Mitarbeiterversammlung an der Romed-Klinik Wasserburg
„Machtmissbrauch“: Ex-Chefarzt legt im Streit um fristlose Kündigung nach – Betriebsrat reagiert
„Geheimniskrämerei und unterschwellige Diffamierungen“: Der frühere Chefarzt Dr. Martin Heindl beharrt weiter auf seiner Meinung, die Kündigung des kaufmännischen Leiters der Romed-Klinik Wasserburg sei eine nicht hinnehmbare Affäre. Das sagt der Betriebsrat nach der Mitarbeiterversammlung.
Wasserburg – 120 Beschäftigte haben an der vom Arbeitgeber einberufenen Mitarbeiterversammlung in der Klinik Wasserburg teilgenommen. Anlass war die Entlassung des kaufmännischen Leiters, Christof Maaßen. Über die Inhalte der Versammlung ist laut Romed-Gesamtbetriebsratsvorsitzendem Dieter Klee Stillschweigen zu bewahren. Nur so viel: „Die Stimmung war angemessen.“ „Kein Kommentar!“ kommt zur Frage, ob es dem Geschäftsführer des Romed-Verbunds, Dr. Jens Deerberg-Wittram, gelungen sei, die Wogen zu glätten und schlüssige Erklärungen zum Vorgang abzugeben. Dass über die Hälfte aller Mitarbeitenden in Wasserburg einen Brief unterschrieben hat, in dem die Rücknahme der Kündigung gefordert wird, nennt Klee „menschlich und emotional verständlich“ – ein „gewaltiges Zeugnis für Christof Maaßens Akzeptanz in den Reihen der Beschäftigten“.
Auch die Antwort auf die Frage, wie sich der Betriebsrat positioniert hat, fällt nach seinen Angaben unter die Verschwiegenheitspflicht. Das Gremium sei jedoch informiert und ordnungsgemäß angehört worden. Es habe laut Betriebsverfassungsgesetz in der Regel stets beide Seiten (Arbeitgeber und Arbeitnehmer) zu berücksichtigen. „Es gilt jedoch allgemein unter Betriebsräten das Ethos, sich in dubio stets zu Gunsten der Beschäftigten zu positionieren.“
Einer Verschwiegenheitspflicht unterliegt Dr. Martin Heindl nicht. Der Wasserburger Stadtrat und ehemalige Chefarzt war bis vor zwei Monaten noch in der Romed-Klinik tätig, um die kinderärztliche Versorgung sicherzustellen. Er hatte sich bereits kurz nach Bekanntwerden der fristlosen Kündigung öffentlich kritisch mit den Vorgängen auseinandergesetzt und bezieht jetzt noch einmal Stellung, um, so formuliert er es, „Licht ins Dunkel dieser Affäre zu bringen“. „Mit Geheimniskrämerei, Schönrednerei und unterschwelligen Diffamierungen“ sei versucht worden, im Rahmen der Versammlung das Personal zu besänftigen.
Heindl spricht von „Bagatellvorwürfen“., mit denen eine fristlose Kündigung nicht zu rechtfertigen sei. Er warnt vor einem arbeitsgerichtlichen Verfahren, das vermutlich auf „eine hohe Abfindungszahlung für Herrn Maaßen“ hinauslaufen werde. Diese könne nach Heindls Einschätzung im mittleren sechsstelligen Bereich liegen. „Steht Romed tatsächlich so gut da, dass so ein Betrag keine Rolle spielt oder droht nicht ohnehin ein millionenschweres Defizit, das mit öffentlichen Geldern ausgeglichen werden muss?“, warnt er in einer Presseerklärung. Heindl wirft Verbund-Geschäftsführer Deerberg-Wittram „Machtmissbrauch“ vor – „in einem kommunalen Krankenhaus absolut kontraproduktiv und demotivierend“.
Zur Frage, wie die Stimmung im Haus sei, antwortet Klee: „Es muss – und wird – definitiv weitergehen.“ Der Betriebsrat gehe professionell mit der schwierigen Situation um. Und fordere von der Geschäftsführung des Verbunds „weiterhin eine professionelle und Mitarbeiter wertschätzende Führung in diesen Zeiten der katastrophalen Krankenhaus-Finanzierung“. Der stellvertretende kaufmännische Leiter Matthias Scherm, der derzeit kommissarisch die Geschäfte in Wasserburg führe, leiste außerdem „Allerbestes“ und könne sich der Unterstützung des Betriebsrats sicher sein.
Zur Frage, ob der Ruf der Klinik unter der Situation leide, nimmt Klee so Stellung: „Wir versuchen stets, unseren Ruf in erster Linie auf die professionelle Patientenversorgung zu gründen – und die ist nach wie vor unbestritten.“