Bürgerversammlungen: Kritik und Sorgen
„Mordsbunker“? „Fürchterlicher Verkehr“? Hier drückt den Wasserburgern der Schuh
Die Grundstimmung ist positiv. Die Wasserburger sind in der Regel mit ihrer Stadt zufrieden. Doch es gibt auch Ärgernisse und Kritik. Die Bürgerversammlungen bieten dafür den passenden Rahmen. Hier drückt den Wasserburgern der Schuh.
Wasserburg – Traditionell machte auch heuer die Bürgerversammlung in der Altstadt, gefolgt von der Burgau, den Anfang der vierteiligen Veranstaltungsreihe. Jeder Abend beginnt mit einem einstündigen Vortrag des Bürgermeisters. Dann sind die Einwohner an der Reihe, die ihre Sorgen, Kritik und Wünsche einbringen können. Zur Versammlung für die Altstadt kamen etwa 30 Einwohner ins Feuerwehrhaus. Das waren die Themen, die den Besuchernaus der Altstadt unter den Nägeln brannten.
Bürgerversammlung in Wasserburg: Wohngebiet Essigfabrik in der Kritik
Im Fokus stand auch heuer die Kritik am geplanten Wohngebiet „ehemalige Essigfabrik“. Hier sollen nach dem Abriss des Betriebes neue Wohnungen entstehen, auch mit Sozialbindung. Ein Architektenwettbewerb hat ein erstes Ergebnis für die Gestaltung des Areals ergeben. Die einen hoffen auf günstigen, stadtnahen Wohnraum, die anderen prognostizieren mehr Verkehr in der Siedlung. Rosalie Zwingler, eine Anliegerin, sprach aus, was die Bewohner der hier schon bestehenden Siedlung befürchten: eine zu massive Bauweise, noch mehr zugeparkte Zufahrtsstraßen und stärkere Verkehrsbelastung. Vor allem die Höhe eines Gebäudes, das mehrere Stockwerke hoch werden soll, sorgt laut Zwingler dafür, dass ein „wuchtiger Mordsbunker“ erwartet wird, der nicht in die Gegend passe. Kölbl erinnerte daran, dass die Wohnanlage in den Hang hinein gebaut werde. Auf eine harmonische Einfügung in das Gelände müsse geachtet werden. Und er bemühte sich, die Ängste zu zerstreuen, es werde an der Essigfabrik für betuchte Münchener gebaut. Das Gegenteil sei der Fall: Hier entstünden keine „Millionärsbauten“, sondern Wohnungen für Einheimische und Bürger mit kleinerem Geldbeutel. Der Rathauschef versprach, die Anlieger könnten noch Einfluss nehmen, etwa im Rahmen des noch ausstehenden Bebauungsplanverfahrens. Der Leiter des Liegenschaftsamts, Robert Mayerhofer, ergänzte: „Das wird keine x-beliebige Planung. Wir werden uns intensiv um eine gute Gestaltung auch unter Rücksichtnahme auf die Nachbarbebauung bemühen.“
Des Guten zu viel? Kritik an Positionierung der Radlständer
Kritik gab es außerdem an der Situierung der Radlständer in der Stadt. Diesbezüglich hat die Kommune eine Offensive gestartet und weitere aufgestellt. Anton Häuslmann, selber Radfahrer, findet jedoch, dass es oft zu viel des Guten ist. Beispiel: das Areal vor der früheren Polizei (Salzstadel). Hier seien zwei Auto-Parkplätze Radstellflächen zum Opfer gefallen. Dabei seien auch Parkmöglichkeiten für Pkw in der Innenstadt wichtig. „Wir müssen mit dem Platz besser haushalten“, findet der Bürger. Da er Christian Stadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat, als Urheber des von ihm kritisierten Radlparkplatzes ausgemacht haben wollte, reagierte der Angesprochene mit dem Hinweis, dass er einen Standort vor der ehemaligen Polizei vorgeschlagen habe, jedoch nicht den Platz, für den sich jetzt die Verwaltung entschieden habe, sondern das Areal vor dem Haupteingang des Gebäudes.
