Mit Laptop am Pool
Mit „Quiet Vacationing“ riskiert die Generation Z ihren Job
Heimlich während des Urlaubs arbeiten oder nur entspannen: Was auf TikTok als tolle Idee erscheint, kann rechtliche Auswirkungen im Arbeitsbereich haben.
Eine Urlauberin entspannt sich in der Sonne am Strand. Neben der Sonnencreme liegt ihr Laptop. Hin und wieder bewegt sie die Maus. Ihr Status im Arbeits-Chat: „Online“. Sie tut so, als würde sie arbeiten, obwohl sie eigentlich Urlaub macht. Dieser Trend heißt „Quiet Vacationing“ und verbreitet sich auf Social Media. Doch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer begeben sich dabei in Gefahr.
Jeder zehnte Deutsche findet am Strand arbeiten okay
Der Begriff „Quiet Vacationing“ (auf Deutsch: „heimlicher Urlaub“) bezieht sich auf das bekannte Phänomen „Quiet Quitting“. Hier geht es darum, nur das Nötigste zu arbeiten und zum Beispiel keine Überstunden zu machen. Bei der Urlaubs-Version verhalten sich Angestellte noch radikaler, um ihre Chefs zu täuschen.
„Um 17:12 Uhr eine E-Mail senden, damit es so aussieht, als habe man den ganzen Tag gearbeitet“, schreibt ein User namens @the_realest_recruiter in einem TikTok-Video. Ein anderer Tipp ist, seine Arbeitskollegin zu bitten, Aufgaben während der Fake-Freizeit zu übernehmen.
@the_realest_recruiter How to take a quiet vacation #corporatelife #corporate#onthisday ♬ original sound - TheRealestRecruiter
Viele dieser TikTok-Videos stammen aus den USA. „Quiet Vacationing“ gibt es aber auch in Deutschland. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ist jeder zehnte Deutsche der Meinung: Solange die Arbeit nicht leidet, kann man auch mal (heimlich) vom Strand aus arbeiten. Nur fünf Prozent haben „Quiet Vacationing“ allerdings wirklich ausprobiert.
„Kein Kavaliersdelikt“: Mit „Quiet Vacationing“ kann man sich strafbar machen
Die Juristin Mareike Curtze, die auf Arbeitsrecht spezialisiert ist, hält den Trend für keine gute Idee. „Quiet Vacationinig, also Arbeit vortäuschen, ist in aller Regel Arbeitszeitbetrug – und das ist kein Kavaliersdelikt, bei dem man sagen könnte ‚kann man ja mal machen’“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verstoßen ihr zufolge so nicht nur gegen die Pflichten aus ihrem Arbeitsvertrag, sondern machen sich des Betrugs strafbar.
„Wenn es um einen geringfügigen Arbeitszeitbetrug geht, man zum Beispiel zwischendurch privat im Internet surft, statt zu arbeiten, kann es eine Abmahnung geben. Wenn es aber gravierendere Auswirkungen für den Arbeitgeber hat, kann auch eine fristlose Kündigung folgen“, sagt die Juristin.
Gravierende Auswirkungen treten beim Arbeitgeber zum Beispiel ein, wenn Angestellte die verpasste Arbeitszeit nicht nacharbeiten. Im schlimmsten Fall macht er dadurch weniger Umsatz.
Juristin warnt davor, ohne Absprache im Urlaub zu arbeiten
Bei einer weniger harten Form des „Quiet Vacationings“ arbeiten Angestellte ihre Aufgaben ab. Sie wechseln lediglich den Arbeitsort und arbeiten aus dem Ausland. Statt am Schreibtisch in Berlin sitzen sie beispielsweise mit dem Laptop am Pool in Italien. Und das, obwohl sie keine Erlaubnis des Arbeitgebers dafür haben.
Curtze, die sich auf Instagram @die.arbeitsrechtlerin nennt, warnt: „Wird die Arbeit unerlaubt außerhalb Deutschlands erbracht, kann der Arbeitgeber sozialversicherungsrechtliche und steuerrechtliche Probleme bekommen. Auch deshalb kann es ein Kündigungsgrund sein, wenn ein Arbeitnehmer ohne Absprache vom Urlaubsziel aus dem Ausland arbeitet.“
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschand.
Gen Z glaubt, dass „Quiet Vacationing“ bei ihrer Arbeit möglich wäre
Vor allem ältere Erwerbstätigen befürchten laut der YouGov-Studie, dass es auffallen würde, wenn sie während ihrer Arbeitszeit nicht anwesend wären. 32 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und 34 Prozent der Über-55-Jährigen geben an, dass eine „Quiet Vacation“ bei ihrer Arbeit nicht möglich sei.
Bei den 18-24-Jährigen sorgen sich nur sieben Prozent. Ein Grund könnte sein, dass die Generation Z in „Quiet Vacationing“ ein Statement für mehr Work-Life-Balance sieht. Die Juristin rät davon ab: „Wer seinen Job nicht riskieren will, sollte auf keinen Fall einfach den Laptop einpacken und heimlich während der Arbeitszeit Urlaub machen.“
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