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Mehr als doppelt so viele Hinweise als 2022

Nach Bärenfoto aus Schneizlreuth - Bürgermeister im Video knallhart: "Dann muss er erschossen werden!"

Die Aufnahme einer Wildtierkamera im Landkreis Berchtesgadener Land zeigt einen Braunbären. Nach Angaben des bayerischen Landesamts für Umwelt wurde das Tier am Montag (8. Mai 2023) im westlichen Teil des Landkreises aufgenommen.
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Die Aufnahme einer Wildtierkamera im Landkreis Berchtesgadener Land zeigt einen Braunbären. Nach Angaben des bayerischen Landesamts für Umwelt wurde das Tier am Montag (8. Mai 2023) im westlichen Teil des Landkreises aufgenommen.

Traunstein/Berchtesgaden - Immer wieder Bärenspuren in Oberbayern: In den Kreisen Rosenheim, Miesbach, Traunstein und jetzt auch im Berchtesgadener Land. Am Montag tappte ein Tier in eine Fotofalle bei Schneizlreuth. Mittlerweile gibt es 2023 mehr als doppelt so viele gesicherte Hinweise auf einen oder mehrere Bären in der Region als im gesamten Vorjahr. Die Diskussion, ob man Bären leben lassen soll, ist neu entfacht. Der ehrenamtliche und nun betroffene Schneizlreuther Bürgermeister Wolfgang Simon hat dazu eine klare Meinung.

Update, 16.46 Uhr - So denkt Schneizlreuths Bürgermeister über den Bären

"Ich habe heute erfahren durch einen Bürger, dass eben bei uns im Ortsteil Ristfecht/Melleck der Bär auf zwei Wildkameras gesichtet wurde. Dann habe ich mit einem ortsansässigen Jäger telefoniert - und der Bär war nahe dran an der Wohnbebauung", erklärt Wolfgang Simon, Bürgermeister von Schneizlreuth, im Gespräch mit News5.de.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) bestätigte am Dienstagabend, dass ein Braunbär im westlichen Teil des Berchtesgadener Landkreises am Montag in eine Wildtierfotofalle getappt war.

Wolfgang Simon hat im Umgang mit dem Raubtier eine klare Meinung: "Ich interessiere mich natürlich für die Menschen. Was ist, wenn ein Bär auf der Fortststraße überrascht wird durch einen Radfahrer?" Der gesunde und nicht erzogene Bär, der wird ausweichen. Der Bär, der verzogen wurde, weil er angefüttert wurde, wird denken: Mal gucken, ob der Schokokekse oder ein Wurstbrot dabei hat. Das ist schwierig. Dann muss man sagen, dann muss er weg."

Erstmeldung:

Nach dem gesicherten Nachweis eines Braunbären in Oberbayern will der Traunsteiner Landrat das Tier nicht dauerhaft in seinem Landkreis dulden. Der Bär sei eine Gefahr für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung, meinte Landrat Siegfried Walch (CSU) am Dienstag. „Ein Nebeneinander von großen Beutegreifern und Weidehaltung ist schlicht und ergreifend nicht möglich“, sagte er. Ein Experte des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) widersprach dieser Sichtweise.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) hatte am Montag bekannt gegeben, dass am Vortag im südwestlichen Teil des Landkreises Traunstein - bei Siegsdorf - ein Braunbär von einer Wildkamera aufgenommen worden ist. Am Dienstagabend meldete das LfU zudem den Nachweis eines Bären im benachbarten Landkreis Berchtesgadener Land, ebenfalls durch eine Wildtierkamera. BGLand24.de-Informationen zufolge soll es sich um einen Nachweis aus Schneizlreuth handeln.

Immer dasselbe Tier?

Ob es sich bei den aktuellen Nachweisen immer um dasselbe Tier handelt, ist unklar. „Eine Individualisierung aufgrund eines Fotos oder Trittsiegels ist nicht möglich“, so ein LfU-Sprecher.

Bereits im April hatte die Behörde von Tatzenabdrücken eines Bären im Schnee in den ebenfalls oberbayrischen Landkreisen Rosenheim und Miesbach berichtet. Danach wurden im Kreis Rosenheim auf einer Alm gerissene Schafe gefunden, die nach bisherigen Erkenntnissen von einem Bären angegriffen worden waren. Abschließende DNA-Analysen stehen diesbezüglich aber noch aus.

