Sichere Versorgung mit Strom und Wärme
Weg vom Gas: So kämpft Monika Rieger mit Stadtwerken Wasserburg für neue Energie und das Badria
Sie hatte einen turbulenten Start als Stadtwerke-Referentin in Wasserburg: Doch Monika Rieger hat sich tief eingearbeitet in dieses Amt. Über Tiefschläge und Erfolge, „coole Aktionen“, die Probleme mit Strom-Discountern und die Zukunft des Familienbades Badria.
Wasserburg – Es ist ein herausforderndes Amt: Stadtwerke-Referenten sind die Bindeglieder zwischen Kommunalpolitik, Stadt und Stadtwerken. Letztere spielen eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Bürger: Sie liefern Strom, sorgen für sauberes Trinkwasser, was in Wasserburg angesichts natürlicher Quellen besonders gut gelingt. Die Stadtwerke setzen Klimaschutzprojekte um und beteiligen sich an Energievorhaben, wie etwa Windparks. Sie betreiben in Wasserburg außerdem das Familienbad Badria.
Als Referentin erhielt Monika Rieger intensive Einblicke in die Strukturen der städtischen Tochter und blickte hinter die Kulissen der Abläufe: etwa bei der Sanierung des Stauwehrs an der Wuhr, ein über 100 Jahre altes Wasserkraftwerk, das Strom für 30 Haushalte produziert. „Ein Mosaiksteinchen im Bemühen der Stadt um eine grüne Energieversorgung“, so Rieger. Sie sieht die Stadtwerke diesbezüglich stark gefordert, erst recht nach der Energiekrise 2022, Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Energiebeschaffung risikobehafteter
„Man kann davon ausgehen, dass Gas und Öl teurer werden“, bedauerte sie bei ihrem Arbeitsbericht im Stadtrat. Die CO2-Abgabe steige jedes Jahr. Weil immer mehr Kunden auf Eigenproduktion setzen und E-Autos sowie Wärmepumpen mehr Strom benötigen würden, steige auch das Risiko bei der Energiebeschaffung. Die Stadtwerke ständen als Grundversorger in der Pflicht, auch dann, wenn Kunden von insolvent gegangenen Strom-Discountern anklopfen würden. „Auch deshalb ist es mir ein großes Anliegen, dass die Stadtwerke immer mehr Strom selbst produzieren.“
Im Bemühen, die Energieversorgung zukunftsfähig aufzustellen, unterstütze der Klimaschutzdialog, eine Arbeitsgruppe mit Verantwortlichen der Verwaltung, der Kommunalpolitik, der Stadtwerke und interessierten Bürgern. „Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren: Bis zum Ziel der Klimaneutralität 2045 sind es nur noch 20 Jahren“, warnte die Referentin.
Speichertechnologien für ein stabiles Netz
Sie forderte mehr Speichertechnologien, um die Netzstabilität beim Strom zu gewährleisten. Bei der Wärmeversorgung setzt sie große Hoffnung in die begonnene kommunale Planung. Das Thema Geothermie klinge vielversprechend, „ist aber auch mega teuer“ in der Umsetzung. Um so ein Riesenprojekt realisieren zu können, müssten die großen Firmen in Wasserburg mit ins Boot, schlug Rieger vor. Sie ist der Meinung, dass Wasserburg langfristig einen Ersatz für die Wärmeversorgung mit Gas in der Altstadt benötigt.
Ein Energiefresser in Wasserburg ist das Badria. Hier erlebte die Stadtwerke-Referentin, seit drei Jahren im Amt, gleich zu Beginn das Drama um die Schließung als Folge der Corona-Pandemie mit. Das führte zu Einnahmeverlusten, von denen sich die Einrichtung mittlerweile gut erholt habe. 2023 war sie zurück auf den Besucherstand der Zeit vor Corona: 243.000 kamen. In diesem Jahr muss aus dem Stadthaushalt erstmals kein Defizit der Stadtwerke, entstanden beim Badria, ausgeglichen werden, weil der Versorger hohe Gewinne durch Beteiligungen erwirtschaftet hat.
Viele Events für die Marke Badria
Was Rieger freut: Das Badria richte den Betrieb bewusst an den Bedürfnissen der Gäste aus. Ein Beispiel: das Wettrutschen, ein aufmerksamkeitsstarkes Event, das sehr beliebt sei. Da zum Badria nicht nur Hallen- und Freibad, sondern auch Wellnessanlage mit Saunalandschaft sowie Mehrzweckhalle für Events gehören, sorgen auch Veranstaltungen für die Markenbildung. Badria-Lauf, Tour de Badria, Flohmarkt und Ü30-Party in der Badria-Halle, Sauna-Aktionen im Spa, Konzerte und große Sportveranstaltungen wie Basketball in der Halle: All dies trage dazu bei, die Einrichtung im Ganzen in den Fokus zu rücken. Die neuen Werbekampagnen mit Events und Aktionen, auch in den sozialen Netzwerken bei Facebook und Instagram, seien „zeitgemäß und cool“, freute sich Rieger. Dies gelte auch für das Marketing der Stadtwerke im Bereich Stromvertrieb.
Doch das Badria ist tief in den roten Zahlen. Millionen fließen in technische Wartung, Instandhaltung und Modernisierung des gesamten Komplexes. Für Tiefschläge sorgten Schäden am Freibecken im August 2023, ein Brand in der Stollensauna im Oktober 2023. Unvorhersehbare Schäden, zu denen noch die vielen technischen Anpassungen kämen. „All das kostet viel Geld.“
„Können wir uns ein großes Bad leisten?“
„Wie wird es mit dem bald 50-jährigen Badria weitergehen? Dabei muss man die Halle, das Familienbad, das Freibad mit dem Freigelände und den Wellness-Bereich differenziert betrachten. Was braucht es jeweils, damit auch in den kommenden Jahrzehnten Schwimmenlernen, Spaß und Wellness zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung stattfinden können?“ Rieger fragte: „Können und wollen wir uns als kleine Stadt weiterhin ein so großes Bad überhaupt leisten?“ Um Antworten zu finden, seien viele Überlegungen und Gespräche in den zuständigen Gremien notwendig. Sie findet auch, dass noch mehr an der Außenwirkung getan werden müsse: Nur wenigen sei bewusst, dass das Badria zu den Stadtwerken gehöre.
So würdigen Stadträte die Arbeit
„Weiter so“, würdigte der Fraktionsvorsitzende von CSU/Wasserburger Block, Georg Machl, die Arbeit von Rieger. Ein Lob, das doppelt zählt. Denn Machl war bei der Wahl im Jahr 2022 überraschend von den Freien Wählern gegen Rieger ins Rennen geschickt worden, hatte seine Kandidatur jedoch noch in der Sitzung zurückgezogen. Norbert Buortesch, Sprecher der bunten Fraktion aus Bürgerform/Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg/ÖDP, sprach ebenfalls von einer „tollen Arbeit“ der Referentin. Und Friederike Kayser-Büker, Fraktionsvorsitzende der SPD, nannte Rieger ein gutes Beispiel dafür, wie sich eine Frau in der Politik in kürzester Zeit tief in komplexe Sachverhalte einarbeiten könne. „Mein grünes Herz schlägt jetzt noch kräftiger als vor drei Jahren: für die Stadtwerke Wasserburg“, lautete das Fazit von Rieger.

