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Neuer Kaufmännischer Leiter über seine Pläne

„Standort hat Zukunft“: So will Marco Weidemeier bei Romed Wasserburg das Ruder rumreißen

Klinikleiter Marco Weidemeier mit Mitarbeiterin Renate Wöhrl am Empfang des Neubaus von Romed in Wasserburg.
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Klinikleiter Marco Weidemeier mit Mitarbeiterin Renate Wöhrl am Empfang des Neubaus von Romed in Wasserburg.

Über 29 Millionen Euro Defizit im Verbund, ein Vorgänger, der fristlos entlassen wurde, Personalprobleme: In extrem schwierigen Zeiten hat Marco Weidemeier die kaufmännische Leitung der Romed-Klinik Wasserburg übernommen. Warum er an den Standort glaubt und wie er das Ruder rumreißen will.

Wasserburg – Das Krankenhaus ist sein Leben, das darf mit Fug und Recht über Marco Weidemeier gesagt werden. Denn er ist quasi in einer Klinik aufgewachsen: Seine Mutter war bis zu ihrem frühen Tod aufgrund einer schweren Erkrankung oft in der Klinik. Der Sohn verbrachte viel Zeit auf Station, am Krankenbett der Mama oder bei „Milch mit Honig“ im Schwesternzimmer. Das habe ihn geprägt, sagt er.

Nach dem Abitur fiel die Entscheidung, Krankenhausmanagement zu studieren, für Weidemeier die Möglichkeit, seine beiden Interessen, Medizin und Ökonomie, zu verbinden. Seine Praxissemester verbrachte der heute 40-Jährige nicht wie viele Mitstudierende in den Verwaltungen von Krankenkassen oder Kliniken, sondern ein Jahr lang im OP. „Ich habe viele Eingriffe gesehen, oft und intensiv hinter die Kulissen eines Krankenhauses geschaut“, sagt er. Eine Praxisnähe, die Weidemeier nach eigenen Angaben hilft, Prozesse zu verstehen, betriebliche Abläufe nachzuvollziehen und Entscheidungen zu treffen. „Ich verstehe mich nicht nur als Verwalter einer Klinik, sondern als Teil eines Teams“, sagt er. Er möchte deshalb auch in Wasserburg das heute in vielen Kliniken noch typische Denken in Berufsgruppen aufheben: Egal ob Ärzte oder Pflegepersonal, ob Mitarbeitende in Verwaltung, Küche oder Labor: „Alle sind wichtig, wir müssen zusammen an einem Strang ziehen“, findet Weidemeier.

Zusammenarbeit ist in seinen Augen auch einer von mehreren Hebeln für die Bewältigung der Herausforderungen bei den Krankenhausfinanzen. Der Romed-Verbund mit seinen vier Standorten in Rosenheim, Bad Aibling, Prien und Wasserburg könnte noch besser aufeinander eingespielt werden, wenn die Zusammenarbeit der einzelnen Häuser weiter intensiviert wird, ist er überzeugt. Ein Beispiel kommt dazu aus Wasserburg: Rosenheimer Kinderärzte führen in der Geburtsstation, die nach wie vor keine Kinderärztin oder Kinderarzt hat, übergangsweise die U2 durch. 

„Mehr Miteinander“ heißt für Weidemeier auch, dass nicht jeder Standort alles anbieten muss, sondern sich auf Spezialgebiete konzentrieren sollte. In Wasserburg sei dies neben der für den nördlichen Landkreis notwendigen Grundversorgung und der Notfallmedizin sowie der Geburtsklinik die große Gefäßchirurgie, ergänzt durch eine Kardiologie. In Rosenheim sei die Onkologie ein besonderes Angebot, Bad Aibling konzentriere sich auf die Altersmedizin, Prien auf Erkrankungen des Bewegungsapparates. Es mache keinen Sinn und sei auch betriebswirtschaftlich gesehen nicht zielführend, wenn beispielsweise mehrere Maximalversorger in einer Stadt wie München in unmittelbarer Nähe das gleiche Spektrum an Leistungen anbieten würden.

Es gehe stattdessen darum, die Regelversorgung um ein bis zwei Schwerpunkte zu ergänzen und diese Leistungsbereiche klar herauszustellen und zu stärken. Denn Patienten seien heutzutage durchaus bereit, längere Wege in Kauf zu nehmen, wenn sie ein gesundheitliches Problem hätten. Das gelte in der Regel für fast alle vorbereiteten Operationen und Therapien, nur eben naturgemäß nicht für Notfälle.

