Feuerwehrhaus, Parkhaus, Kläranlage
In der Stadt tut sich was: Wasserburg verfolgt ein Großprojekt nach dem anderen
Ein Großprojekt nach dem anderen scheint die Stadt Wasserburg derzeit anzugehen. Einen Überblick, wo investiert wird und wie weit die Pläne sind, gab es in der Bürgerversammlung.
Wasserburg – „Übliche Zeit, aber ungewöhnlicher Monat“, so beschrieb Bürgermeister Michael Kölbl die Bürgerversammlungen in Wasserburg in diesem Jahr. Statt im November hatte die Stadt bereits im April zum Treffen eingeladen, Grund dafür war insbesondere der im Herbst anstehende Start des Kommunalwahlkampfs. Die Bürgerversammlung, so Kölbls Wunsch, sollte noch abgekoppelt davon stattfinden. Trotz der ungewöhnlichen Terminierung kamen bei der ersten Versammlung im Feuerwehrhaus in der Altstadt 40 Bürger zusammen, um den Ausführungen des Rathauschefs zu lauschen. Dieser hatte auch einiges zu erzählen, trotz der Tatsache, dass zwischen den Versammlungen nur wenige Monate vergangen waren. Denn in der Stadt tut sich viel.
Im Bereich Energie und Umwelt berichtete Kölbl vom Großprojekt Wertstoffhof, das sich derzeit in Abstimmung mit den Kooperationspartnern Eiselfing und Landkreis Rosenheim befinde. Kostenschätzung: etwa 5,3 Millionen Euro. Auch die kommunale Wärmeplanung schreite voran und solle noch heuer abgeschlossen werden. „Das ist aber noch keine Umsetzungsplanung“, betonte Kölbl. Außerdem gehe die Stadt weitere Schritte in Richtung Wärme- und Energiewende. So soll die Ölzentralheizung im Parkhaus Kellerstraße gegen eine Pelletanlage ersetzt werden. Auf sechs weitere Gebäude sollen zudem Photovoltaikanlagen installiert werden, somit erhöht sich die Zahl der städtischen Liegenschaften mit Solaranlagen auf 17. Mit insgesamt 48 Ladesäulen für Elektroautos ist die Stadt laut Kölbl auch hier gut ausgestattet. Einen Ausbau plant die Kommune bei den Trinkwasserbrunnen, die fünf bestehenden sollen um zwei weitere an der Mittelschule und am Bahnhof Reitmehring ergänzt. Die Kosten liegen bei etwa 32.000 Euro, wobei die Förderung laut Rathauschef bei etwa 90 Prozent liegt.
Zahl der Geflüchteten stabil
Auch im Bereich Soziales, Bildung und Kultur tut sich einiges. Die Zahl der Geflüchteten blieb mit etwa 650 Personen recht konstant. Für den Seniorenfahrdienst wurden zwei neue Elektro-Autos angeschafft. Außerdem hat im ehemaligen Cafésito die Kinowerkstatt eröffnet. „Wir möchten auch den Vorplatz schöner gestalten. Dafür hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich regelmäßig tritt“, meinte Kölbl.
Zudem sollen die beiden Grundschulen und die Mittelschule mit digitalen Tafeln ausgestattet werden. Die Investition liegt für dieses Jahr bei etwa 60.000 Euro. Ab September sollen die Grundschulen zudem ein heilpädagogischen Angebot erhalten. Jeweils zwei Gruppen für rund 10 bis 15 Schüler werden hiervon profitieren. Die Stadt, betonte Kölbl, müsse allerdings nur für die Räume aufkommen. In diesem Fall Container, die restlichen Kosten trage das Kreisjugendamt Rosenheim, umsetzt werde das Angebot von der Diakonie Jugendhilfe Oberbayern.
Weiter stünde der schrittweise Umzug in das Museumsdepot an, die Planungen für die 80 Wohnungen an der ehemaligen Essigfabrik würden konkreter. Hier sei inzwischen ein Bewerber ausgewählt worden, der vor allem Mietwohnungen bauen wolle. Das neue Johanniter-Zentrum in der Pfarrer-Neumaier-Straße werde ab Mai langsam in Betrieb genommen. Auch der neue Skateplatz am Badria sei ein voller Erfolg.
Außerdem sind in der Stadt derzeit viele Kirchensanierungen im Gange. Die Turmspitze sowohl der Max-Emanuel-Kapelle, als auch der Frauenkirche wird saniert. Die Sanierung in der Jakobskirche stehen kurz vor dem Abschluss, die Kirche St. Achatz ist bereits saniert. Hier werden im Herbst Ausstellungen des Ak68 stattfinden. Denn auch das Ganserhaus, wo der Kunstverein normalerweise untergebracht ist, wird derzeit saniert.
Großprojekt: Grundschule Am Gries
Größtes Projekt im Bereich Soziales ist allerdings mit Abstand die Sanierung und Erweiterung der Grundschule Am Gries. Inzwischen sei hier ein Raumprogramm aufgestellt worden, erklärte Kölbl. Demnächst wolle die Stadt mit dem europaweiten Vergabeverfahren für die Planungsleistungen starten. Die „ganz grob über den Daumen gepeilte“ Kostenschätzung liegt hier laut Kölbl bei 15 Millionen. „Wobei ich fürchte, dass es deutlich höher werden könnte“, gab der Rathauschef zu. Wahrscheinlich bewege man sich eher im Bereich von 20 Millionen Euro.
