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Live dabei im Herzkatheter-Labor und im OP-Saal

Romed-Klinik Wasserburg: Wenn sich Drähte durch die Blutbahnen arbeiten

Minimaler Eingriff, maximal bebildert am Bildschirm. Rechts oben: Chefarzt Chefarzt Dr. Uwe Biller. Rechts unten: Chefarzt Dr. Felix Härtl.
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Minimaler Eingriff, maximal bebildert am Bildschirm. Rechts oben: Chefarzt Chefarzt Dr. Uwe Biller. Rechts unten: Chefarzt Dr. Felix Härtl.

Die Romed-Klinik Wasserburg hat ihr Leistungsspektrum im Neubau erweitert. Wir waren zu Besuch im Herzkatheter-Labor und live dabei bei einer großen OP. So funktioniert Spitzenmedizin auf dem Land im Kampf gegen lebensgefährliche Erkrankungen der Gefäße.

Wasserburg - Ein bisschen blass um die Nase, aber ruhig wartet Manfred Kogler vor dem Herzkatheter-Labor darauf, dass er dran ist. Der 78-Jährige leidet unter Atemnot und Beklemmungsgefühlen in der Brust, fühlt sich nicht mehr so belastbar wie früher, ermüdet schnell. Eine Leistungsminderung, die ihm Sorgen bereitet. Zu Recht, findet der Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. Uwe Biller. Er wird, wie vom Hausarzt des Patienten gewünscht, schauen, ob die Herzkranzgefäße des Eiselfingers in Ordnung sind. Denn der Steuerbeamte im Ruhestand ist aufgrund seines Bluthochdrucks ganz klar ein Risikopatient für einen Infarkt, zumal eine koronare Herzerkrankung bei ihm bekannt ist.

„Sprechen ist das beste Beruhigungsmittel“

Eine leichte Sedierung, die etwas aufgeregtere Patienten schlummern lässt, ist bei Manfred Kogler nicht notwendig. Er „arbeitet“ konzentriert mit, ist ansprechbar und bleibt auch dann noch ruhig, als ihn das Team um Biller in den OP schiebt. „Sprechen ist das beste Beruhigungsmittel“, diese Erfahrung des Chefarztes erweist sich auch an diesem Morgen wieder einmal als richtig. Der Patient wird an die Überwachungsmonitore angeschlossen, der Unterarm für die Einführung der Schleuse und Katheter über die Arterie vorbereitet. Der nur 1,2 Millimeter dicke Katheter aus Kunststoff, der hindurchgeführt wird bis zu den Herzkranzgefäßen, liegt wie ein Schlauch für die Gartenwässerung in Extrem-Mini-Format zusammengerollt steril verpackt bereit. Durch eine große Scheibe getrennt, beobachten die Mitarbeiter den Eingriff - den Blick konzentriert auf die über den Computer gelieferten Werte und Kurven gerichtet.

Röntgenblick auf die Herzkranzgefäße.

Seit 70 Jahren gibt es in Deutschland diese Untersuchung bereits. Den ersten Herzkatheter über eine Vene in das rechte Herz legte der Deutsche Werner Forßmann in den 30er Jahren, wofür er den Nobelpreis erhielt. Die erste Behandlung der Herzkranzgefäße erfolgte laut Biller ebenfalls durch einen Deutschen, Andreas Grüntzig. Im Jahr 1977. 1987 wurde der erste Herzkatheter im Romed-Verbund in Rosenheim angewandt, seit Dezember 2022, als die Romed-Klinik Wasserburg in den gemeinsamen Neubau mit dem kbo-Inn-Salzach-Klinikum umzog, ist auch hier ein Herzkatheter-Labor in Betrieb.

