„Riesiger Block PDFs“
„Schikane für Mitarbeiter, die sich anstrengen“: Gen Z-Unternehmer rechnet mit Firmen ab
Alex Giesecke ist Teil der Generation Z. Er hilft deutschen Unternehmen in Sachen digitale Ausbildung und hat dabei einiges über deutsche „Boomer-Chefs“ gelernt.
Wenn die Gen Z zu Führungskräften wird, unterscheide sie gar nicht so viel von anderen Generationen, sagt eine Personalexpertin. „Verantwortung tragen verändert“ und sei „generationsunabhängig“. Alex Giesecke (Jahrgang 1995) würde da wohl zustimmen. Es sei denn, es geht um das Thema Ausbildung. „Manchmal kommt es schon zu Reibungen“, sagt der Gen-Z-Unternehmer BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Etwa dann, wenn ältere Führungspersonen daran festhielten, den Ausbildungsinhalt als „einen riesigen Block PDFs auszudrucken“.
„Bei so etwas denke ich mir: Das kann doch nicht wahr sein. Die jungen Leute aus der Gen Z sind Instagram und TikTok gewöhnt und im Job müssen sie arbeiten wie vor 100 Jahren.“ Giesecke will das ändern. 2015 hat er gemeinsam mit Nicolai Schork (1994) Simpleclub gegründet. Was als YouTube-Kanal für Abi-Lern-Videos begann, ist heute ein B2B-Unternehmen, das mit einem „Gen Z-Ansatz die Ausbildung in deutschen Großkonzernen transformieren“ will. „Das klingt erstmal wie ein Konflikt – ist aber genau das, was die Unternehmen brauchen.“
Gen Z für Ausbildung gewinnen: Was für Unternehmen die „größte Challenge“ ist
„Viele Großkonzerne wie Bosch haben ein unglaubliches Problem, gut ausgebildete Nachwuchskräfte zu bekommen“, sagt Giesecke. Zum einen, weil es zu wenige Fachkräfte gebe, zum anderen, weil in den Berufsschulen Personalmangel herrsche und ständig Unterricht ausfalle. Außerdem gingen aufgrund des demografischen Wandels aktuell viele Ausbilder in Rente. Deswegen kann sich die Gen Z auch ihre Arbeitseinstellung leisten.
„Wir haben ein Dreieck aus Fachkräftemangel, Lehrkräftemangel und demografischem Wandel. Das ist ein riesiges Problem“, sagt der Unternehmer BuzzFeed News Deutschland. Unternehmen bräuchten Tools, um junge selbst Leute auszubilden. Dafür stelle Simpleclub eine App zur Verfügung. Doch die „größte Challenge“ sei, den Unternehmen klarzumachen, dass Azubi-Recruiting-Kampagnen (auf Facebook) ihr Problem nicht lösen.
„Wir alle kennen die riesigen Plakate, auf denen Unternehmen ihre Ausbildung als die beste anpreisen. Die bringen nichts. Nicht nur die Hülle muss schön sein, sondern auch der Inhalt“, sagt Giesecke. Damit Gen Z-Azubis nicht „Quiet Vacationing“ oder laute Forderungen nach Work-Life-Balance stellen, müsse die Ausbildung Spaß machen und modern sein. „Wenn Azubis sich wertgeschätzt fühlen, dann erzählen sie das weiter. Positive Mundpropaganda ist auf dem Ausbildungsmarkt das Allerwichtigste.“
Gen-Z-Unternehmer über „gefährliche Firmenkultur“ bei „altmodischen“ Unternehmen
Was hat er aus der Arbeit mit Großkonzernen wie Bosch, Merck oder der Deutschen Bahn gelernt? „Früher dachte ich immer, alle Boomer-Chefs sind gleich, aber das stimmt nicht“, sagt Giesecke. Es gebe auch moderne Unternehmer, die der nachfolgenden Generation das Unternehmen überließen. „Die meisten verstehen, dass sie sich verändern müssen und ihre Ziele nicht erreichen, wenn sie auf dem beharren, was sie die vergangenen 40 Jahre gemacht haben.“
Doch es gebe auch Unternehmen mit einer „gefährlichen Firmenkultur, die sich tendenziell gegen alles Fortschrittliche“ und jegliche Arbeits-Ansprüche der Gen Z richten würden. Oft Firmen, die sich um eine „sehr altmodische, zentralisierte Führungsposition herum aufgestellt“ hätten. Die seien es auch, die pauschal alle Mitarbeiter ins Büro holen, weil sie im Home-Office nicht effizient genug seien. Giesecke versteht das nicht.
„Dann haben sie die falschen Leute eingestellt. Zu sagen, Office wäre effizient und Home-Office nicht – das ist Bullshit“, rechnet er mit diesen Firmen ab. „Back-to-Office ist Schikane für die Mitarbeiter, die sich anstrengen. Da muss man sich nicht wundern, wenn die gehen“, sagt Giesecke BuzzFeed News Deutschland. Er ist sich sicher: „Unternehmen, die so altmodisch denken, dürften in der aktuellen Wirtschaftslage Probleme bekommen.“
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