein Bierfaß“, kritisierten die vier, die es sich auf der Bühne auf einer Couch gemütlich machten.
Viele Themen rund ums Haager Land
Nach dieser Schelte und nachdem er sich angezogen hatte, durfte Haas dann selbst die vielen Themen, die die Bürger im Haager Land umtreiben, aufs Korn nehmen und davon gibt es viele: Zehentstadel, Hofgarten, die Kraftwerke Haag, die schwindende Gastronomie oder das Baugebiet „Südlich der Lerchenberger Straße II“.
Zeitreise in den „Wilden Westen“: So war das Starkbierfest in Haag – hier gibt‘s die besten Bilder




Ein wichtiges Thema sprach Haas gleich zu Anfang an: „Soll es der Neue machen oder soll alles beim Alten bleiben? Dieses Thema bewegt mittlerweile ganz Haag“, sagte er – eindeutige Anspielungen auf die bevorstehende Kommunalwahl, oder? Haas löste auf: „Geht man zum alten oder zum neuen Inder in Haag zum Essen? Basierend auf der Einwohnerzahl hat Haag eine 23-fach höhere Dichte von indischen Restaurants als München.“
Auch beim Milchwerk Jäger tue sich was: „Jäger reißt ein, Schletter baut auf. Ist das gut oder schlecht?“, fragte Haas in die Runde. Woraufhin Alex Schmid hoffnungsvoll nachfragte: „Heißt das, der Lu (Ludwig Schletter, Anmerkung der Redaktion) macht den Hofgarten auf?“ und prompt unterbrochen wurde von Manuel Bauer: „Schnauze, sonst bekommt der Flo (Florian Haas, Anmerkung der Redaktion) wieder eine drüber vom Lu!“ Das sei doch kein Problem für ihn, betonte der Starkbierredner, er sei Dresche gewohnt. Deshalb habe er heuer einen Faktencheck eingeführt. Ein Beispiel: die Sanierung des Sitzungssaals im Rathaus. Manuel Bauer las eine lange Reihe von Zahlen vor, die die Maßnahme kosten würde, um „einer Korrektur durch die Bürgermeisterin“ zuvorzukommen. „Erschienen am 21. November 2024 auf innsalzach24“, tönte er laut, während Eva Furch immer wieder einwarf, dass die Firma Furch „das Ganze schneller, besser und zum halben Preis“ machen würde.
Söder viel auf Instagram und TikTok unterwegs
Aber nicht nur die Kommunalpolitiker wurden „derbleckt“, auch die Landesregierung bekam ihr Fett weg, allen voran Ministerpräsident Markus Söder, der laut Haas Hubert Aiwanger den Rang als Klassenclown wieder abgelaufen habe. Dem Festredner sei aufgefallen, dass Söder mehr Zeit auf Instagram und TikTok verbringe, als beim Regieren.
Über Söder kamen die fünf Darsteller auf den CSU-Generalsekretär Martin Huber und die Frage, worin eigentlich sein Aufgabengebiet bestehe. „Du lobst überschwänglich jede noch so absurde Idee deines Chefs, auch wenn jeder weiß, dass dies alles keinen Sinn macht. Bedingungslose Loyalität bis fast zur Selbstaufgabe“, erklärte Fabian Neumann. „Also ist Eva Rehbein die Generalsekretärin von Sissi Schätz?“, fragte Alex Schmid. „Oder ist es andersherum?“
Mahnende Worte des Fastenredners
Abschließend gab es noch mahnende Worte des Fastenredners: „Wir laufen auf einen Abgrund zu. Wir reißen gerade ein, was in den vergangenen 200 Jahren mühsam aufgebaut wurde, an Humanität, an Vertrauen in den Staat und Verwaltungen, Gemeinschaften“, sagte er. „Die AfD, Trump, Musk, Putin, sind nicht die Wurzel allen Übels, sie sind Symptome einer kranken Welt. Um so wichtiger ist es, dass wir hier im Kleinen, im Haager Land, zusammenhalten. Wir werden nicht die Probleme der Welt lösen, aber hier vor Ort dürfen wir unsere Gemeinschaft nicht vergessen“, plädierte er. „Wir müssen zusammenhalten, auch nach dieser Woche“, betonte er und spielte mit dem letzten Satz auf die jüngst geplatzte Gemeinderatssitzung an.
