Raubtier identifiziert
Traurige Gewissheit: Das ist mit dem Bären von Oberaudorf passiert
Mitte April wurde er im Landkreis Miesbach registriert, kurz darauf in der Nähe vom Berggasthof Bichlersee bei Oberaudorf. Dann verschwand Meister Petz offenbar aus dem Mangfallgebirge. Nun herrscht wohl Gewissheit, was mit dem Bären von Oberaudorf geschehen ist.
Oberaudorf – Er war ein scheuer Bär. Zunächst zumindest. Einer, den fürs erste niemand wirklich zu Gesicht bekam. Ein Tier, das nur Spuren hinterließ. Doch dann näherte er sich dem Menschen immer mehr. In Siegsdorf marschierte er an Häusern vorbei, im Ortsteil Meisau tappte er nahe der Besiedlung in eine Fotofalle. Schließlich wurde ihm der Mensch zum Verhängnis: Am 23. Mai wurde er nahe Schwarzach im Salzburger Land von einem Zug überfahren.
Landesamt für Umwelt sagt: Bär vom Sudelfeld mit getötetem Bär identisch
Wie das Landesamt für Umwelt in Augsburg jetzt mitgeteilt hat, handelt es sich bei dem vom Zug getöteten Bär um den Bären, der am 16. April im Landkreis Miesbach ein Büschel Haare hinterließ und damit erstmals in Oberbayern registriert wurde. Mit höchster Wahrscheinlichkeit ist das Tier damit identisch mit dem Bären, der dann ab dem 16. April im Mangfallgebirge seine Tatzenabdrücke hinterlassen und am Berggasthof Bichlersee Schafe gerissen hatte.
Der Bär vom Mangfallgebirge brachte die Politik in Bayern auf Trab
Nach einer kurzen Rückkehr zum Sudelfeld – dort stießen Skitourengeher wiederholt auf riesige Bärenspuren – zog es ihn wieder in Richtung Osten: durch die Landkreise Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land ins Salzburger Land. Dort fuhr ihn ein Zug an. Der Bär soll sofort tot gewesen sein. Das stellte eine Untersuchung fest, die wohl auch deswegen nötig gewesen war, weil Gerüchte nicht verstummen wollten: Der Bär sei in Wahrheit abgeschossen worden.
Das Erscheinen des Bären hatte für große Unruhe nicht nur unter Almbauern gesorgt. Die Diskussion über die Rückkehr von Wolf und Bär brachte auch die hohe Politik in die Berge: Im April tauschten sich Ministerpräsident Markus Söder, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Landtagspräsidentin Ilse Aigner sowie Umweltminister Thorsten Glauber am Berggasthof Bichlersee mit Betroffenen aus und verkündeten eine Verordnung zum schnelleren Abschuss von Wölfen.
Bären-DNA: Gar nicht so einfach zu analysieren
Zunächst hatte das Landesamt verkünden können, dass der vom Zug angefahrene Bär mit dem Raubtier identisch gewesen sei, das im Berchtesgadener Land Schafe gerissen hatte. Jetzt, über eineinhalb Monate nach dem Tod des Bären, hat das LfU auch Sicherheit, dass eben dieser Bär von Tirol aus kommend im Landkreis Miesbach die Grenze nach Bayern überschritt und – mit dieser Schlussfolgerung wird man sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen – über den Landkreis Rosenheim in Richtung Osten zog.
Warum benötigte das LfU so viel Zeit? Immer wieder wird der Behörde vorgeworfen, sie halte mit Nachrichten speziell über große Beutegreifer hinterm Berg. Doch die Identifikation eines Bären ist tatsächlich zeitaufwendig und schwierig. Bei der DNA-Analyse von Bären arbeiten die Bayern eng mit dem Naturhistorischen Museum in Wien zusammen. Bären-Proben sind allerdings nicht die Hauptbeschäftigung des Labors dort, bis zur Analyse sollten schon einige Proben zusammengekommen sein. Dann wiederum ist wichtig, wie gut die DNA erhalten ist. Sonne, Regen, Schnee und Zeit – alles kann dem empfindlichen Material zusetzen und es unbrauchbar machen. Selbst bei guten Proben stellt sich das Problem, dass die Bären, die in den vergangenen Jahren in Bayern und Tirol auftauchten, wohl aus Italien einwanderten und damit eng miteinander verwandt sind. Das erschwere die Identifikation eines bestimmten Bären zusätzlich, hieß es von Seiten des Naturhistorischen Museums.
Immer wieder neue Sichtungen von Bären
Gut möglich, dass man das Verfahren nunmehr beschleunigt. Denn die Kette der Berichte über Bären-Sichtungen reißt nicht ab. So machte vergangene Woche (13. Juli) eine Reiterin im Bezirk Kufstein eine unheimliche Begegnung. Sie ritt in einem beliebten Wandergebiet auf einem Forstweg, als ihr Pferd auf einmal stehenblieb und in eine Richtung starrte. Im Unterholz erblickte sie einen Bären, der sich aufrichtete und fauchte. Die Reiterin floh, der Bär soll sie ein kurzes Stück verfolgt haben. Zwei Tage später soll unweit davon ein Mann einen Bären in einem Waldstück gesichtet haben.