Walch: „Gefahr für Sicherheit von Mensch und Tier“

Landrat Walch warnte davor, dass der Braunbär dauerhaft in dem oberbayerischen Landkreis leben könnte und brachte einen Abschuss in die Diskussion. „Wenn ein Bär bei uns in der Region heimisch wird, ist das eine Gefahr für die Sicherheit von Mensch und Tier.“

Seine Behörde werde umgehend die rechtliche Situation prüfen, ob und ab wann eine Entnahme geboten sei. In der Diskussion um die Duldung von Wolf oder Bär wird unter der sogenannten Entnahme üblicherweise die Tötung der Tiere verstanden. Zuletzt hatte es in Bayern insbesondere Forderungen gegeben, die wie Braunbären streng geschützten Wölfe leichter abschießen zu können.

Diskussion über Nebeneinander von Braunbär und Weidehaltung

Der BN-Artenschutzreferent Uwe Friedel sagte hingegen, dass ein Nebeneinander von Braunbär und Weidehaltung möglich sei. „Der Bär hat bisher keinerlei Anzeichen geliefert, die einen Abschuss fachlich und rechtlich rechtfertigen würden.“ Für die Schäfer und Bauern, die Tiere draußen hielten, gebe es Instrumente wie den Herdenschutz. Eine „Entnahme“ ist für Friedel nur die „ultima ratio“, also das letzte Mittel.

Im Landkreis Berchtesgadener Land wird die Lage erst einmal ruhig beobachtet. Eine Sprecherin des Landratsamtes in Bad Reichenhall sagte, für den Bären sei zunächst das Landesamt für Umwelt zuständig. Bislang sei der Braunbär nur einmal kurz im Landkreis aufgetaucht, sagte sie. „Wir müssen erst einmal schauen, ob der längerfristig bei uns bleibt“.

Nachweise zu Bären in Bayern:

DatumNachweis/ bestätigter HinweisLandkreis
8. Mai 2023FotofallennachweisBerchtesgadener Land
7. Mai 2023Bestätigung von SpurenTraunstein
7. Mai 2023FotofallennachweisTraunstein
22. April 2023Bestätigung von SpurenMiesbach
22. April 2023Bestätigung von SpurenMiesbach
21. April 2023Bestätigung von SpurenRosenheim
19. April 2023Genetik, Rissabstrich, NutztierRosenheim
16. April 2023Bestätigung von SpurenRosenheim
16. April 2023Bestätigung von SpurenRosenheim
16. April 2023Bestätigung von SpurenMiesbach
15. April 2023Bestätigung von SpurenMiesbach

Behörden in Österreich beobachten Braunbären-Nachweise aus Bayern

Auch im benachbarten Österreich wird die Situation aufmerksam beobachtet. Mehr als die Beobachtung, ob das Tier Richtung Salzburg weiterziehe, und ein Austausch der Informationen sei derzeit aber nicht möglich, sagte der Bären- und Wolfsbeauftragte des Landes Salzburg, Hubert Stock, am Mittwoch.

Der Salzburger Bärenexperte Stock sieht für solche Überlegungen derzeit noch keine Notwendigkeit, obwohl vor wenigen Wochen ein Braunbär Schafe im Kreis Rosenheim gerissen haben soll. Ein Riss einzelner Weidetiere reiche noch nicht für einen Abschuss aus, sagte er. Es gebe einen engen gesetzlichen Rahmen, wenn Braunbären als Problemtiere getötet werden sollen. Braunbären sind nach der FFH-Richtlinie in der gesamten EU streng geschützt.

Empfehlungen für Nutztierhalter

Das LfU empfiehlt Nutztierhaltern in den betroffenen Regionen, ihr Vieh nachts in Ställe zu bringen und Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen. "Die Bevölkerung vor Ort und Erholungssuchende werden gebeten, die Verhaltensregeln im Umgang mit Wildtieren zu beachten und bei Aktivitäten in der freien Natur aufmerksam und vorsichtig zu sein", hieß es. Spaziergänger oder Wanderer sollen in der Natur keine Essensreste und keinen Müll zurücklassen.

Laut einem LfU-Sprecher gab es am Sonntag noch einen bestätigten Spurenhinweis auf einen Bären im näheren Umfeld der Wildtierkamera. In den benachbarten Landkreisen Miesbach und Rosenheim gab es laut der Behörde allein im April acht einzelne Bärennachweise, doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr im südlichen Oberbayern.

Unklar ist bislang, ob die vermehrten Bären-Nachweise in Bayern auf einen oder mehrere Braunbären zurückgehen. Stock hält es für gut möglich, dass es nicht nur ein Braunbär war. „Es sind doch einige Bären unterwegs“, meinte er. Es gebe immer wieder Sichtungen und Nachweise in dieser Alpenregion, also in den Ländern Tirol, Salzburg und Bayern. „Man kann schon davon ausgehen, dass es sich um mehrere Bären handelt.“

mz

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