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Haager Zentrum soll belebt werden, aber wie?

„Wischi-Waschi-Konzept“? Geschäftsleute üben deutlich Kritik am Masterplan für die Ortsmitte

Christian Flamm, Inhaber des gleichnamigen Fotostudios in Haag, Angelika Müller-Czap, Inhaberin des Schreib- und Spielwarengeschäfts sowie des „Czappuccino“ in Haag und Renate Wortmann, Inhaberin von Hut-Knittlberger, haben andere Vorschläge, um den Ortskern wiederzubeleben.
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Christian Flamm, Inhaber des gleichnamigen Fotostudios in Haag, Angelika Müller-Czap, Inhaberin des Schreib- und Spielwarengeschäfts sowie des „Czappuccino“ in Haag und Renate Wortmann, Inhaberin von Hut-Knittlberger, (von links) haben andere Vorschläge, um den Ortskern wiederzubeleben.

Der Masterplan zur Belebung der Haager Ortsmitte sorgt für Wirbel. Nicht nur Mitglieder des Gemeinderats zeigten sich „erschüttert“ von dem Konzept, auch einige Geschäftsleute sind nicht begeistert. Was sie anders machen würden.

Haag – Das Konzept für den Masterplan zur Aufwertung der Haager Ortsmitte, das in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorgestellt worden war, hat in der Marktgemeinde hohe Wellen geschlagen. Nicht nur das Gremium zeigte sich wenig begeistert von den Plänen, auch viele Gewerbetreibende in Haag sehen diese kritisch. Unter ihnen Christian Flamm, Inhaber des gleichnamigen Fotostudios in Haag, Angelika Müller-Czap, Inhaberin des Schreib- und Spielwarengeschäfts sowie des Cafés „Czappuccino“ in Haag, und Renate Wortmann, Inhaberin von Hut-Knittlberger.

Die drei Geschäftsleute waren bei den Workshops zur Erarbeitung des Masterplans dabei und sind von dem Ergebnis nicht überzeugt. Wortmann stößt vor allem der Vorschlag, dass die Parkplätze in der Wasserburger Straße reduziert werden sollen, sauer auf. „Viele kommen gerade deswegen zu mir, weil sie kostenfrei vor meinem Geschäft parken können“, sagt sie. „Das ist ein großer Pluspunkt für unsere Kunden. Durch diesen Service können wir uns von der Konkurrenz abheben. Der Handel hat sowieso schon genug zu kämpfen“, betont Wortmann.

Für die Inhaberin gibt es „kleine Stellschrauben“, an denen die Verwaltung drehen könnte, um den Ortskern wiederzubeleben. „Die Hauptstraße sollte neu geteert, die Schlaglöcher zugemacht werden. Damit wäre schon geholfen. Wir warten seit Jahren auf die große Sanierung“. Dem schließt sich Christian Flamm an, der auch Zweiter Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Haag aktiv“ ist. „Ich habe deswegen schon einige Investitionen verschoben, zum Beispiel die Erneuerung meiner Markise, weil ich auf die Reparatur der Straße warten wollte. Bisher ist nichts passiert“, beanstandet er. Auch der Lehrstand in Haag – viele Geschäfte seien mittlerweile verwaist – müsse behoben werden. „Hier sollte die Gemeinde aktiv werden“, so Wortmann.

Der Vorentwurf des Masterplans zur Verbesserung der Haager Ortsmitte.

Vorschläge nicht aufgenommen

Sie habe auch das Gefühl, die Architekten hätten im Workshop „nur mit halbem Ohr“ zugehört. Die Vorschläge der Gewerbetreibenden seien nicht in den Masterplan eingearbeitet worden. Auch Wortmanns Tochter hat an einer Sitzung teilgenommen. „Sie hat mir erzählt, dass sie das Gefühl hatte, sie sei von den Experten gar nicht richtig für voll genommen worden“, berichtet die Mutter.

Darüber hinaus hätten die Architekten im Workshop die Wasserburger Straße „als Ergänzungsstraße“ betitelt. Für die Inhaberin „ein Unding“. „Unser Geschäft ist das Älteste in Haag. Heuer feiern wir 490-jähriges Jubiläum“, verdeutlicht sie. „Uns als Ergänzung zu bezeichnen, finde ich nicht richtig“, beanstandet sie. Für Wortmann steht außerdem fest: „Die Quintessenz des Masterplans ist nicht erkennbar, für mich ist das ein Wischi-Waschi-Konzept“.

Haag ist keine Stadt

Dem schließt sich Müller-Czap an. „Haag wird oft mit Wasserburg verglichen. Die Marktgemeinde ist aber keine Stadt. Die Leute kommen nicht zum Bummeln, sondern machen gezielt Einkäufe“, ist die Inhaberin des Schreib- und Spielwarengeschäfts in der Hauptstraße überzeugt. „Die Verwaltung wünscht sich eine ‚Wohlfühlzone‘, viel Begrünung, weniger Parkplätze. Diese müssen wir aber unbedingt erhalten. Wenn der Container-Standort zur Unterbringung von Geflüchteten auf der Stellfläche hinter der ehemaligen Post infrage kommt, fällt dieser Parkplatz auch noch weg“, warnt Müller-Czap.

„Ich bin für Begrünung und die geplante Wohlfühlzone am Kerngarten befürworte ich, ebenso wie die Verkehrsberuhigung im Ortskern. Eine Tempo-30-Zone ist die eine Möglichkeit, alternativ gingen auch Temposchwellen, damit die Fahrzeuge langsamer fahren“, sagt die Inhaberin. Ein weiterer Punkt, der in Angriff genommen werden müsse: die Bürgersteige. „Sie sind zu schmal und nicht barrierefrei“, sagt sie. „Wenn dann noch Sitzbankerl aufgestellt werden, entstehen weitere Aufenthaltsorte.“

Darüber hinaus müsse „etwas für junge Leute gemacht werden“, sagt die Geschäftsfrau. „Es gibt in Haag ja nichts. Jetzt hat auch noch das ‚Valentino‘ zugemacht“, bedauert sie. „Das wäre etwas für den Zehentstadel: eine Cocktailbar oder ein Abendlokal. So kommt Leben in die Ortsmitte“, schlägt Müller-Czap vor.

Flamm wünscht sich, dass „realistische Ziele“ formuliert werden. „Wer weiß, wann der Masterplan umgesetzt werden kann“, sagt er schulterzuckend. Der Handel in Haag brauche jetzt Unterstützung. „Wenn man 20 oder 30 Jahre zurückblickt, da hat das Geschäftsleben in der Marktgemeinde floriert“, wissen die drei Geschäftsleute noch gut.

Museum hat immer noch keine Heimat

Wortmann kritisiert einen weiteren Aspekt, der ihrer Meinung nach „brachliegt“: das Museum. Wie berichtet betrieb der Geschichtsverein von 1981 bis 2005 im Schlossturm eine Ausstellung – als Untermieter der Gemeinde Haag. Seitdem hat die Organisation keine Räumlichkeiten mehr gefunden. „Das ist sehr schade. Haag hat eine großartige Geschichte, für die sich viele Leute interessieren und die Touristen von weither anzieht. Daraus könnte man so viel mehr machen“, verdeutlicht Wortmann.

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