„Seid ihr direkt wahnsinnig?“
„Bürger schäumen vor Wut“: Zoff um Sanierung des Haager Sitzungs-Saals – das sind die Folgen
Der teure Umbau des Haager Sitzungssaals hat bei den Bürgern große Empörung ausgelöst. Von „Geht's noch?“ bis zu „Seid ihr direkt wahnsinnig?“ mussten sich die Ratsmitglieder einiges von den Leuten anhören. Wie die Entscheidung über die Sanierung ausgefallen ist.
Haag – Hitzige Diskussionen gab es wieder im Haager Gemeinderat. Der Grund: die geplante Sanierung des Sitzungssaals im Rathaus. Schon in der November-Sitzung ging es deswegen heiß her. Das große Problem sind die Kosten. Rund eine halbe Million Euro hatte das Architektenbüro Habenicht dafür veranschlagt. Für das Gremium ein „riesiger Batzen Geld“.
Sanierung des Haager Sitzungssaals geplant
Susanne Habenicht stellte in der jüngsten Sitzung nun die überarbeitete Version der Planungen vor. Ihr Vorschlag: ein reduziertes „Basispaket“ für rund 252.000 Euro. Es beinhaltet neue Möbel, eine Leinwand, Beleuchtung in „reduzierter Variante“, die Planungskosten des Architektenbüros sowie Vorrichtungen, um weitere Elemente im Sitzungssaal installieren zu können. Darüber hinaus könnte das Gremium „verschiedene Bausteine“, verbunden mit weiteren Kosten, dazubuchen, unter anderem ein Lüftungssystem, Medientechnik, weitere Möbel wie eine Teeküche und mehr Beleuchtung, so Habenicht.
Klaus Breitreiner (CSU) hatte sich in der November-Sitzung schon vehement gegen die Vorgehensweise ausgesprochen. Er hatte vorgeschlagen, die Maßnahme ohne Fachplaner für Elektro, Heizung, Lüftung und Sanitär (HLS) auszuführen, da Handwerksbetriebe diese genauso umsetzen könnten. Das Architekturbüro sollte für die restliche Planung und Umsetzung beauftragt werden, schlug er in der November-Sitzung vor.
Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) erklärte, dass es im Bauamt niemand gebe, der die Lüftungsanlage, die nicht im „Basispaket“ beinhaltet ist, planen könne. Deswegen brauche es ein Gesamtkonzept, das extern erstellt werden müsse. Darüber hinaus betonte sie, dass die Kommune bei der Planung und Vergabe von Arbeiten dieser Art an Regeln gebunden sei. „Es muss wirtschaftlich sein“, erklärte sie. Die Rathauschefin verdeutlichte auch noch einmal, dass das „Basispaket“ bei rund 252.000 Euro liegen würde, also die Hälfte weniger als zunächst angedacht.
Eva Rehbein (SPD) regte an, den Mehrzweckraum im Zehentstadel ins Auge zu fassen. „Vielleicht besteht die Möglichkeit, dass wir diesen jeden zweiten Dienstagabend für Gemeinderats- und Ausschuss-Sitzungen buchen“, schlug sie vor. Schätz entgegnete, dass dies schwierig sein könnte, da sie die Belegungspläne nicht kenne. Grundsätzlich brauche es auch einen größeren Raum für interne Besprechungen. Zudem sei es problematisch, ständig Unterlagen zwischen Rathaus und Zehentstadel „hin- und herzutragen“.
„Keine Zukunft“
Siegfried Maier (SPD) meinte, dass der Raum im Rathaus für ihn „keine Zukunft“ habe. „Ich schäme mich dafür“, räumte er ein. „Der Sitzungssaal sollte etwas Ehrenhaftes haben. Aber er ist weder praktikabel noch dem Anlass entsprechend“, kritisierte er. „Weder mit Rollator noch mit Rollstuhl kommt man hier vernünftig rein. Wir sind rund 21 Ratsmitglieder, Besucher, Referenten. Man fühlt sich wie in einer Sardinenbüchse“, schimpfte er. „Die Leute schäumen vor Wut, dass wir so viel Geld für diesen Raum ausgeben wollen, obwohl nichts Halbes und nichts Ganzes dabei herauskommt.“
Dem stimmte Stefan Högenauer (CSU) zu. Er habe ebenfalls mit Bürgern gesprochen, die wegen des in den Augen vieler Kritiker überteuerten Umbaus wütend seien. „Ich bin mehrfach gefragt worden: Geht‘s noch?“, sagte er. Aus seiner Sicht „geht es nicht“. „Wir haben Kosten von 7.000 Euro pro Quadratmeter. Das ist nicht gerechtfertigt.“ Er plädierte für den Vorschlag von Rehbein, die Sitzungen in den Zehentstadel zu verlegen und regte eine „Denkpause“ in dieser Angelegenheit an.
Herbert Zeilinger (WFH) berichtete, dass ihm ähnliches passiert sei wie Högenauer und Maier. „Die Leute haben mich angesprochen, mit den Worten: Ihr seid ja direkt wahnsinnig!“, so Zeilinger. „Wir sollten uns fragen, was uns dieser Raum wert ist“, meinte er. Er war für einen Aufruf an Handwerker in der Region, die für die Allgemeinheit „etwas Kosten-erträgliches“ schaffen wollen. „Vielleicht stoßen wir so auf Akzeptanz, aber irgendeinen Tod müssen wir sterben. Ansonsten kommen wir hier nicht voran“, betonte er.
Sanierung abgelehnt
Nach einer kurzen Diskussion über die Vertagung des Themas entschied der Rat über die Sanierung des Sitzungssaals abzustimmen. Mit 15:4 Stimmen lehnte das Gremium den Umbau ab. Die Bürgermeisterin, die sich alles andere als begeistert vom Abstimmungsergebnis zeigte, schloss die Sitzung mit den Worten: „Dann bleibt der Raum eben, wie er ist.“
