Angriff gemeldet
Frau leidet unter „tiefen Wunden“ nach Biss-Attacke: Marquartstein hat einen „Problemdachs“
Wolf, Bär, Fischotter – wer dachte, in Bayern gebe es schon genug sogenannter „Problemtiere“, der sollte mal in Marquartstein nachfragen. Dort herrscht Dachsalarm. Aufdringliche Tiere in der Nähe von Menschen, Dachse, die Gärten aufgraben – und dann auch noch eine Bissattacke. Jetzt wird gehandelt.
Marquartstein – Es war Ende Juni auf dem Grundstück eines etwas abseits gelegenen Hauses am Ortsrand. Eine Frau setzte sich auf ihre Liege, es dämmerte schon, sie schlief ein. Dann erwachte sie schmerzerfüllt. Ein kräftiger Dachs attackierte sie und biss mehrmals kräftig zu. „Das waren schon tiefe Wunden“, ´sagte der örtliche Hegeringleiter Johannes Höglauer: „So ein Verhalten war mir bislang unbekannt.“ Die Frau musste im Krankenhaus ärztlich behandelt werden. Mittlerweile ist sie wieder vollständig genesen, sagt Mathias Heinrichs vom Landratsamt Traunstein.
Technische Hilfsmittel werden eingesetzt
Doch der Vorfall wurde gemeldet. Seitdem herrscht Dachs-Alarm in Marquartstein. Die Untere Jagdbehörde schaltete sich ein und beriet mit Höglauer, was zu tun ist. Das volle Programm: Als erster Schritt wurde ein sogenannter Marderschreck installiert – das Gerät piepst, wenn sich der Dachs dem Grundstück nähert. Außerdem wurden Wildkameras aufgestellt. Höglauer selbst schaute nach dem Rechten. Seltsam ist, sagt der Jäger, dass er gleich mehrere Dachse, darunter Jungtiere, nah am Grundstück sehen konnte. Menschen passen eigentlich nicht ins Beuteschema eines Dachses. Im Gegensatz zu anderen Marderarten jagen Dachse nicht aktiv, sondern suchen sich ihre Nahrung zusammen: Sie sind scharf auf Fallobst aus Gärten, verschmähen auch Käfer und Larven nicht.
Wirklich nur ein Einzelfall?
„Wir gehen von einem absoluten Einzelfall aus“, heißt es daher vom Landratsamt. Allerdings: So ganz harmlos ist ein Dachs nicht. Höglauer hat von seinem Nachbarn gehört, der vier Hühner vermisst. Könnte ein Dachs gewesen sein. Es wurde auch schon mal ein ganzer Garten untergraben – solche Schäden kennt man sonst nur von Wildschweinen. Manchmal werden Dachse auch vom Katzenfutter-Napf angelockt, der sorglos im Freien aufgestellt wird. Den Kampf gegen eine Katze, sagt Höglauer, würde ein Dachs mühelos gewinnen. Sie haben sehr scharfe Krallen und ein starkes Gebiss. Für den Fall einer Begegnung gibt das Landratsamt folgenden Rat: in Ruhe lassen, sich langsam zurückziehen.
Ende der Schonzeit naht
Höglauer rechnet nicht damit, dass der Marderschreck die Dachse dauerhaft „vergrämt“, wie es in der Fachsprache heißt. „So was wirkt meist nur zwei, drei wochen.“ Wahrscheinlich werde die Dachs-Überpopulation etwas dezimiert werden müssen – mit dem Gewehr. Am 31. Juli endet die Schonzeit für Dachse.