Trotz steigender Besucherzahlen
Millionen-Defizit: „Wie lange kann sich Wasserburg das Badria in dieser Form noch leisten?“
Die Besucherzahlen: gut, Tendenz steigend. Die Finanzlage: schlecht, 2,3 Millionen Euro Defizit. Das Badria ist das Sorgenkind in Wasserburg. Über den finanziellen Überlebenskampf einer Einrichtung, die Familien, Sport- und Wellness-Fans schätzen, die jedoch ein drängendes Problem hat.
Wasserburg – Eigentlich gibt es richtig gute Nachrichten vom Badria: Die Besucherzahlen sind 2023 gestiegen, es kamen elf Prozent mehr als erwartet, insgesamt fast 250.000. „Und dies, obwohl es im Oktober in der Stollensauna einen Brand gab“, mit der Folge, dass zwei Saunen knapp drei Wochen geschlossen waren, betont Stadtwerke-Referentin Monika Barthold-Rieger (Grüne) in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Den Erfolg führt sie unter anderem auf die vielen Events im Jubiläumsjahr 2023 zurück.
2024 soll der Programmreigen mit langen Saunanächten und Partys im Wasser sowie Kultur in der Mehrzweckhalle weitergehen. Das Konzept, Extra-Veranstaltungen anzubieten, geht marketingtechnisch auf, ist auch Robert Pypetz, Chef der Stadtwerke (Betreiberin des Badria), überzeugt.
Rekord in der Saunalandschaft
Doch die schlechte Nachricht folgt: Das Badria wird 2024 vermutlich mit 2,29 Millionen Euro in die Miesen gehen. Den prognostizierten Betriebserlösen in Höhe von voraussichtlich 2,872 Millionen Euro stehen nach Angaben von Pypetz Ausgaben von 5,365 Millionen Euro entgegen – und das, obwohl nicht nur die Besucherzahlen gestiegen sind: Unter anderem gab es eine Rekordbilanz für die Saunalandschaft mit fast 41.000 Gästen. Auch die Erlöse aus der Vermietung der Mehrzweckhalle (MZH) steigen. Hier traten im vergangenen Jahr vor allem viele Künstler aus der Kabarettszene mit großen Namen wie Django Asül auf.
Das Defizit, das im Wirtschaftsplan für 2024 ausgewiesen wird, ist laut Pypetz eine Folge steigender Kosten für Materialien und Energieversorgung. Es wird jedoch ausgeglichen durch in anderen Geschäftsfeldern gute Ergebnisse, durch einen Zuschuss der „Mutter“, also der Stadt, in Höhe von einer Million Euro, zu dem sich der Stadtrat alljährlich verpflichtet hat, und durch einen Investitionskostenzuschuss in Höhe von einer Million Euro. Denn es wird weiter hinein gebuttert in die Einrichtung: Maßnahmen, die etwa eine Million Euro verschlingen, widmen sich dem Brandschutz, Erneuerungen und Sanierungen sowie deren Planung, berichtete Pypetz.
Ziel: „nur“ eine Million Euro Defizit
Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) machte in seiner Haushaltsrede im Stadtrat klar, dass er längst nicht mehr mit schwarzen Zahlen beim Badria rechnet. Sein Ziel: „nur“ eine Millionen Euro Defizit auf längere Sicht. Ist das zu schaffen? Die Stadtwerke-Referentin deutete in ihrer Stellungnahme zum Etat an, dass die Energiekosten 2024 steigen werden, denn der günstige Erdgas-Liefervertrag sei ausgelaufen. Der neue Preis sei „nicht schlecht“ in diesen Zeiten, „aber trotzdem wird die Wärmeversorgung deutlich teurer.“ Welche Maßnahmen die Bilanz verbessern könnten, soll ein Strategie-Workshop des Werkausschusses im Stadtrat aufzeigen.
Wo könnte der Weg hingehen? Eins schließen alle Fraktionen aus: eine Schließung. Fest steht laut Wolfgang Janeczka (SPD): Selbst bei einer Schließung würden die Kosten nicht gegen null gehen. Er sieht den Erhalt sogar als „kommunale Aufgabe der Daseinsvorsorge“. Das Badria diene der Fitness und Gesundheitsförderung, die Kinder könnten das Schwimmen lernen, „eine tolle Saunalandschaft“ unterstütze die Erholung. „Im Kern ist es eine Frage von sozialer Verantwortung und Solidarität, ob wir das Badria, solange es geht, erhalten wollen oder nicht“, ist Janeczka überzeugt. Denn Sport- und Freizeitmöglichkeiten sowie Wellness-Angebote sollten auch für einkommensschwache Personen und Familien verfügbar sein. „Wir müssen unser Badria erhalten“, positionierte sich außerdem Edith Stürmlinger für die Fraktion von Bürgerforum (Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg/ÖDP) klar.
„Wir können es uns noch leisten“
„Wir können es uns noch leisten“, betonte Lorenz Huber, Bürgerforum, im Stadtrat. Und räumte ein: „Eine schwarze Null wird Wunschdenken bleiben.“ Auch Markus Pöhmerer (Stadtwerke-Sprecher der CSU/Wasserburger Block) sieht das so, sprach jedoch auch von einer „Überlebensproblematik“ der Freizeit- und Erholungseinrichtung, die auch die Wirtschaftlichkeit der Stadtwerke beeinträchtige. Huber zeigte sich deshalb in Sorge angesichts der Sanierungsmaßnahmen im Außenbereich, die anstehen. Die zu erwartenden Mehrkosten von Energie in Höhe von 350.000 Euro müssten auch noch gestemmt werden. Deshalb findet Huber als Stadtwerke-Sprecher des Bürgerforums: „Alle Arten von Planspielen, wie es weitergehen kann, müssen zugelassen werden.“ Will heißen: keine Denkverbote.
Heike Maas, Fraktionsvorsitzende von CSU und Wasserburger Block, fragte direkt: „Wie lange will und kann sich die Stadt das Badria in der jetzigen Form noch leisten?“ Vielleicht sollt ein neues Konzept nach dem Motto „schwimmen statt baden“ entwickelt werden, schlug sie vor. Auf Nachfrage aus dem Stadtrat erläuterte Wolfgang Schmid (CSU), dass die Fraktion zur Diskussion stelle, ob das Badria das Außenbecken, also das Freibad, wirklich benötige. Hier stehen umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen an, für heuer sind Planungskosten in Höhe von 350.000 Euro eingebucht. „Solche Entscheidungen sind aber unpopulär. Deswegen werde sie wahrscheinlich auch bis nach 2026 gestreckt“, nimmt Maas an.
Stollensauna öffnet wieder
Die Brandsanierung ist bald abgeschlossen: Die Stollensauna im Spa des Familienbades Badria soll deshalb laut Stadtwerke-Chef Robert Pypetz im März 2024 wieder eröffnen. Im Oktober vergangenen Jahres hatte es hier Zerstörungen durch ein Feuer gegeben, das durch einen technischen Defekt ausgelöst worden war.