Auch dafür gab es großen Applaus. Nach einer kurzen Pause, musikalisch umrahmt von der „Haager Schlossmusi“, ging es weiter mit dem Singspiel – oder besser gesagt: zurück in die Zukunft, denn heuer haben sich die Haager Starkbierfest-Freunde, allen voran Tom Göschl und Hans Urban, wieder etwas Besonderes einfallen lassen. Mit einer Zeitmaschine ging es in den „Wilden Westen“ ins Jahr 1848, denn zu dieser Zeit sollte Frederick Trump, Großvater von Donald Trump, heiraten. Das muss dringend verhindert werden, sodass der amerikanische Präsident nie geboren und die Welt somit ein großes Problem weniger habe.
Die Reise dahin gestaltete sich anfangs etwas schwierig, nach zwei Zwischenstopps in Italien – also beim Starkbierfest 2024 – und beim 50. Geburtstag von Sepp Bauer, schafften es Christiane Jahna, Doris Noller, Christa Torres, Eva Furch, Bernd Furch, Manuel Bauer, Alex Schmid, Fabian Neumann, Matthias Bachmaier sowie der Haager Viergesang mit Barbara und Walter Glück, Christiane und Hans Urban in den Saloon „Der Schuh des Manitu“ am Klondike River.
Max Heimerl als neuer Graf für Haag
Dort angekommen – in Jeans, Lederstiefeln, Poncho und Cowboyhut – warteten schon die Saloon-Inhaberin (gespielt von Christa Torres), eine Tänzerin (gespielt von Eva Furch) und eine Wahrsagerin (Christiane Jahna). „What do you see in your Glaskugel?“, fragte die Hausherrin nach, die stets auch gleich einen Whiskey servierte. „Einen großen Häuptling“, entgegnete die Weissagerin. „Ein Mann bekommt viel Arbeit“, prophezeite sie. „Es ist der Haager Pfarrer.“ So wurde das Lied „Oh! Susanna“ aus dem Jahr 1848 von Stephen Foster umgedichtet in „Pfarrer from Alabama“, der sich um viele Schäfchen kümmern müsse, darunter aus Haag, Kirchdorf, Ramsau, Reichertsheim und seit neuestem auch aus Rechtmehring und Maitenbeth.
Bei so viel Arbeit könne sich Pawel Idkowiak als Bischof weihen lassen und Haag erhalte seine Unabhängigkeit als Grafschaft zurück. Dann könne Landrat Max Heimerl der neue Graf werden und so stimmte die Truppe gleich ein weiteres Lied (Peter Paul & Mary mit „Puff The Magic Dragon“) an: „Der Max ist unser Landrat, der kummt gern nach Haag. Herbstfest oder Starkbierfest, Termine, die er mag. Doch neulich in der Zeitung stand – dass a Zufahrt eingeweiht wird, do kannt ma sogn da Landrat war überqualifiziert.“
Auch „der Hofgarten“ (Ring of Fire von Johnny Cash) und der umgeschriebene Text von „Superperforator“ von „Der Schuh des Manitu“ sowie „Schnucki, ach Schnucki“ von Hermann Leopoldi kamen bei den rund 300 Besuchern im Grandlstadl richtig gut an. Großes Highlight zum Schluss: der Auftritt von Bernd Furch als Frederick Trump. Mit dunkelblauem Anzug und roter Krawatte heizte „Großvater Trump“ die Menge an.
Ein großes Highlight
Ob die Haager Starkbierfest-Freunde es schaffen, Trumps Vorfahr von der Hochzeit abzuhalten und somit das Unheil, das mit seinem Enkel über die Welt hereinbricht, zu verhindern, wird an dieser Stelle nicht verraten. So viel kann man aber sagen: Das Haager Starkbierfest ist jedes Jahr wieder ein großes Highlight. Das honorierten die Besucher anschließend mit langem Applaus und stehenden Ovationen für das rundum gelungene, rund dreistündige Programm.





