Bürgerversammlung mit Feuerwehralarm
Schlamm und überlastete Gullys, Raserei und wenig Rücksicht auf Fußgänger: Das ärgert Wasserburg
Alarm bei der Bürgerversammlungen in Reitmehring: Die Feuerwehr rückte aus. Da viele Aktive im Publikum saßen, lichteten sich die Reihen. Was sonst noch geschah in der Fragestunde für die Bürger und wie es beim Finale der Veranstaltungsreihe rund um die Bürgerversammlungen im Burgerfeld lief.
Von Heike Duczek und Winfried Weithofer
Wasserburg – Reitmehring ist traditionell ein Stadtteil mit vielen interessierten Teilnehmern an der Bürgerversammlung. Das war auch heuer so, die Stuhlreihen in der Aula der Schule waren gut gefüllt. Und traditionell gibt es im Anschluss Würstl von der Feuerwehr, direkter Nachbar der Schule. Diese musste mitten in der Versammlung ausrücken. Wobei immer noch genügend Mitglieder vor Ort waren, um die Würstl warmzumachen. Kurzum: Reitmehring wurde dem Ruf als lebendiger Stadtteil wieder mal gerecht.
Auch bei der Fragestunde im Anschluss an den Bericht von Bürgermeister Michael Kölbl. Eine Bürgerin regte sich über eine „Schlammschlacht“ am Kirchenweg nach Edling auf. Das dort aufgebrachte Material werde bei Regen in eine rutschige Masse verwandelt, kritisierte sie. Eine Asphaltierung sei hier nicht möglich, hieß es aus dem städtischen Bauamt. Aber das Oberflächenmaterial werde angeschaut und ausgebessert.
Aus für das Lernschwimmbecken in Reitmehring
Eine weitere Anwesende ärgerte sich über das Aus für das öffentliche Schwimmen im Lernbecken Reitmehring. „Das ist so schade“, sagte sie und verwies auf die Tatsache, dass Kinder heutzutage oft nicht richtig schwimmen lernen würden. Im Reitmehringer Becken könnten sie gefahrlos üben, anders als im See vor der Haustür. Zum 1. Juli 2025 ist laut Kölbl jedoch definitiv Schluss, das Bad könne aber von Schulen und Vereinen weiter genutzt werden. Grund für die Schließung für den öffentlichen Betrieb: Der Schulhausmeister tritt in den Ruhestand, die Wasseraufsicht entfällt. Fachpersonal für die Beaufsichtigung des öffentlichen Schwimmens könne die Stadt weder finden noch bezahlen, erklärte der Rathauschef.
Der Stadtrat habe mit der Entscheidung sehr gerungen, sich jedoch schweren Herzens dazu entschlossen. „Die Aufsicht ist wirtschaftlich nicht darstellbar.“ Wenn die Gebühren kostendeckend sein müssten, „dann möchten Sie nicht wissen, wie hoch der Eintrittspreis wäre.“ Wasserburg könne sich außerdem nicht den Luxus von zwei Bädern leisten, so Kölbl angesichts der Tatsache, dass es auch noch das defizitäre Familienbad Badria gibt.
Ein Wasserburger sprach ein Problem an, das in diesem Sommer mit viel Gewitter und Starkregen viele Menschen umtreibt: die Überschwemmungsgefahr. Reitmehring ist betroffen, etwa am 12. Juli, als innerhalb von einer Stunden 35 Liter Wasser zu bewältigen waren. Die Gullys in der Gebrüder-Troll-Straße konnten die Massen nicht bewältigen, die Feuerwehr musste die Keller auspumpen. Ob die Siedlung an das neue Regenrückhaltebecken in der Bahnhofstraße anschließen könnte, wollte der Bürger wissen. Das sei technisch nicht möglich, bedauerte Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann. Doch sie teilte auch mit, dass die Stadt an anderen Lösungsmöglichkeiten dran sei. In Reitmehring geht es laut Kölbl in der Esbaumstraße und im Nordbereich weiter mit neuen Kanälen. Wird die Esbaumstraße geöffnet, will Landwirtsfamilie Bürgmayr die Chance nutzen und ihre Nahwärmeversorgung weiter ausbauen. Dann könnten weitere Reitmehringer Häuser anschließen.
