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Grundschule wird zur „Lernlandschaft“

InndammInndammMathe und Deutsch im „Lern-InndammInndammWohnzimmer“: Schule der Zukunft entsteht in Wasserburg

Die Grundschule Wasserburg muss umgebaut und erweitert werden. Karin Doberer entwickelte mit ihrem Planungsbüro eine „Lernlandschaft“.
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Die Grundschule Wasserburg muss umgebaut und erweitert werden. Karin Doberer entwickelte mit ihrem Planungsbüro eine „Lernlandschaft“.

Neue Schulen braucht das Land: Deutschlands miserables Abschneiden bei den PISA-Tests und die verpflichtende Einführung der Ganztagsschule erfordern eine Reaktion. In Wasserburg wird nun die Grundschule erweitert. Klassenräume werden zu Lern-Wohnzimmern. Das steckt dahinter.

Wasserburg – Die Grundschule am Gries in Wasserburg hat einen hervorragenden pädagogischen Ruf, aber ein paar räumliche Schwachstellen: zu wenig Platz, Probleme mit eindringendem Grundwasser im Keller, keine Barrierefreiheit, nicht ausreichend Raum für die Ganztagsbetreuung, eine renovierungsbedürftige Turnhalle. Umbau und Erweiterung sind jedoch gar nicht so einfach, denn ein denkmalgeschützter Altbau und ein schwieriges Grundstück am Inndamm verhindern, dass frei drauf losgeplant werden kann. Außerdem gibt es Richtlinien, die eingehalten werden müssen, damit die Stadt an Zuschüsse aus den Förderprogrammen kommt.

Die Grundschule am Gries in Wasserburg soll erweitert und umgebaut werden.

Schule der Zukunft ist ein Ort des Lebens

Eine komplexe Aufgabe also, an die ein Büro heranging, dessen Name Programm ist: „Lern-Landschaft“ heißt es. Denn die Schule der Zukunft ist nicht nur ein Ort des Unterrichts, sondern auch des Lebens. Klassenräume werden zu „Lern-Wohnzimmern“. Mädchen und Buben solle hier auch zu Mittag essen, ihre Hausaufgaben machen, sich nach Unterrichtsschluss bewegen und kreativ tätig sein können.

Machbarkeitsstudie fertiggestellt

Die Machbarkeitsstudie des Büros „Lernlandschaft“ mit Sitz in Röcklingen war schon einmal im Stadtrat vorgestellt worden. Damals gab es für Geschäftsführerin Karin Doberer und Mitarbeiterin Karolin Bachmann Hausaufgaben auf: eine Einfachturnhalle mit einzuplanen, das Gebäude aufgrund der Überschwemmungsgefahr ganz ohne Keller zu entwickeln und eine Gruppe der Heilpädagogischen Tagesstätte (HTP) zu integrieren. Die Grundannahme: Dreizügigkeit, bis zu 13 Klassen mit bis zu 325 Schülerinnen und Schüler. Sie und das Lehrpersonal benötigen Platz für Unterricht, Pause, Nachmittagsbetreuung, Essen, Bewegung, Werken, Musik, Verwaltung, Pausenhof.

Ihr Büro entwickelte die Lernlandschaft für die Grundschule am Gries in Wasserburg: Karin Doberer.

Hausaufgaben erledigt, vermeldeten die Planerinnen in der jüngsten Sitzung des Wasserburger Stadtrates. Sie hatten sich umfangreich mit dem Wasserburger Sportverein TSV und Sportreferent Markus Bauer (CSU) ausgetauscht. Diese hofften auf eine Einfachturnhalle, damit auch die Vereine hier trainieren können. Denn die Hallenkapazitäten sind knapp, die Erweiterung der Grundschule wurde als Chance gesehen, auch für den Vereinssport weiteren Platz zu schaffen.

Turnsaal oder Turnhalle?

Doch es bleibt dabei: Eine DIN-gerechte Turnhalle ist „nicht darstellbar“, so Doberer und Bachmann. Eine Erweiterung der Grundschule um ein solches Gebäude nach Norden oder Süden sei entweder aufgrund der Nähe des Bauhofes oder aufgrund des Parkplatzes am Gries, der dann beschnitten werden müsste, nicht möglich. Dafür aber ein Turnsaal mit zwei Obergeschossen. Er entspricht nicht den Normen für Basketball oder Hallenfußball, hier könnten jedoch Angebote wie Yoga oder Bewegung zur Musik stattfinden. Der Turnsaal ist durch einen auch außerhalb des Schulbetriebs geöffneten Eingang erreichbar, berichteten die Planerinnen.

Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) wies noch einmal mit Nachdruck darauf hin, dass es sich bei dem nun vorliegenden Konzept um eine Machbarkeitsstudie handele, noch nicht um eine architektonische Planung. Doch es habe sich gelohnt, dass das Büro eine Extrarunde gedreht habe und auf dem sehr engen Raum am Gries zwischen Parkplatz und Bauhof sowie Inndamm einen Kompromiss für den Sport in Form eines Turnsaals statt einer Turnhalle realisiert habe.

