Leben mit Handicap
Hartnäckig dranbleiben: So kämpft dieses Trio gegen Stolperfallen in Wasserburg
Der Wasserburger Behinderten-Beirat hat einen langen Atem. „Dranbleiben“ heißt das Motto von Doreen Bogram, Ingo Hesse und Ethel D. Kafka, die unermüdlich für ein barrierefreies Wasserburg kämpfen. Das haben sie bereits erreicht, hier hakt es noch.
Wasserburg – Sie bilden ein Trio, an dem in Wasserburg in puncto Barrierefreiheit – baulich und in den Köpfen – kein Weg vorbeigeht: Doreen Bogram, Ingo Hesse und Ethel D. Kafka vom Behindertenbeirat. Sie legen die Finger in die Wunden, beachten, dass die Interessen von Menschen, die beeinträchtigt sind, nicht übersehen werden. Und machen, wenn notwendig, Druck. Öffentlich, aufmerksamkeitsstark: Bestes Beispiel der Brandbrief, in dem sie im vergangenen Jahr die fehlende Barrierefreiheit im neuen Großklinikum angeprangert haben.
Der gemeinsame Neubau mit kbo-Inn-Salzach-Klinikum und Romed in Gabersee stand jahrelang im Fokus der Arbeit, berichtete Bogram im Stadtrat, der Applaus für die Arbeit spendete. Zwar hätten die Bauherren vom Bezirk und seinen Kommunalunternehmen sowie vom Romed-Verbund immer wieder Verbesserungen versprochen, doch die Umsetzung der Maßnahmen zog sich, so die Einschätzung von Bogram. Es gab Begehungen, Ortsbesichtigungen, telefonische und schriftliche Beschwerden. Doch dann kam 2023 Bewegung in die Angelegenheit: Die Mängelliste wurde kontinuierlich abgearbeitet, freut sich Bogram. Der versprochene Shuttle-Klinik-Bus ist eingerichtet, eine mobile Höranlage im Eingangsbereich integriert, ein Blindenleitsystem installiert. Die Beschilderung auf dem großen Gelände in Gabersee wurde und wird weiter verbessert. „Das Ergebnis ist nun gut“, so die Sprecherin des Behindertenbeirats. Die Zusammenarbeit mit den Klinikleitungen bezeichnete sie als „konstruktiv“.
Oft langen Atem bewiesen
Einen langen Atem bewiesen die Beiratsmitglieder auch beim Einsatz für eine Rampe unter den Arkaden am Marienplatz. Unermütlich hatten sie und schon ihre Vorgänger auf die problematische Stelle hingewiesen. 2023 gab es endlich eine Lösung.
Ein großer Erfolg war auch der Bau des ersten inklusiven Spielplatzes in Wasserburg. Die Geräte können auch Kinder mit Handicaps nutzen. Mit einer Spielplatzfest soll die Anlage nun noch mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten.
Jährlich prüft der Beirat außerdem mit der Stadtbaumeisterin, die sich laut Bogram sehr um barrierefreies Bauen bemühe, die Erreichbarkeit von Stadtvierteln für Menschen mit Beeinträchtigungen. Heuer stand die Tegernau auf der Agenda. Hier gehe es vor allem um eine Bushaltestelle, die gefährlich sei für Rollstuhlfahrer.
Stellung zu vielen Themen genommen
Der Beirat bringt sich außerdem in kommunalpolitische Themen ein: Er gab nach eigenen Angaben Stellungnahmen ab zum Christkindlmarkt des Wirtschaftsförderungsverbandes, zum Behindertenparkplatz an der Rampe, zu den Bushaltestellen am Marien- und Heisererplatz sowie zum Event „Wasserburg leuchtet“. Die Veranstalter des Lichtspektakels hätten sich sogar von sich aus an den Beirat gewandt, ein Symbol dafür, so Bogram, dass die Arbeit mittlerweile anerkannt sei.
Für dieses Jahr hoffen die Mitglieder nun noch auf eine baldige Nachfolge für das Cafesito am Bürgerbahnhof, schließlich ist es auch der Standort für das Begegnungscafe´und mit barrierefreiem Eingang und Toilette versehen. Gastronomie- und Arztbesuche sowie Einkaufen in Wasserburg, für Menschen mit Beeinträchtigungen: Diesem Thema soll sich ein Flyer widmen, der in Arbeit ist. Der Beirat möchte außerdem in einer speziellen Veranstaltung darstellen, wie es sich anfühlt, in der Stadt mit Handicap zu leben.