Bergwacht auch in heimischen Bergen immer wieder gefordert
Traurige Bilanz: Wieder mehr Tote, mehr Einsätze – und das sind die „Hotspots“
München/Landkreis – Die Bergwacht verzeichnet mehr tödliche Unglücke in den bayerischen Alpen als im Vorjahr. Es bleiben aber weniger als im Rekordjahr 2021, als die Corona-Pandemie für einen Ansturm in den Alpen sorgte. Eine Bilanz für das Jahr 2023:
Die Bergwacht Bayern hat in diesem Jahr während der Sommersaison mehr Tote in den Alpen bergen müssen als im Vorjahr. Zwischen Mai und November starben 72 Menschen in den Bergen, im vergangenen Jahr waren es in dem Zeitraum 61. „Dennoch sind es weniger Bergtote als im Corona-Rekordjahr 2021“, ordnete Roland Ampenberger, Sprecher der Bergwacht, die Zahlen ein. Damals hatte die Bergwacht 85 Tote gezählt. Die Beschränkungen während der Pandemie, als Reise- und Freizeitmöglichkeiten nicht wie sonst möglich waren, hatten damals dazu geführt, dass es in den Bergen einen großen Ansturm von Gästen gab.
Laut dem Sprecher verunglückten 32 der gestorbenen Menschen beim Wandern und Bergsteigen. Konkrete Beispiele lassen sich (leider) reichlich anführen. So stürzte zuletzt Anfang Oktober ein Wanderer am Brünnstein bei Oberaudorf (Landkreis Rosenheim) rund 150 Meter tief in den Tod. Nur wenige Tage zuvor war ein junger Mann (24) aus dem Landkreis Altötting am Osterfelderkopf im Landkreis Garmisch-Partenkirchen tödlich verunglückt. Im September stürzten ein Mann (55) aus Franken an einem Klettersteig am Ettaler Mandl (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) 150 Meter und eine Seniorin (79) bei Kochel am See (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) rund 60 Meter in die Tiefe – beide starben.
Zahlreiche tödliche Unfälle in der Region
Im August waren auch die Berchtesgadener Alpen Schauplatz tödlicher Unfälle: Am 19. August stürzte ein junge Frau an der Blaueisumrahung bei Ramsau (Landkreis Berchtesgadener Land) in die Tiefe und starb. Einen Tag zuvor war eine weitere Frau in der Almbachklamm bei Marktschellenberg (Landkreis Berchtesgadener Land) ebenfalls tödlich verunglückt. Sie fiel an der sogenannten Hammerstilwand rund 200 Meter in die Tiefe. Im Juli starb ein Mann (82) aus dem Kreis Altöttoing bei einem Bergunfall in der Nähe von Ruhpolding (Landkreis Traunstein). Viele dürften sich auch noch an das tragische Schicksal von Quirin Schuster (28) erinnern. Der junge Familienvater aus Mettenheim (Landkreis Mühldorf) starb im Juni bei einem Unfall am Falkenstein bei Inzell (Landkreis Traunstein). Er wurde nur 28 Jahre alt.
Die Liste der Tragödien ließe sich an dieser Stelle leicht fortsetzen. „Neben Abstürzen sind Kreislaufversagen und Herzprobleme die Haupttodesarten in den Bergen“, erklärte Ampenberger. Auch bei den Einsätzen insgesamt verzeichnete die Bergwacht heuer in der Sommerzeit eine Steigerung um sieben Prozent auf 3448 Einsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mehr als ein Drittel der Einsätze spielte sich dabei in den „Hotspots“ Allgäuer Hochalpen, Berchtesgadener Alpen sowie Wettersteingebirge und Karwendel ab.
Spektakuläre Flugrettung für Thomas Huber
In Erinnerung blieb dabei beispielsweise der Einsatz der Bergwacht am Hochfelln (Landkreis Traunstein), die dort einer einheimischen Bergsteigerin (70) im Juli das Leben rettete. Das Glück der Frau war auch, dass bei ihrem Zusammenbruch zufällig ein Arzt in der Nähe war, der sofort die Erstversorgung übernehmen konnte. Auch der Unfall eines der „Huaba Buam“ am Untersberg (Landkreis Berchtesgadener Land) sorgte für Schlagzeilen. Von einer „spektakulären Flugrettung“ war die Rede. Nach seinem Unfall im Oktober sprach Thomas Huber (56) mit BGLand24.de über die Ereignisse.
Der vergangene September war mit 673 Einsätzen übrigens der arbeitsreichste Monat für die Bergretter. Gutes Wetter habe da besonders viele Menschen in die Berge gelockt, sagte der Bergwacht-Sprecher. In rund 54 Prozent der Fälle sei die Bergwacht aufgrund in Not geratener Wanderer und Bergsteiger alarmiert worden. Zu Unfällen mit Mountainbikern rückten die Retter 650 Mal aus, hieß es.
Der Start in die Wintersaison verlief für die Bergwacht ungewöhnlich. Denn auch bei dem Schneechaos Anfang Dezember waren die Retter gefordert. In den Landkreisen Rosenheim und Miesbach rückten sie zu mehreren Einsätzen außerhalb ihres ursprünglichen Einsatzgebiets aus. „Mehrfach waren wir für den Rettungsdienst in der Patientenversorgung im Tal unterwegs. Normalerweise sind wir nicht im ländlichen und urbanen Raum unterwegs“, erläuterte Ampenberger.
mw