Zu viel Verkehr an der Burg
Traudl Inninger wies auf Probleme hin, die Anlieger an der Burg ausbaden müssten: Dort herrsche „ein fürchterlicher Verkehr“, viele Autos würden außerdem oft zu schnell fahren oder die Straße als Abkürzung nutzen. Der Bürgermeister versprach, die Verkehrsüberwachung auf die Problematik hinzuweisen. „Man darf hier leider 50 fahren“, bedauerte Kölbl. Eine Reduzierung auf Tempo 30 sei von der Verkehrsbehörde abgelehnt worden. Die Anlieger ärgert sich außerdem über verwirbeltes Laub, das auf den Gehwegen unterhalb der Burg zu großer Rutschgefahr führe. Und berichtete über angeschwemmtes Holz, das einen Weg am Inn störe. Für diesen Bereich ist laut Rathauschef der Verbund der Innkraftwerke zuständig, der nun über das Problem informiert werde.
Weitere Themen waren die Platznot der Jugendfußballer beim TSV Wasserburg und die Hochwassergefahren.
Das beschäftigt die Bürger in der Burgau
Zur Bürgerversammlung in der Burgau waren drei Dutzend Zuhörer ins Betreuungszentrum Wasserburg gekommen. Die vier vorderen Bankreihen blieben unbesetzt, auf dem Podium saßen die Leiterin des Ordnungsamts, Claudia Einberger, und der Kämmerer Konrad Doser. Den Ausführung des Bürgermeisters folgten engagierte, pointierte, sachliche Wortmeldungen, knapp zehn an der Zahl.
Kritik an Wegen und Pflaster
Zuerst monierte eine Teilnehmerin die Wegbeschaffenheit im Bereich Karl-Wähmann-Straße, Herrmann-Schlittgen-Straße und Josef-Pilartz-Straße. „Die Steine dort sind so was von ausgewaschen“, lautete ihre Klage. Rollstuhlfahrer oder Kinder, die mit dem Fahrrad unterwegs seien, hätten enorme Probleme, „weil die Fugen so tief sind“. Ein Gast pflichtete ihr bei: Das Kopfsteinpflaster sei „extrem rutschig“, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Empfohlen wurde, die Granitsteine abzuschleifen, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Der Bürgermeister nahm den Hinweis dankend entgegen.
In einem weiteren Beitrag wurde ein mangelndes Angebot an Spielflächen für Jugendliche kritisiert. Kölbl konterte diesen Einwand mit den Worten, dass sich in nächster Nähe ein Bolzplatz (am Ende der Josef-Pilartz-Straße) befinde und sprach von einer „glücklichen Situation.“
Unzufrieden mit der Ausleuchtung
In der Aussprache wurde zudem Unzufriedenheit über die mangelhafte Ausleuchtung der Fußgänger- und Radwege in Burgau Nord geäußert – etwa vom Stadtteil Gabersee zum Bahnhof. Schlechte Lichtverhältnisse würden auch in den Unterführungen von Rottmoos in Richtung Gabersee herrschen. Vielleicht könne die Stadt hier mit wenig Geld Abhilfe schaffen, so die Bitte aus dem Publikum.
Großen Unmut äußerte eine Seniorin über die nach ihrer Meinung schwierig zu begehende Unterführung zwischen der Innhöhe und dem Rewe-Supermarkt. „Die Leute kommen die Treppen nicht hoch“, lautete ihre Klage. Kölbl erinnerte in seiner Antwort daran, dass eine Entschärfung des Problems – ursprünglich war ein Kreisverkehr vorgesehen – am Einspruch der Eigentümergemeinschaft gescheitert sei. Nach seiner Auffassung sei jetzt nur noch eine Ampellösung möglich.
Müllabfuhr hat zu kämpfen
Ebenfalls thematisiert wurden die Schwierigkeiten der Müllabfuhr, durch die schmalen Straßen in der Burgau durchzukommen. Ein Anwohner sprach von wütenden Hupkonzerten „fast an jedem Montagmorgen, weil die Fahrer der Entsorgungsfahrzeuge ihre Job nicht machen können“. Hier sei die Polizei oder die kommunale Verkehrsüberwachung in der Pflicht, für konsequente Kontrollen zu sorgen, auch früh am Morgen und abends. Lkw oder andere große Fahrzeuge dürften den Weg nicht versperren.
Bei der Frage nach der Gelben Tonne für Wasserburg musste der Bürgermeister passen. „Ich kann nicht sagen, wann es zu einer Entscheidung kommt“, so Kölbl.
Zum Schluss bekam der Rathauschef großes Lob zu hören. Eine Zuhörerin nannte den beim Frühlingsfest von der Stadt subventionierten Rentnernachmittag – zu diesem Anlass gibt es Gratis-Grillhähnchen und Getränke – „super für Wasserburg“.