Ein weiterer Anwesender beschwerte sich über Raserei in der Bahnhofstraße. Ob hier im Rahmen der Sanierung der Oberfläche nicht Schwellen eingebaut werden könnten, um die Autofahrer zum langsameren Fahren zu zwingen? Doch die Bahnhofstraße wird bei den Arbeiten, die im Frühjahr 2025 anstehen, nicht strukturell angefasst, sie erhält nur eine neue Oberfläche, berichtete der Bürgermeister. Die gewünschten Buckel seien aus Haftungsgründen außerdem oft nicht realisierbar. Kölbl schlug vor, eine Geschwindigkeitsmessanlage aufzustellen. Langfristig werde der Verkehr hier weniger werden, im Rahmen der Baumaßnahmen rund um die Auflösung des Bahnübergangs auf der B 304.
Ein Bürger findet grundsätzlich, dass in der Verkehrspolitik „die schwächsten Verkehrsteilnehmer“, die Fußgänger, zu wenig Beachtung finden würden. Viel zu viel stehe nicht nur der Auto-, sondern auch der Radverkehr im Fokus. Das sei eine „Schwachstelle“ auch in Wasserburg. Er wünschte sich mehr Schilder, die Wege ausdrücklich als ausschließßlich für Fußgänger nutzbar auszeichnen würden. Kölbl verwies auf den Trend zu weniger Beschilderung hin. Ziel sei es, alle drei Verkehrsarten, Pkw, Rad und das zu Fuß Gehen, gleichberechtigt nebeneinander betrachtet würden. Das wiederum brachte mehrere Bürger in Rage, die auf lebensgefährliche Situationen für Fußgänger in Reitmehring, aber auch in der Altstadt – etwa an den Zebrastreifen – hinwiesen.
Zu düster ist es außerdem einer Bürgerin an der Unterführung stadtauswärts im Bereich. Die dunkle Gasse werde durch ausufernd wachsendes Gebüsch noch unübersichtlicher. Ein weiterer Anwesender bestätigte dies auch für viele Radwege. „Extrem ist das heuer“ berichtete er über üppige Vegetation, die Wege und Straße schmaler und gefährlicher mache – und hatte einen Rat parat, der viel Gelächter auslöste: „Ich nehm immer eine Schere mit“. Das richtige und zeitnahe Zuschneiden von Hecken und Stauden sei ein Dauerthema, bedauerte auch der Rathauschef. „Ein zähes Unterfangen.“
Bürgerversammlung im Burgerfeld
Zur vierten und letzten Veranstaltung im Rahmen der diesjährigen Bürgerversammlungen waren gut 50 Besucher in den Pfarrsaal St. Konrad im Burgerfeld gekommen. In der Fragerunde ging es um kleinere Probleme, wie etwa die zu hoch eingestellte Heizung in der Turnhalle der Mittelschule, in der auch Sportkurse für Senioren stattfinden. Bei einer anderen Wortmeldung ging es um Hecken in der Siedlung am Dobl, die zu weit in die Straße ragen würden. Zudem würden parkende Autos im Kurvenbereich Richtung Schmerbeckstraße die Sicht versperren, was insbesondere für Fahrradfahrer oder Mütter mit Kinderwagen kritisch sei.
Bürgermeister Kölbl wies zudem auf den mittlerweile wieder benutzbaren Weg von Urfahrn am Innufer zur Mozartstraße hin: „Das ist eine wirklich tolle Verbindung“, betonte er. Ein Bürger wollte wissen, ob die städtischen Solaranlagen mit Speicherkapazitäten ausgestattet seien. Nein, antwortete Kölbl, weil es sich um sogenannte Eigenverbrauchsanlagen handle, die direkt vor Ort für Strom sorgen würden.
