Krise am RoMed
Weitere Hiobsbotschaft bringt Geburtsklinik Wasserburg erneut in die Bredouille
Die personelle Krise an der Geburtsklinik von RoMed in Wasserburg spitzt sich weiter zu. Es gibt eine neue Hiobsbotschaft.
Wasserburg - Die umstrittene Chefärztin ist nicht mehr in Wasserburg, sondern in Rosenheim tätig. Doch jetzt gibt es erneut ein personelles Problem, wenn auch anderer Art. Eine beliebte Medizinerin, die für die kinderärztliche Versorgung in Wasserburg eingeplant war, hat gekündigt. Damit steht die Geburtsklinik, top ausgestattet im gemeinsamen Neubau mit dem kbo-Inn-Salzach-Klinikum, ab 1. März ohne Kinderärztin da.
„Ja, ich verlasse Wasserburg - es geht nicht anders“, bestätigt Selma Beganovic auf Anfrage der Wasserburger Zeitung. Sie wäre gerne geblieben, sagt sie, doch der zermürbende Kampf um ihre Facharztanerkennung habe ihr so zugesetzt, dass sie sich habe neu orientieren müssen.
Anstrengender bürokratischer Kraftakt
Beganovic stammt aus Bosnien, 2013 hat sie dort die Facharztanerkennung erworben. In Deutschland musste sie sich jedoch durch einen langen, zweistufigen bürokratischen Prozess kämpfen: Zuerst ging es um die Approbation, also um die grundsätzliche staatliche Zulassung als Ärztin. Zuständige Behörde: die Regierung von Oberbayern. Fast zwei Jahre habe dieses Verfahren gedauert, bedauert Beganovic. Zuletzt ging es noch um die Facharztanerkennung, zuständig ist die Ärztekammer. Die als erfahren geltende Neonatologin (Expertin für typische Erkrankungen von Neugeborenen), ursprünglich angestellt als Oberärztin, wurde bei diesen Verfahren laut Romed vom Klinikverbund unterstützt. Trotzdem: Bis jetzt ist die Facharztanerkennung noch nicht da. Beganovic hat laut Romed-Pressestelle - wie es solchen Fällen üblich sei - einen befristeten Arbeitsvertrag.
„Bürokratischer Kampf hat viel Zeit und Energie gekostet“
Die Unsicherheit und die lange Prozedur haben Beganovic nach eigenen Angaben so zermürbt, dass sie sich für einen Wechsel entschieden hat. Sie geht an eine Klinik in Füssen. „Es war eine super Zeit in Wasserburg“, zieht die Ärztin für Kinderheilkunde, selber zweifache Mutter, Bilanz. „Doch der bürokratische Kampf um die Zulassungen hat mir viel Zeit und Energie gekostet. Es geht nicht mehr“, bedauert sie. Da sie nicht wisse, wann die Facharztanerkennung komme, müsse sie sich beruflich neu orientieren.
Das ist eine schlechte Nachricht für die Geburtsklinik. Denn sie bemüht sich laut Romed-Verbund seit Jahren darum, Kinderärzte für den Standort zu gewinnen. Erfolglos. Eine Personalnot, die bis 2020 kein Thema war. Denn der damalige Chefarzt Dr. Martin Heindl hat eine doppelte Facharztqualifikation: Er ist Frauen- und Kinderarzt. Nachdem Heindl in den Ruhestand gegangen war, hatten er und seine niedergelassenen Wasserburger Kollegen Dr. Marko Senjor und Dr. Michael Stürmlinger die Geburtsklinik weiter unterstützt. Dieser Einsatz für die pädiatrische Versorgung der Neugeborenen sei jedoch altersbedingt und als Folge der Arbeitsbelastung in den kinderärztlichen Praxen in einigen Monaten nur noch eingeschränkt möglich, so der Romed-Klinikverbund.
Er hatte nach eigenen Angaben auf die Anerkennung von Beganovic als Kinderärztin gesetzt. Da sie nun geht, muss jetzt wohl vorerst Plan B greifen. Kollegen aus Rosenheim sollen die Klinik in Wasserburg bei Bedarf mit ihrer kinderärztlichen Expertise unterstützen.
Der Romed-Klinikverbund wird trotzdem nicht müde, darauf zu verweisen, dass die Versorgung der Neugeborenen in Wasserburg dem gesetzlich vorgeschriebenen Standard von Geburtskliniken entspreche. Der Standort Wasserburg gehöre zum Level IV, den zwei Drittel aller geburtshilflichen Einrichtungen in Bayern besäßen. Eine eigene Kinderklinik sei bei dieser Einstufung nicht vorgesehen.