Weidemeier geht deshalb davon aus, dass der Standort Wasserburg gut aufgestellt ist und eine Zukunft hat, trotz hohen Defizits innerhalb des Verbunds. Die Gefäßchirurgie, die dank Dr. Felix Härtl einen sehr guten Ruf habe, werde stark nachgefragt. In Kombination mit der Kardiologie und dem Herzkatheterlabor, ebenfalls mit Dr. Uwe Biller als herausragendem Kardiologen besetzt, sei hier der richtige Weg beschritten worden. „Wasserburg bietet in diesen Bereichen eine Top-Versorgung, wie sie sonst nur in wenigen großen Häusern in Deutschland zu finden ist.“

Ziel: effektivere Belegung der Betten

Trotzdem komme es nun darauf an, den Krankenhausalltag so zu organisieren, „dass das leidige Thema der effektiveren Belegung der Bettenkapazitäten vom Tisch ist“. Hier seien noch Hausaufgaben zu erledigen. Das heiße im Fall Wasserburg vor allem, die Balance zwischen Notfalleinsätzen und geplanten Operationen und den daraus folgenden Bedarf so zu managen, dass die Auslastung möglichst hoch sei. „Das ist aber kein Hexenwerk, sondern klassisches Alltagsgeschäft nach standardisierten Prozessen. Das kriegen wir hin. Doch es steht fest, dass wir noch ein paar Punkte verbessern müssen.“

Die baulichen Voraussetzungen seien im Neubau zumeist hervorragend, die betrieblichen Abläufe hätten sich neu einjustiert, doch technisch und in der Verwaltung des Hauses gebe es noch ein paar Nachbesserungen, die notwendig seien. In dieser Unternehmensentwicklung und Restrukturierung hat Weidemeier große Erfahrung: Die beruflichen Schwerpunkte des diplomierten Kaufmanns mit Schwerpunkt Krankenhausmanagement und Masterabschlüssen in den Bereichen „eHealth-medizinische Informationstechnologien“ sowie „Health and Medical Management“ lagen auch bei seinen bisherigen beruflichen Stationen sowohl bei privaten als auch kommunalen Kliniken in der Unternehmensentwicklung.

Ein weiteres Ziel, das die Gesundheitspolitik setze, sei der Weg Richtung zunehmender ambulanter Angebote, Fluch und Segen zugleich in einer Klinik wie Romed Wasserburg, wo auch schwere Fälle zu versorgen seien, die viel stationäre Behandlungszeit benötigen würden.

Unbesetzte Chefarztstelle: hoffnungsvolle Gespräche

Und dann ist da noch die Personalsituation in der Geburtsklinik. Nach dem Weggang der Chefärztin soll diese Position bald neu besetzt werden. Es gebe gute Kandidaten, hoffnungsvolle Gespräche, so Weidemeier. Das gelte auch für die kinderärztliche Versorgung der Babys, die übergangsweise von Rosenheimer Pädiatern übernommen worden sei. Auch hier tue sich eine Lösung mit Besetzung der freien Stelle auf. Gesunde Babys, zufriedene Eltern: Das sei das Wichtigste, so Weidemeier. Die steigenden Geburtenzahlen in Wasserburg zeigen deutlich den Zuspruch in der Bevölkerung an, findet er.

Arbeitsstil: sachlich an Probleme rangehen

Sachlich an Problematiken herangehen, das sei auch sein Arbeitsstil, sagt der neue kaufmännische Leiter. Er nennt sich „entschlussfreudig“, aber offen für Argumente. „Es steht aber auch fest, dass ich auch mal eine Entscheidung treffen muss, die nicht jeder super finden wird“, räumt er ein. Denn der Standort hat trotz Neubau Probleme, die Krankenhausreform macht ebenfalls zu schaffen, auch wenn Details wie die Levels und Leistungsgruppen noch nicht genau feststehen.

Der Verbund ist tief in den roten Zahlen, daran hat Wasserburg einen erheblichen Anteil. Der Wechsel in der kaufmännischen Leitung „beschäftigt nach wie vor einige unserer Mitarbeitenden“, wie Weidemeier feststellt. „Doch ich wurde hier toll aufgenommen. Das lag vielleicht auch daran, dass mich viele aus dem Romed-Verbund heraus schon kennen.“ Denn Weidemeier war zuvor kaufmännischer Leiter am Standort in Prien, hier hat er zuletzt den Erweiterungsfunktionsbau für OP und Radiologie sowie Labor auf den Weg gebracht. Prien verantwortet er vorerst in Personalunion noch mit, solange bis ein Nachfolger gefunden ist. In viereinhalb Jahren am Chiemsee habe er die Klinik der Grund- und Regelversorgung weiterentwickeln und die Personalsituation stabilisieren können.

Gut bekannt ist er nicht nur innerhalb des Romed-Verbunds, sondern auch beim Partnerkrankenhaus, dem kbo-Inn-Salzach-Klinikum (ISK). Geschäftsführer Dr. Karsten Jens Adamski ist Weidemeier immer wieder beruflich über den Weg gelaufen. Denn beide waren vor ihrem Wechsel nach Wasserburg bereits Kollegen und Kooperationspartner. Es ist das dritte Mal, dass sie in einem Haus – auf Wasserburg bezogen nur rein räumlich – zusammenarbeiten. „Wir stimmen uns sehr eng ab“, berichtet Weidemeier. Ein großes psychiatrisches Fachkrankenhaus und eine somatische Klinik unter einem Dach: Dieses „spannende Zusammenspiel“ zweier Häuser, die selbstständig bleiben, aber ihre Synergien bewusst nutzen, macht in seinen Augen Sinn.

Auch die Region kennt Weidemeier, gebürtiger Niedersachse, bereits seit 15 Jahren. Er wohnt mit seiner Familie, zu der zwei Töchter im Alter von sechs und neun Jahren gehören, in Rosenheim. Entspannung findet er in den Bergen und beim Sport.

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