Fünf Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen

Der Bedarf ist groß, so Biller. Denn die Menschen werden immer älter, die Zahl der Zivilisationskrankheiten, die das Herz betreffen, steigt. Typische Patienten: „Männer in meinem Alter“, sagt Biller (62) schmunzelnd, „wir überschätzen uns gerne, fahren dann ungeübt mit dem Mountain-Bike auf die Kampenwand und gehen die Gefahr ein, dass unser Herz das nicht mitmacht.“ Die klassischen Risikofaktoren, die eine Gefäßerkrankung fördern: genetische Veranlagung, Rauchen, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes, berichtet er, während er langsam den 0,3 Millimeter dünnen Draht über die Armarterie von Manfred Kogler weiterschiebt. Eine Tätigkeit, die an eine filigrane Handarbeit erinnert - und eine Gefühlssache, die funktioniert, wenn Ärzte so wie Biller eine langjährige Erfahrung haben. „Es muss geschmeidig gehen“, sagt er. Deshalb führt er den Draht immer wieder leicht zurück und vor, bis er einen guten Weg zum Herz gefunden hat.

Chefarzt Dr. Uwe Biller im Herzkatheterlabor: Seine Tätigkeit erinnert an eine filigrane Handarbeit.

Heute ist diese Katheter-Untersuchung ein geplanter Eingriff. Der optimale Fall: Einweisung über den Hausarzt oder kardiologischen Internisten, Intervention, Auswertung, nach zwei bis drei Stunden Ruhe und Nachbetreuung geht es nach Haus - fertig. Oder im Fall, dass gleich ein Stent gesetzt werden muss, ein Tag Überwachung über die Telemetrie auf der Intensiv- und Normalstation.

Doch es gibt auch Notfälle, Patienten mit akuten Herzinfarkt-Symptomen, die in der Romed-Klinik Wasserburg mit dem Notarzt eingeliefert werden. Dieser hat dann schon auf dem Weg ins Krankenhaus das Katheter-Labor informiert, das den Eingriff vorbereitet. Das soll ab April nicht nur werktags möglich sein, sondern rund um die Uhr auch am Wochenende, berichtet Biller über die geplante Integration in die Notfallversorgung. „Ich bin so froh, dass wir hier im Wasserburger Land eine solche moderne Klinik mit diesen Angeboten haben“, sagt Patient Kogler. Er liegt ruhig da, als der sogenannte C-Bogen des Röntgengeräts über ihn hinweg in die richtige Position gebracht wird. Biller justiert mehrfach nach und gibt nach Blick auf den Bildschirm, wo zu sehen ist, dass der Katheter die Kranzgefäße erreicht hat, die erste Dosis Kontrastmittel.

Ein Ärgernis: Materia-Engpässe beim Drähten und Kathetern.

Der Chefarzt sieht aus wie ein Astronaut in seiner schweren, bleiernen Schutzkleidung gegen die Röntgenstrahlen: eine Art Kittel mit Schürze. Er lastet schwer auf den Schultern - eine Gewöhnungssache, wie die Mitarbeiter im Herzkatheter-Labor, Nadine Beck, Martina Wimmer, Markus Opel und Andreas Pfaffenberger, einhellig betonen.

Engpässe beim Material bereiten Sorgen

Sie und Biller stört was anderes viel mehr als die Röntgenschürze: der Mangel an passendem Material. Die Engpässe bei den Drähten seien mittlerweile gravierend - trotz großer Erfahrung von Romed im Einkauf und strategischer Planung. „Wir sind Getriebene, haben diesbezüglich jeden Tag zu kämpfen“, bedauert Biller. Er spricht von einem typischen Problem: Die medizinischen Untersuchungsverfahren würden oft in Deutschland entwickelt, die Produzenten des notwendigen Materials kämen aus dem fernen Ausland.

