Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Mettenheimer stirbt am Falkenstein

Heiraten, Familienvater sein, Firma übernehmen: Bergunfall zerstört Lebenspläne von Quirin (†28)

Quirin Schuster war ein erfahrener Bergsteiger.
+
Quirin Schuster war ein erfahrener Bergsteiger.

Quirin Schuster wurde nur 28 Jahre alt. Der Mettenheimer starb am Sonntagnachmittag am Falkenstein oberhalb von Inzell. Er war zusammen mit seinem Hund und einem Freund zur Besteigung des Berges aufgebrochen. Kurz unterhalb des Gipfels stürzte er ab. Der Familienvater hatte große Pläne.

Inzell/Mettenheim/Waldkraiburg - Es hätte ein Jahr voller neuer Aufgaben und Ereignisse werden sollen. Quirin Schuster plante beruflich und privat die nächsten großen Schritte: Er wollte heiraten, die Leitung des Familienunternehmens übernehmen, die Geburt seines zweiten Kindes miterleben, ein Haus bauen. Seit dem vergangenen Sonntag sind diese Pläne nicht mehr möglich.

Der Mettenheimer stürzte am Sonntag, 25. Juni, am 1146 Meter hohen Falkenstein bei Inzell tödlich ab.

„Er war ein Bergmensch“, sagt seine Lebensgefährtin Marina Bischof, wann immer es seine Zeit zuließ, war er im Gebirge unterwegs. Meist dabei der Mischlingshund Balu, der ihn und seinen Freund auch am Unglückstag begleitete und der den Absturz ebenfalls nicht überlebte. Von klein auf war Quirin Schuster in den Bergen unterwegs, erzählt sein Vater Albin. Bergsteigen, im Sommer Touren mit dem Mountainbike, im Winter mit den Skiern. „Er wusste, was er tat.“

Den Freund nicht wiedergefunden

Am Sonntag trennten sich die beiden Bergsteiger laut Polizeibericht unterhalb des Falkenstein-Gipfels an einer steilen und mit Drahtseil gesicherten Stelle. Während der 28-Jährige mit seinem Hund unten blieb, stieg der Freund hinauf zum Gipfel. Was danach passiert, wird sich wohl nie aufklären. „Das wäre reine Spekulation“, sagt der Einsatzleiter der Bergwacht Inzell. Fest steht: Die beiden verloren Sicht- und Rufkontakt, der Freund alarmierte die Bergwacht, als er den 28-Jährigen beim Abstieg nicht mehr antraf.

Die beiden Männer waren vom Inzeller Eisstadion Richtung Zwing aufgebrochen und über einen Steig an der Südwand des Falkensteins bis kurz unter den Gipfel gestiegen. „Der Steig ist über weite Strecken anspruchsvoll“, berichtet der Bergwachtler, er führt oft ausgesetzt durch Absturzgelände. „Der Weg ist nicht beschildert oder gepflegt“, sagt er, ein alter Jägersteig nur.

Erfahrener und starker Bergsteiger

Für Quirin Schuster bergsteigerisch kein Problem. Denn er kannte sich in schwierigem Gelände gut aus, in seinem Tourenbuch steht unter anderem eine Watzmannüberschreitung in sehr kurzer Zeit, eine lange und sehr anspruchsvolle Tour. „Er war schnell und sehr stark“, beschreibt ihn sein Vater, bergerfahren, gut trainiert.

Warum trotzdem der Bergunfall? Der Bergwachteinsatzleiter spricht von dem Risiko, das beim Bergsteigen immer bleibt. „Das kann der Bergsteiger nie ganz ausschließen, weil es nichts mit seinem Verhalten zu tun hat.“ Da bricht ein Griff aus, ein Tritt hält nicht, plötzlich kommt Steinschlag. Und dann kommt jede Hilfe zu spät.

Ein schwieriger Einsatz für die Bergwacht

Die Bergwacht Inzell spricht von einem gefährlichen Einsatz. „Das Gelände ist senkrecht und oberhalb sehr brüchig“, sagt der Einsatzleiter, es herrschte Steinschlaggefahr. Unterhalb des Gipfels hatte ein Sturm zahlreiche Bäume umgeworfen, der Bereich war nur schwer zugänglich. Deshalb dauerte der Einsatz der 15 Retter bis in die Abendstunden

Der Falkenstein bei Inzell. An ihm verunglückte Quirin Schuster tödlich.

Gegen 14 Uhr rief die Leitstelle sie zu einer Suchaktion an den Falkenstein. Der Begleiter des 28-Jährigen hatte einen Notruf abgesetzt. „Er hatte keinen Kontakt mehr zu seinem Freund, konnte ihn nicht sehen oder hören. Und auch nicht mit dem Telefon erreichen“, erzählt der Einsatzleiter. Die Suchaktion begann.

Mit Hubschrauber geborgen

Zunächst mit dem Hubschrauber Christoph 14, später mit einem Polizeihubschrauber suchten die Retter den Berg ab. „Es ist die Frage, ob wir ihn zu Fuß hätten finden können“, sagt der Inzeller Bergretter. „Es ist schwieriges Gelände durch den Windwurf.“ Die Hubschrauberbesatzung schließlich entdeckte den Bergsteiger und seinen Hund, sie bargen beide mit der Seilwinde. Da war es bereits 19 Uhr abends.

Den Bergwachtlern ist der Falkenstein wegen seiner schmalen, ausgesetzten und absturzgefährdeten Wege als Einsatzort bekannt. „Es ist nicht der erste Unfall dort“, sagt der Einsatzleiter. „Es gab vier oder fünf Abstürze in den letzten Jahren.“

Kollegen würdigen ihn als Vorbild

Die Trauer um Quirin Schuster ist groß. Seine Mutter Hannelore nannte ihn „den liebenswertesten Kerl, den es gibt“. Er habe ihr als Mutter nie Probleme bereitet, habe viel Wert auf Höflichkeit und Freundlichkeit gelegt. „Er war ein gutes Kind.“

Die Kinder seiner Schwester Franziska Sax verlieren einen guten Freund. „Er war ein Superpatenonkel und reißt eine riesige Lücke für beide Kinder“, sagte sie.

Die Liebe zu seiner Familie, seiner Lebensgefährtin und der knapp zweijährigen Tochter, die Begeisterung in den Bergen, seine Leidenschaft für Autos, vor allem für einen alten 911er Porsche und einen Oldtimer Audi 60, das alles prägte sein Leben.

Groß geworden ist Quirin Schuster in Ampfing, er hat die Wirtschaftsschule in Mühldorf besucht, später eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. 2020 ist er in den Waldkraiburger Familienbetrieb eingestiegen. Heuer hätte er die Geschäftsführung zusammen mit seinem Cousin übernehmen sollen. Mit Fassungslosigkeit reagierten seine Kollegen. Sie würdigen in einem Nachruf seine Arbeit zum Wohl des Betriebes. Er sei ihnen Vorbild gewesen, schrieben sie.

Kommentare