Hildegard Brader will Naturbad wiederbeleben
Kloster hat zugestimmt: Geht Gars bald wieder ins Zölibad?
Das „Zölibad“ in Gars soll wiederbelebt werden – mit Enthaltsamkeit hat das Ganze aber nichts zu tun. Hildegard Brader, Zweite Bürgermeisterin der Marktgemeinde, will das Naturbad wieder eröffnen. Wann es so weit sein könnte, welche Hürden noch zu nehmen sind und wie der Name entstand.
Gars – In Gars wird das „Zölibad“ wieder eingeführt, aber nicht so, wie manch einer vielleicht denkt. Denn das Vorhaben hat mit Enthaltsamkeit nichts zu tun, sondern mit dem Naturbad in Gars, das gleich neben dem Biomasseheizwerk in der Kloster-Auer-Straße liegt.
Hildegard Brader, Gemeinderatsmitglied und Zweite Bürgermeisterin, will das einstige Naturbad wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Sie selbst hat dort Schwimmen gelernt, war hier als Kind im Sommer beinahe täglich beim Planschen anzutreffen. Im Jahr 1975 wurde das Naturbad dichtgemacht, „warum, weiß ich gar nicht mehr“, berichtet die 59-jährige Garserin. „Ich weiß nur noch, dass ich es furchtbar schade fand“, sagt sie.
Idee im Sande verlaufen
Schon lange wünscht sie sich, – wie sicherlich viele Bürger – dort wieder schwimmen gehen zu können. „Seit meiner ersten Amtszeit als Gemeinderätin wollte ich das Vorhaben schon in Angriff nehmen. Wir haben auch schon Gespräche mit dem Pfarrer geführt, aber dann wurde er versetzt. Danach kam die Pandemie und es ist irgendwie im Sande verlaufen“, erzählt Brader.
Nun will sie ihren großen Wunsch endlich in die Tat umsetzen – mithilfe des Klosters, das zugestimmt hat, das Naturbad für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dieses Jahr soll eine Art Testlauf durchgeführt werden, „weil wir noch gar nicht wissen, wie genau alles ablaufen soll“, erklärt die Zweite Bürgermeisterin.
Sicherheitskonzept wird benötigt
Fest steht: „Es braucht ein Sicherheitskonzept“, verdeutlicht Brader. Denn das Naturbad soll ein „Selbstläufer“ sein, es gibt also keine Badeaufsicht oder ähnliches. Damit trotzdem die Sicherheit der Gäste gewährleistet werden kann, müssen einige bauliche Maßnahmen getroffen werden. „Beispielsweise muss der Türgriff am Eingang ganz nach oben versetzt werden, damit keine kleinen Kinder das Naturbad einfach betreten können. Außerdem brauchen wir Beschilderung, ein Rettungsseil, das über das Schwimmbecken gezogen wird, Rettungsreifen und -ringe“, zählt sie auf. Es gebe auch zwei Toiletten vor Ort, „hier fehlt aber noch der Anschluss“. Deswegen werde heuer wahrscheinlich ein mobiler Toilettenwagen beschafft werden müssen. „Summa summarum rechnen wir mit mindestens 10.000 Euro für dieses Konzept“, erklärt die 59-Jährige.
Leider könne die Gemeinde nichts beisteuern, denn die Kommune habe in den kommenden Jahren große Ausgaben zu stemmen, unter anderem müsse die Grund- und Mittelschule saniert werden, so Brader. Auch das Dach der Turnhalle sei einsturzgefährdet, weswegen dort zurzeit kein Sport- oder Schwimmunterricht stattfinden könne. „Es besteht noch die Möglichkeit, eine Leader-Förderung zu beantragen, da bin ich momentan dran“, sagt sie. Mit diesem Programm unterstützt das Bayerische Staatsministerium ländliche Regionen bei verschiedenen Projekten.
„Gars packt an“
Trotzdem hofft Brader auf Spenden von Mitbürgern und Firmen. „Ein paar Beträge sind schon hereingekommen“, freut sie sich. Dennoch fehle es „noch weit“ bis zu den 10.000 Euro. „Wir sind also dringend auf die Hilfe der Bürger angewiesen, nicht nur, was Spenden betrifft. Wir können jeden brauchen, der uns unterstützen will, auch was den Umbau des Naturbads betrifft. ‚Gars packt an‘ ist das Motto“, verdeutlicht sie.
Wann und wie der Testlauf startet, weiß Brader noch nicht ganz. „Solange noch kein Sicherheitskonzept vorliegt, brauchen wir Badeaufsichten. Ich bin selbst Schwimmlehrerin und einige Mitglieder der DLRG, die normalerweise das Garser Hallenbad mitnutzen, haben uns ihre Unterstützung zugesagt“, berichtet sie. „Wenn also das Wetter passt und eine Aufsicht zur Verfügung steht, können wir spontan öffnen. Vielleicht hängen wir dann einfach eine Fahne an die Eingangstür. Ich könnte mir auch eine öffentliche WhatsApp-Gruppe vorstellen, in die wir kurzfristig posten, wenn das Naturbad geöffnet hat“, so die Zweite Bürgermeisterin.
Brader wünscht sich endlich wieder eine Begegnungsstätte für Gars. „Wir werden Tische und Bänke aufstellen, rund um das Naturbad gibt es Obstbäume, die Schatten spenden. Dann lässt es sich hier richtig gut aushalten“, freut sie sich. „Ich fand es schon immer unpraktisch, wenn man zum Schwimmen extra irgendwo hinfahren musste. Hier haben wir ein tolles Naturbad vor Ort, das niemand nutzt“, sagt sie.
Wasserqualität „Eins A“
Auch die Wasserqualität sei „Eins A“, wie eine Probe beweise, die – bevor das Bad überhaupt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürfe - vorweggenommen werden musste, so Brader. Sollte das Naturbad stark frequentiert sein und die Wasserqualität dadurch schlechter werden, bestehe die Möglichkeit, am Ufer sogenannte „Reinigungspflanzen“ anzubauen. Das Naturbad werde von frischem Quellwasser gespeist und sei dementsprechend kalt. „Zurzeit hat es circa acht Grad. Wenn wir einen richtig heißen Sommer haben, hat es 20, vielleicht 22 Grad“, sagt Brader. Also nicht unbedingt geeignet für Kids. „Es wird auch kein Kinderschwimmbecken geben, weil wir dann wieder eine Aufsicht bräuchten“, erklärt sie.
Übrigens sei der Name eine Erfindung der Schüler gewesen. „Nur die Brüder des Garser Klosters haben früher das Naturbad genutzt, somit fanden die Heranwachsenden die Bezeichnung ‚Zölibad‘ wohl passend“, sagt die Zweite Bürgermeisterin schmunzelnd. Die Klosterbrüder nehmen es mit Humor. Sie haben zugestimmt, dem „Zölibad“ seinen Namen zu lassen.

