Abfall-Entsorgung: Was sich die Bürger wünschen
Wasserburgs Biotonne als Erfolgsmodell? Das sind die Ergebnisse der anonymen Müll-Befragung
So halten es viele Bürger: Zur Samstag-Routine gehört die Fahrt zum Wertstoffhof. Auch in Wasserburg. Hat sich die Biotonne hier bewährt? Wünschen sich die Einwohner sogar die Gelbe Tonne? Eine Umfrage der Stadt hat auch überraschende Erkenntnisse zutage befördert.
Wasserburg – Wasserburg nimmt im Landkreis eine Sonderrolle ein. Als einzige Kommune hat die Stadt ein eigenes Abfallwirtschaftssystem, also nicht das des Landkreises. Viel Aufwand für die Verwaltung, das ist die eine Seite der Medaille. Mehr Möglichkeiten, auf lokale Bedürfnisse der Einwohner einzugehen, ist die andere Seite. Regelmäßig dürfen die Einwohner sogar indirekt mitgestalten bei der Weiterentwicklung der Angebote. Sie werden befragt, ob sie zufrieden sind und um Verbesserungsvorschläge gebeten.
534 Haushalte nahmen an der Müll-Befragung in Wasserburg teil
Heuer verlief diese anonyme Umfrage nicht nur analog per Papierbögen, sondern auch online. Zwischen dem 20. Juni und 31. Juli 2024 konnten die Einwohner teilnehmen. Der Stadtrat hatte außerdem gefordert, dass die Rückmeldungen vom Fachbüro INFA auch spezifisch auf die sechs Stadtteile ausgewertet werden. 504 Online-Antworten gingen laut Umfrageleiter Dr. Niklas Heller ein, dazu noch 30 Fragebögen. Am engagiertesten waren die Burgerfelder. Besonders hoch war die Quote der Bewohner, die Aussagen machten, bei jenen, die in Einfamilien- oder Doppelhäuser leben, so ein weiteres Ergebnis, das im Umweltausschuss vorgestellt wurde. Sehr wenig Interesse gab es naturgemäß bei den unter 25-Jährigen, die in der Regel mit der Müllentsorgung noch nicht viel zu tun haben.
Bekanntlich wird der Wertstoffhof aus der Altstadt nach außen verlegt an die Priener Straße, wo ein moderner Neubau entstehen soll. Wie wichtig ist der Standort im Zentrum für die Bürger? Sehr wichtig, denn laut Heller besucht diesen mehr als ein Viertel der Befragten mindestens wöchentlich. Sogar jeder zweite Altstadtbewohner, der an der Umfrage teilnahm, sei mindestens einmal in der Woche beim Wertstoffhof.
Samstag ist der beliebteste Wertstoffhof-Tag
Im Wertstoffhof wird zu 60 Prozent Sperrmüll entsorgt, es folgen Garten- und Leichtabfälle. In der Altstadt nutzen laut Umfrage drei Viertel der Teilnehmer den Wertstoffhof auch für die Entsorgung von Leichtverpackungen. Die große Mehrheit der Befragten fährt die Anlage mit dem Auto an (86 Prozent). Die Altstadtbewohner gehen hier jedoch zu 65 Prozent zu Fuß hin. Viele Wasserburger verbinden den Besuch mit weiteren Erledigungen in der Stadt.
Samstag ist laut Umfrageergebnis der am stärksten frequentierte Tag. Der Großteil der Befragten ist mit den Öffnungszeiten zufrieden. Wünschenwert seien jedoch auch Abgabemöglichkeiten am Montag und Samstagnachmittag, hieß es. Die Wasserburger, die teilnahmen, stellen dem Wertstoffhof und der Verwaltung sehr gute Zeugnisse in puncto Qualifikation, und Hilfsbereitschaft des Personals aus. Fazit von Heller: „Die Wasserburger sind im Großen und Ganzen mit dem Service zufrieden.“
Bioabfall-Sammlung hat sich in Wasserburg bewährt
Trotzdem gibt es Verbesserungswünsche. Beispiel Leichtverpackungen. Sie werden über Sammelcontainer an Wertstoffinseln entsorgt. Wäre eine freiwillige Gelbe Tonne plus Abgabemöglichkeit am Wertstoffhof wünschenswert? 62 Prozent sprachen sich für das aktuelle System aus, vor allem aus Gabersee sei die Zustimmung mit 83 Prozent groß. Trotzdem ist Heller überzeugt, dass die Gelbe Tonne eine Chance habe, werde eine Einführung mit guter Öffentlichkeitsarbeit begleitet.
Bewährt habe sich die Bioabfallsammlung, eingeführt vor sechs Jahren. 89 Prozent der Befragten nutzen sie. Die geringste Quote verwundert nicht: Sie liegt in der Altstadt, dort immerhin auch bei 81 Prozent. Doch es gibt auch Kritik an der Biotonne: Es gebe Einwohner, die dafür keinen Platz oder hygienische Bedenken hätten. Trotzdem würden 85 Prozent das System für die Sammlung von Bioabfällen als gut bewerten, in Gabersee sogar 100 Prozent. „Die Bürger sind froh, dass sie die Biotonne haben“, so das Fazit. Hier würden sie nicht nur Küchen- und Speiseabfälle, sondern auch Grün- und Gartenabfälle entsorgen.
Automatische Waschung und Sperrmüll-Abholung
Drei Viertel fänden es jedoch praktisch, wenn die Behälter bei jeder Entleerung automatisch gewaschen würden, die meisten aber nur dann, wenn es kostenlos wäre. „Kostenlos gibt es nicht“, zerstreute der Umfrage-Leiter die Hoffnungen. Dafür würden 58 Prozent der Befragten für einen Abholdienst zahlen, der ihnen den Sperrmüll daheim abnimmt. Maximal 30 Euro pro Abholung: Das würde die Mehrheit dafür berappen, so ein weiteres Ergebnis.
Bei aller Zustimmung: Ein paar Sorgen treiben die Wasserburger auch um. Die Verlegung des Wertstoffhofes gefällt nicht allen. Altstadtbewohner, die kein Auto haben, fordern deshalb, dass im Zentrum ein Entsorgungsstandort erhalten bleibt. Außerdem gab es auf den Umfragebögen viele Leertext-Flächen, in denen sich Bürger über wildes Müllablagern an den Wertstoffinseln beschwerten. Gewünscht werde eine stärkere Kontrolle, hieß es oft.