Beim Thema Infrastruktur sprach Kölbl zunächst die Situation an den Bahnübergängen an. Die Klage der Anwohner gegen die Beseitigungen des Übergangs in Reitmehring wurde bekannterweise abgewiesen. „Im Moment klagt hier noch ein großer Industriekonzern“, sagte Kölbl. Gemeint ist die Firma Meggle. Wann hier eine Entscheidung fallen werde, sei noch unklar. Dafür hoffe er auf eine baldige Beschrankung in Viehhausen, nachdem hier die Klage gegen die Maßnahme zurückgenommen wurde.
Investition auch in den Fahrradverkehr
Nicht nur von der Bahn, auch zum Bus gibt es Neuigkeiten. So soll noch heuer die Antragsstellung für eine barrierefreie Einrichtung der Bushaltestelle am Heisererplatz erfolgen. Über die Haltestelle am Marienplatz werde derzeit noch diskutiert. „Wir haben diese Haltestelle als Anlass genommen, uns das ganze Areal am Marienplatz einmal anzusehen und wir alles wissen, was da los ist“, erklärte Kölbl. Von Gastronomie, zu Veranstaltungen, zu den Geschäften unter Arkaden, die Liste, was es alles zu berücksichtigen gelte, sei lang. Erste Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme soll es nach der Sommerpause geben.
Weiterhin sei die Stadt auch dabei, den Fahrradverkehr auszubauen. Größte Investition hier die Asphaltierung des Wegs von Gabersee nach Gern. „Wer den Weg kennt, weiß, dass hier auch mal zu Stürzen kommen kann“, meinte Kölbl, deshalb sei eine Sanierung notwendig. Der Baubeginn solle in Kürze erfolgen, etwa 193.000 Euro werde die Maßnahme insgesamt kosten, wobei 169.000 Euro über Förderungen finanziert werde. Außerdem soll der Radweg am Wohnheim ISK erneuert und verbreitert werden. Hier belaufen sich die Kosten, auch wegen der Unterführung vor Ort, auf etwa 1,1 Millionen Euro, wobei 500.000 Euro gefördert werden. Ab Juli soll Am Gries außerdem eine Rad-Verleihstation für fünf E-Mountainbikes und zwei Lastenräder eingerichtet werden. Für drei Euro pro Stunde beziehungsweise 25 Euro für 24 Stunden sollen Personen hier Räder ausleihen können. 150.000 Euro nimmt die Stadt laut Kölbl dafür in die Hand, wobei das europäische LEADER-Programm etwa 20.700 Euro fördert.
Außerdem sollen die Sportanlagen am Badria erweitert werden, wobei es hier noch keinen Maßnahmenbeschluss gebe. Um den Platzproblemen des TSV Wasserburg Abhilfe zu schaffen, sei man derzeit zudem im Gespräch mit der Stiftung Attl zwecks der Errichtung einer Flutlichtanlage am dortigen Sportplatz. „Der Vertrag wartet praktisch nur noch auf die Unterschrift der Stiftung“, so Kölbl.
Sanierung Überfuhrstraße startet am 28. April
Die drei größten Posten beim Thema Infrastruktur: das Parkhaus Überfuhrstraße. Etwa 2,5 Millionen Euro netto soll die Sanierung kosten. Ab 28. April werde es hier losgehen, so Kölbl. Die Sanierung solle etagenweise bis 2026 erfolgen. „Drei Etagen sind also immer nutzbar. Für die geschlossene stehe die Ersatzparkplätze auf dem Baugelände der Feuerwehr zur Verfügung“, so Kölbl.
Apropos Feuerwehr: Auch hier sei inzwischen der Architekt beauftragt. Die Fachplaner müssten allerdings noch einmal erneut ausgeschrieben werden. Der Abschluss sei noch vor der Sommerpause geplant. Die nicht mehr ganz aktuelle Kostenschätzung beläuft sich hier auf 13,3 Millionen Euro plus/minus 30 Prozent.
Weiterer großer Brocken ist zudem die Ertüchtigung der Kläranlage. Hier lauf die wasserrechtliche Erlaubnis bis Ende 2026 auf, deshalb müsse die Anlage saniert werden. Im Juni sollen hier voraussichtlich die Maßnahmen beschlossen werden. Die Investitionskosten werden auf 8,8 Millionen Euro geschätzt.
Viel Geld also, das die Stadt in den nächsten Jahren in die Hand nehmen will. Das gab auch Kölbl zu. „Die Rücklagen werden schrumpfen und die Schulden steigen“, sagte der Bürgermeister. Gefragt seien Stärke und Ausdauer. „Aber wir werden das schaffen und wir können es schaffen“, zeigte sich Kölbl überzeugt.
Das sahen die anwesenden Bürger wohl ähnlich, denn bis auf zwei Nachfragen und der Bitte, einmal das verdreckte Areal rund um die Schwedenschanze zu säubern, kamen keine Wortmeldungen.
