Reise nach Italien
Haag macht „Urlaub von der Sissi“: Wer beim Starkbierfest noch alles derbleckt wurde
Gelächter, Gesang und Denkanstöße: Das Haager Starkbierfest wurde zu einem unvergesslichen Event. Wer alles sein Fett wegbekommen hat und welche Themen „Bruder Barnabas“ und den Viergesang besonders beschäftigten.
Haag – Große Erwartungen gab es an die Protagonisten des Haager Starkbierfests – und die wurden am Donnerstagabend (7. März) vollauf erfüllt. Im ausverkauften Saal in „Grandl‘s Hofcafé“ wurde lauthals gelacht, gesungen, geklatscht – und trotzdem gab es auch den ein oder anderen Denkanstoß des Fastenredners Dr. Florian Haas alias „Bruder Barnabas“.
Er trat mit Kutte und Kerze in den Händen auf die Bühne, um dann den „alten Muff“ – seine Kutte – abzuwerfen. Darunter trug Haas Lederhose und ein blaues T-Shirt mit der Aufschrift „Haag by nature“. Auch die Ministranten waren passé: Eva Furch und Manuel Bauer mimten Demonstranten, die „gegen ois“ protestierten, wie auf den Schildern zu lesen war. Alex Schmid und Fabian Neumann stellten die Security des Fastenredners dar.
Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg
„Vor vier Jahren hat das Starkbierfest das letzte Mal stattgefunden, seitdem ist viel passiert“, resümierte Haas. „Kaum war Landrat Max Heimerl gewählt, da kamen die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die wahnsinnig enttäuschende Ampel-Koalition“, zählte er auf. Doch auch 16 Jahre CSU seien nicht spurlos an den Bürgern vorbeigegangen. Grundsätzlich wirke Ministerpräsident Markus Söder neben Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger „sogar recht seriös“. „Ist ja kein Wunder: Wer neben dem Klassenclown steht, scheint immer vernünftig“.
Die schönsten Eindrücke vom Haager Starkbierfest




Auch der Haager Gemeinderat, der „eigentlich den Schalthebel in der Hand hat, obwohl ihn Bürgermeisterin Sissi Schätz ungern aus der Hand gibt“, bekam sein Fett weg: Stefan Högenauer höre sich an, als würde er den Beipackzettel einer Hämorrhoiden-Salbe vorlesen, Andreas Sax, mache sich über Haushaltsthemen her, wie ein „finanzpolitisches Trüffelschwein“ und Siegfried Maier alias „Siggi Snickers“ verteile im Gemeinderat Schokoriegel und halte satirische Beiträge, die er aber ernst meine, so Haas. Er wünsche sich, dass sich der Haager Gemeinderat „die Bälle so zuwirft“, wie es der Garser Bürgermeister, Robert Otter, und seine Stellvertreterin Hildegard Brader, tun würden, die als „Marianne und Michael“ der Kommunalpolitik bekannt wären.
Haas stand als Gemeinderatsmitglied und Dritter Bürgermeister aber auch in der Kritik. Die Demonstranten und Security auf der Bühne erinnerten ihn daran, dass er selbst für den Masterplan zur Verschönerung der Ortsmitte, den der Fastenredner als „feuchten Traum der Städteplaner“ bezeichnete, gestimmt und an den Workshops dazu teilgenommen habe.
„Nicht zuständig“
Zum Brüllen fand das Publikum die Szene, bei der Alex Schmid und Fabian Neumann in die Rollen von Franz Stein, Bürgermeister aus Reichertsheim, und Christoph Greißl, Bürgermeister aus Kirchdorf, schlüpften und sich über das jüngst bekanntgewordene Chaos in der Verwaltungsgemeinschaft unterhielten. „Hast du den Haushalt gesehen?“, fragten sie sich gegenseitig. „So viel Stress brauchen wir uns nicht machen, wir sind ja nur die Bürgermeister“, meinte einer, als sie von einer lärmenden Stimme unterbrochen wurden, die „nicht zuständig“ rief und sich als Landratsamt herausstellte.
Anschließend wurde Haas nochmal ernst: „Dunkle Zeiten brechen an. Wir müssen zusammenhalten – denn die AfD wird immer stärker. Das ist der Beginn von etwas ganz Schlimmen“, betonte er unter dem zustimmenden Applaus der Gäste.
Eine Reise zum Gardasee
Nach einer kurzen Pause, in der die Windner Dorfmusi aufspielte, und dem Umbau der Bühne – die dann eine Tankstelle und einen Campingwagen zeigte – startete der zweite Teil des Abends. Der Haager Viergesang (Barbara und Walter Glück sowie Christiane und Hans Urban) mit Hans Furch und Lukas Zellner an den Instrumenten zeigten „La Dolce Vita“ – eine Reise zum Gardasee. „Fährt der Haager nach Italien, weil er's kann – fängt für uns der Urlaub von der Sissi an!“, war das erste Lied, das die Truppe anstimmte.
Wie sich herausstellte, war ganz Haag unterwegs Richtung Süden. Tom Göschl und seine Ehefrau Lydia, die von Doris Noller gespielt wurde, und mit dem Camper eine Reifenpanne hatten, die Mitglieder des Haager Viergesangs, die liegengeblieben waren, weil dem E-Auto der Saft fehlte, Eva Furch und Manuel Bauer, die im Süden auf die Suche nach der großen Liebe gingen, und Christa Torres, die mit einem großen Reiserucksack und einem riesigen, roten Poncho beim „Wallfahrten“ unterwegs war.
Christa hatte „Kummer-Steine“ dabei, die sie an der Pilgerstätte ablegen wollte: einen für die Hühneraugen ihrer Nachbarin, einen, damit ihre Freundin endlich einen Mann findet, und einen – sie zog einen großen, grauen Gesteinsbrocken aus dem Rucksack – für die Sorgen in Kirchdorf und Reichertsheim. Der „Stein“ wurde dann Richtung Landrat Heimerl im Publikum geworfen, der sich köstlich zu amüsieren schien und den Brocken geschickt auffing.
In Haag geht es „nicht so einfach“
Endlich angekommen in Bardolino am Gardasee – die Bühne wurde nochmal in einen Campingplatz umgebaut – wartete schon „Elena“, gespielt von Christiane Jahna, auf ihre Urlaubsgäste und versuchten ihre „original italienischen Waren“ an den Mann zu bringen, bedruckt mit dem Haager Wappen. Zwischendrin gab es immer wieder musikalische Einlagen, beispielsweise über die Idee des Kneipp-Beckens in der Marktgemeinde. Doch das gehe in Haag „nicht so einfach“. „Mir brauchen erst an Planer, so kimma doch net ofanga, wenn andre einfach baun, ja wo kemma denn do hi, naa, bei uns lafft des geregelt, naa, da geht das nicht so fix“, schmetterte der Haager Viergesang.
Auch die Lieder über den Anrufbeantworter im Hause Glück und das Haager Krankenhaus sowie die umgedichtete Version von „Felicita“ von Al Bano in „Der Masterplan“ kamen bei den Leuten gut an. Besonderes Highlight: Ein Gesangstück über Lydia Göschl, bei dem die „echte“ Lydia auf die Bühne geholt wurde, die sich sogar die eine oder andere Träne vor Rührung verdrücken musste. Am Ende schoss Bernd Furch mit seiner witzigen Parodie von Hermann Jäger den Vogel ab und sorgte damit für viele Lacher im Publikum. Die Zuschauer belohnten die Aufführung, die insgesamt rund drei Stunden dauerte, mit kräftigem Applaus und stehenden Ovationen – ein gelungener Abend für alle Beteiligten.