Jahresrückblick 2023 und Ausblick
Krisengeschütteltes Jahr für die Romed-Klinik Wasserburg: Eine Sorge bleibt auch 2024
Eine Krise hat 2023 die nächste gejagt an der Romed-Klinik Wasserburg. Zum Jahreswechsel hat sich die Lage wieder beruhigt. Wobei: Eine Sorge bleibt auch 2024.
Wasserburg – Eigentlich begann das Jahr 2023 für die Romed-Klinik Wasserburg vielversprechend: in einem hochmodernen Neubau mit Top-Ausstattung, in das das Krankenhaus Anfang Dezember eingezogen war. Doch bereits im Januar kamen die ersten Gerüchte auf, es gebe personelle Probleme in der Geburtshilfe. Und tatsächlich: Auf Nachfrage der Redaktion bestätigte der Romed-Verbund Anfang Februar, dass die Chefärztin Wasserburg verlassen habe. Der Verbund bestätigte auch, dass sechs Pflegekräfte und vier Ärzte gekündigt hätten. Und dass es Probleme mit der kinderärztlichen Versorgung gebe, weil eine seit 2021 in Wasserburg arbeitende Medizinerin aus Bosnien noch keine Facharztanerkennung habe. Sie warf schließlich entnervt hin und verließ Wasserburg.
Externen Gutachter eingeschaltet
Der Klinikverbund reagierte auf die personellen Verwerfungen, die von der umstrittenen Chefärztin ausgelöst worden sein sollen, mit einer Untersuchung der Fälle, bei denen es zu unterschiedlichen Auffassungen bezüglich des geeigneten medizinischen Vorgehens gekommen war. Ein externer Gutachter stellte laut Verbundsgeschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram jedoch keine Fehlentscheidungen fest.
Nach dem Weggang der Chefärztin beruhigte sich die Lage wieder. Die Patientenzufriedenheit wurde im ersten Quartal 2023 insgesamt mit der Note „sehr gut“ bewertet, die Klinik verzeichnete ähnlich gute Geburtenzahlen wie in den Vorjahren. Die gefürchtete Abwanderung von werdenden Müttern fand nicht statt.
Paukenschlag im April
Doch so richtig Ruhe kehrte nicht ein, denn im April ging es wieder los mit der Krisenstimmung, diesmal mit einem Paukenschlag: Dem kaufmännischen Leiter, Christof Maaßen, wurde gekündigt. Dies löste ein regelrechtes Beben aus, in dessen Mittelpunkt Kritik an der Vorgehensweise stand: Krankenhausseelsorger Alfred Schott sprach von einem „entwürdigenden Vorgang“, Romed-Aufsichtsrat Josef Baumann, auch Stadtrat in Wasserburg, von einem „Schlag ins Gesicht“. Mitarbeiter reagierten mit der Forderung, die Entscheidung zurückzunehmen, und mit einer Petition. Dr. Martin Heindl, im Ruhestand befindlicher Chefarzt der Geburtsklinik, interpretierte die Kündigung durch die Geschäftsführung als „Racheakt“ und „Strafaktion“ als Reaktion auf die Probleme in der Geburtshilfe. „Entsetzt und irritiert“, äußerten sich außerdem die Hebammen an der Romed-Klinik Wasserburg. Die juristischen Auseinandersetzungen um die Kündigung dauern bis heute an.
Im Juni schließlich gab es eine Personalentscheidung, die wieder Ruhe brachte: Marco Weidemeier übernahm die kaufmännische Leitung. Im November gab Romed außerdem bekannt, dass die langjährige Oberärztin Britta Stopik neue Chefärztin der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe wird.
Krankenhausreform bereitet Sorgen
Die personellen Probleme scheinen mit diesen beiden Entscheidungen vom Tisch zu sein. Doch die Pläne für die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sorgten im Lauf des Jahres erneut für Diskussionen. Gefährden sie den Standort Wasserburg? Er trägt zum hohen Defizit des Verbunds mit seinen vier Standorten im Mutterhaus Rosenheim, in Prien, Bad Aibling und in der Innstadt bei und gilt finanziell gesehen als Sorgenkind. Deerberg-Wittram betonte mehrfach, Wasserburg habe einen wichtigen Versorgungsauftrag für den nördlichen Landkreis. Und eine Zukunft auch angesichts der medizinischen Leistungen mit Erweiterung um ein Herzkatheterlabor und eine Gefäßchirurgie. Als zukunftsweisend gilt außerdem die Zusammenarbeit der kleinen somatischen Klinik mit dem großen psychiatrischen Fachkrankenhaus, dem kbo-Inn-Salzach-Klinikum (ISK). Im Neubau sind die beiden Häuser unter einem Dach vereint, bleiben jedoch autark. Trotzdem bleibt die Sorge, dass Romed-Wasserburg trotz Spitzenmedizin unter die Räder der Krankenhausreform kommen könnte. Fest steht: Der Verbund muss raus aus den roten Zahlen. Nur wie? Eine Frage, die 2024 weiter beschäftigen wird.
Der gemeinsame Neubau von Romed Wasserburg mit dem ISK kam im Sommer außerdem trotz Top-Ausstattung ebenfalls in die Kritik. Im Fokus: die fehlende Barrierefreiheit. Der Behindertenbeirat von Wasserburg forderte mit Vehemenz Verbesserungen ein. Der versprochene Klinikbus, der den Parkplatz und die Bushaltestelle verbindet, kam schließlich. Die Notaufnahme von Romed geriet ebenfalls in die Kritik: Patientenbeschwerden über Wartezeiten führten dazu, dass Oberarzt Dr. Stephan Bayerl Stellung nahm und die Abläufe erklärte.
kbo-Inn-Salzach-Klinikum feierte 2023 Jubiläum
2023 hatte das kbo-Inn-Salzach-Klinikum (ISK) Grund zum Feiern: Das psychiatrische Fachkrankenhaus wurde 140 Jahre alt. Aus diesem Anlass kam im Juni der damalige Gesundheitsminister Klaus Holetschek nach Wasserburg. 100 wurde außerdem die Berufsfachschule für Pflege am ISK, ein runder Geburtstag, der ebenfalls mit einem Festakt gefeiert wurde.