Das sagt der Sportreferent von Wasserburg

Sportreferent Markus Bauer (CSU) zeigte sich erfreut über den Fortschritt. Eine Sporthalle wäre ideal gewesen. Ein Gymnastikraum helfe jedoch auch weiter. „Geht da noch mehr?“, warf er als Fragen in den Raum. Vielleicht finde ein nun einzuschaltendes Architekturbüro noch eine Möglichkeit Richtung Halle oder noch mehr Platz. Georg Machl, Fraktionssprecher von CSU/Wasserburger Block, unterstrich ebenfalls, wie froh Wasserburg sein könne, dass das schwierige Raumpuzzle mit Integration von „Lernwohnungen“, Schülerrestaurant und vielen weiteren Räumlichkeiten für eine moderne dreizügige Grundschule nun positiv zu einem funktionalen Ganzen zusammengefügt worden sei.

Edith Stürmlinger (Bürgerforum) wollte vor allem eins wissen: „Was sagt die Grundschule?“ Sie war intensiv einbezogen worden in die Studie. Leiterin Sabine Obermaier-Tanner betonte, eine Turnhalle wäre eine optimale Lösung gewesen, doch auch mit dem Turnsaal sei die Schulfamilie „sehr, sehr glücklich“. Das jetzt vorliegende Konzept sei „toll“. Was ihr besonders gut gefällt: die Mehrfach-Nutzung der Räume, die Schlüssigkeit des Konzeptes, bezogen auf den engen Platz.

Viele Raumbedürfnisse mussten auch bei der Grundschule am Gries in Wasserburg unter einen Hut gebracht werden. Unterrichten, Ganztagsbetreuung, Essen, Spielen, Bewegen: Drei Gebäudeteile nehmen diese Nutzungen auf.

Drei Quadratemeter Platz pro Schüler

Auch Norbert Burotesch (Bürgerforum) sprach von einem „sehr gelungenen Plan“. Doch er habe sehr gehadert mit der Tatsache, dass es keine Turnhalle geben werde. Sein Vorschlag einer anderen Situierung des mittleren Gebäudeteils funktioniert nach Angaben von Doberer jedoch nicht: Dann würde der Außenbereich beschnitten. Hier gibt es Vorgaben, wie viel Quadratmeter (drei) Platz pro Schüler darzustellen sind. „Ihr Architekt braucht eine enge Beziehung zur Genehmigungsbehörde der Regierung“, deutete Doberer an, dass eine solche Planung die Zuschüsse in Gefahr bringen könnte.

Doch es gab Stimmen, die deutlich machten: Eine Einfach-Turnhalle soll es sein, ein Sportsaal ist zu wenig. Mehrere Debattenbeiträge bohrten in die Richtung nach. Das brachte schließlich den Geschäftsleiter des Rathauses, Konrad Doser, auf die Palme. „Sollen wir wirklich noch mal in die Planung gehen? Dann müssen wir den Bauhof wegreißen“, warnte er. Kölbl versuchte, auf die Kritiker im Stadtrat einzuwirken. Das Gremium müsse sich von den Normen für Basketball und weitere Sportarten lösen und versuchen, den Saal statt Halle weiter zu vergrößern. Liegenschaftsleiter Robert Mayerhofer warb für Pragmatismus. Was nicht gehe, müsse akzeptiert werden. „Wir bauen in erster Linie für die Schule. Und wir haben eine tragfähige Lösung, auch für die Vereine, einen Kompromiss, den wir vielleicht noch etwas optimieren können.“ Doberer wiederholte: „Wir haben alles probiert.“ Wenn jetzt erneut Richtung Sporthalle geplant werde, führe das in die Irre und verzögere unnötig.

Die Erweiterung in der Ansicht: vorher und nachher.

Neue alte Grundschule gerüstet

Kölbl plädierte dafür, mit den jetzigen Ergebnissen in die detailliertere Architekturplanung zu gehen. „Wir wissen nun, was wir brauchen und wie wir die verschiedenen Nutzungen aufteilen. Das ist eine gute Grundlage.“ Tatsache ist: Die neue, alte Grundschule wird komplett barrierefrei, erklärt der Rathauschef auf Nachfrage von Elisabeth Fischer (CSU). Sie ist ausgerichtet für drei Züge und steigende Schülerzahlen, so Kölbl auf Nachfrage von Heike Maas (CSU). SPD-Fraktionsvorsitzende Friederike Kayser-Büker plädierte außerdem dafür, beim Abriss der Gebäudeteile, die neu gebaut werden, den Keller zu untersuchen, um endlich zu erfahren, warum hier immer Wasser eindringe. Das sei schließlich schon seit 18 Jahren ein Dauerthema. „Vielleicht erfahren wir endlich mal, was da unten los ist?“, so Kayser-Büker.

Der Stadtrat befürwortete die Machbarkeitsstudie schließlich einstimmig. Der Zusatz-Antrag von Buortesch, Optimierungen zu prüfen, nicht nur für die Kunst- und Werkräumen, sondern auch Richtung Turnhalle, bekam keine Mehrheit (8: 15).

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