Bürgermeisterin und Förderer reagieren
„Haag hat kein Krankenhaus mehr“: So tief sitzt der Frust über Aus für die Schmerztherapie
Aus für die Schmerztherapie in Haag: Das hat der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung verkündet. So reagieren Bürgermeisterin und Mitglieder des Krankenhaus-Fördervereins auf die Hiobsbotschaft.
Haag – Die Hiobsboschaften für das Haager Krankenhaus hören nicht auf: Nach Abzug des Personals und der Schließung des Schlaflabors, wurden im Kreistag die nächsten schlechten Nachrichten verkündet: Die Schmerztherapie wird ebenfalls nicht wiederkommen. Ursprünglich sollte diese Einrichtung im Oktober wieder ins Haager InnKlinikum einziehen, dann wurde der Starttermin aufgrund eines „schwangerschaftsbedingten Ausfalls“ verschoben. Seit Freitag (8. Dezember) steht nun fest: Die Schmerztherapie kommt gar nicht. Stattdessen wird die Einrichtung, derzeit im Klinikum Mühldorf angesiedelt, komplett geschlossen. Die Kosten seien zu hoch, hieß es im Kreistag. Man könne sich die Station nicht mehr leisten.
Haags Bürgermeisterin, Sissi Schätz, spricht von einem „Déjà-Vu-Erlebnis“. Sie klingt abgeklärt im Gespräch mit der Redaktion, obwohl sie von einem „großen Verlust für Haag“ spricht. Doch sie stellt fest: „Zuerst musste das Personal gehen, aber es hieß, nach drei Monaten kommt es wieder zurück. Daraus wurde nichts. Dann hieß es, das Schlaflabor bleibt in Haag, das wurde ebenfalls abgesagt. Jetzt kommt die Nachricht mit der Schmerztherapie. Natürlich war ich sehr schockiert, aber mittlerweile sind wir es fast schon gewohnt“, sagt sie resigniert.
Großer Verlust
Schätz betont aber auch, wie wichtig das Angebot gewesen wäre. „Damit hätten wir auch eine stationäre Versorgung anbieten können, das wäre für die Thematik rund um das Krankenhaus entscheidend gewesen, denn der Begriff ist praktisch obsolet. Haag hat kein Krankenhaus mehr.“ Doch nicht nur für die Marktgemeinde, sondern auch für den gesamten Landkreis sei die Schmerztherapie eine wesentliche Einrichtung. „Die Patienten haben keine Alternative im Landkreis. Sie müssen nun nach München, Vogtareuth oder Vilsbiburg fahren. Das ist ein großer Verlust, nicht nur für Haag, sondern für die ganze Region.“
Für die Bürgermeisterin stehe fest, dass die Vorgehensweise rund um das Haager Krankenhaus die falsche gewesen sei. „Dinge zurückzuholen, ist immer schwierig. Man hätte Einrichtungen, wie Schlaflabor und Schmerztherapie halten sollen, bis sich ein Arzt gefunden hätte, der diese als Praxis betreibt“, ist die Rathauschefin überzeugt.
Christa Heindl, Vorsitzende des Krankenhausfördervereins, zeigt sich ebenfalls wenig überrascht von der Nachricht. „Ehrlich gesagt habe ich damit schon gerechnet“, sagt sie, auch aufgrund des verschobenen Eröffnungstermins habe sie nicht mehr erwartet, dass die Schmerztherapie nach Haag zurückkomme. Entsprechend sei sie wenig erstaunt oder gar schockiert. Das Problem sei schlicht, dass zu wenig Geld ins Gesundheitssystem gesteckt werde. Dabei sieht Heindl aber nicht nur den Landkreis in der Pflicht, auch der Bund müsse mehr Geld investieren. „Die 60 Milliarden, die nun vom Bundesverfassungsgericht abgesagt wurden, warum werden sie nicht ins Gesundheitswesen investiert?“, fragt sie. „Das wäre verfassungsrechtlich sicherlich in Ordnung gewesen.“ Schließlich seien sie wegen Corona, also wegen Problemen im Gesundheitssystem, genehmigt worden.
„Gebrannte Kinder“
Auch Egon Barlag, Zweiter Vorsitzender des Krankenhausfördervereins und Mitglied im Gemeinderat, zeigt sich wenig überrascht. „Wir sind gebrannte Kinder“, sagt er. Er habe nicht viel Hoffnung in eine Wiedereröffnung der Schmerztherapie gesetzt. Zwar stelle er fest, dass die InnKliniken und der Landkreis bemüht seien, Angebote in das Haager Krankenhaus zu bringen, allerdings würden sie sich immer wieder zerschlagen. Barlag kritisiert dabei auch die Informationspolitik von Landkreis und InnKliniken. „Es wird immer wieder davon gesprochen, dass es gut aussieht, aber schlussendlich wird doch nichts draus“, sagt er. Ihm wäre es lieber, wenn die InnKliniken einmal feststellen würden: „Es sieht düster aus, denn so ist es.“ Denn für ihn steht fest: „Von einem Krankenhaus, so wie wir es kennen, noch zu sprechen, ist nicht richtig.“