„Drückt es, brennt es?“ fragt Biller seinen Patienten, bei dem der Führungsdraht das Herz erreicht hat. Es klappt wie am Schnürchen, nur der Blutdruck bereitet dem Chefarzt etwas Sorgen: Er ist zu hoch. Der C-Bogen wird justiert, der Patient wird gebeten, seinen Kopf nach links oder rechts zu wenden. Die Hauptschlagader ist erreicht. „Jetzt bitte tief einatmen“, fordert Biller den 78-Jährigen auf. „Wir sind auf der Ebene der Herzklappen angekommen.“ Das ist auf dem Monitor gut zu sehen: Das Herz pumpt und schlägt wie ein Uhrwerk, die Gefäße sind klar erkennbar - ein filigranes Muster wie auf einem surrealistischen Schwarz-Weiß-Gemälde. Und es gibt eine Überraschung: Leichte Verkalkungen sind zwar zu erkennen, doch nichts von Bedeutung. Die Kranzgefäße sind soweit in Ordnung. „Nichts Dramatisches“, sagt Biller, „ein super Befund.“ Ein Stent, der die Gefäße gleich an Engstellen erweitert und später mit dem Gewebe verwächst. muss deshalb nicht gesetzt werden. Kogler ist erleichtert: Er darf in wenigen Stunden heim, dann geht es mit dem Befund und weiteren Behandlungsvorschlägen zurück zum Hausarzt.

Einbau einer Prothese, die speziell für ihn hergestellt wurde. Derartige Eingriffe werden laut Romed nur an wenigen gefäßchirurgischen Kliniken in Deutschland durchgeführt.

Wenige Meter entfernt steht an diesem Morgen eine weitere Operation auf dem Plan, die sogar eine ganze Armada von Ärzten und Intensivpflegekräften versammelt: eine große Gefäß-OP. Elf in grünen Schutzkleidungen vermummte Personen haben sich um die OP-Liege versammelt. Bei einem 79-jährigen Mann ist ein Aneurysma der Bauchaorta festgestellt worden. Heute wird ihm eine sogenannte „fenestrierte Aortenprothese“ eingebaut, eine Prothese, die speziell für ihn hergestellt wurde. Derartige Eingriffe werden laut Romed nur an wenigen gefäßchirurgischen Kliniken in Deutschland durchgeführt.

Es ist still im Raum, nur die Geräte geben ihre typischen Geräusche - Ticken, Gluckern, Klopfen, Piepsen - von sich. Hin und wieder sind kurze Anweisungen von Chefarzt Dr. Felix Härtl zu hören. Seine Kolleginnen und Kollegen reichen ihm das notwendige Werkzeug und Material - ein eingespieltes Team, bei dem jeder Handgriff sitzt.

Blick in den OP einer großen, fünfstündigen Gefäßoperation: rechts Chefarzt Dr. Felix Härtl.

Das Bild, das sich dem Laien bietet: viel Blut. Doch das täuscht. Es ist ein minimalinvasiver Eingriff, über einen kleinen Schnitt in der Leiste. Auch hier arbeiten sich die Chirurgen Stück für Stück mit Drähten und Kathetern durch die Blutbahnen des Körpers. Ein stundenlanger Einsatz, bei dem im Inneren der Aorta aus sieben Einzelteilen ein kompletter Ersatz der Hauptschlagader einschließlich der Gefäße für Leber, Darm und Nieren zusammengebaut wird, der von innen die lebensgefährlichen Aussackungen ausschaltet. Aneurysmen der Schlagadern sind laut Härtl tückische Erkrankungen, da sie in der Regel keine Beschwerden verursachen und so im Stillen immer größer werden, bis sie schließlich reißen können - die Folge: lebensbedrohlicher Blutverlust.

Minimaler Eingriff, maximal bebildert am Bildschirm.

Wieder sind es die Risikofaktoren, die auch schon die Patienten im Herzkatheterlabor aufweisen: Rauchen, Bluthochdruck erhöhte Blutfettwerte. Und wieder spielt ein Katheterverfahren die Hauptrolle.

Seit 10 Uhr geschieht dies am heutigen Morgen, gegen 13 Uhr ist es geschafft. „Sehr schön“, nennt der Chef der Gefäßchirurgie Härtl das Ergebnis. Es ist Mittag im Romed: Zwei Menschen haben ihr Leben verlängern können - dank Spitzenmedizin aus Wasserburg.

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