Probleme für weibliche Azubis
Selbst schuld am Fachkräftemangel? „Wenn Handwerker so drauf sind, habe ich keinen Bock drauf“
Im Handwerk fehlen immer noch tausende Auszubildende. Auf TikTok erklären zwei Handwerker, was einige ihrer Kollegen falsch machen.
„Wir sind selbst schuld“, sind sich die beiden Handwerker Ben Berger (@benberg.er) und Benni Schwarz (@handwerker.brueder) mit Blick auf den Auszubildenden-Mangel in ihrer Branche einig. In Videos auf der Plattform TikTok machen sie unter anderem das diskriminierende Verhalten einiger ihrer Kollegen für die unbesetzten Azubi-Stellen verantwortlich.
Laut des Berufsbildungsberichts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erholt sich der Ausbildungsmarkt zwar wieder. 2023 haben demnach drei Prozent mehr Menschen eine Ausbildung begonnen, als noch im Jahr zuvor. Dennoch: Das Angebot der Betriebe und die Nachfrage der Jugendlichen stimmt häufig nicht überein. Mehr als 73.000 Azubi-Stellen konnten 2023 nicht besetzt werden. „Allein im Handwerk waren es im vergangenen Jahr rund 20.500 offene Stellen“, erklärt der Vorsitzende des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) Jörg Dittrich.
Schwarz sieht auch die Politik in der Verantwortung: „Das Handwerk muss gestärkt werden.“ In der Schule sollte es nicht nur ums Studieren gehen, erklärt er BuzzFeed News Deutschland, von IPPEN.MEDIA. Für die Zukunft braucht die Branche junge Menschen. Doch wie blicken die auf das Handwerk?
@benberg.er Deine Meinung dazu?!💬 Ja, das Handwerk hat ein Image Problem . Auch ich sehe das fehlende Ansehen, unsere Branche gegenüber, aber ein ganz großer Teil davon ist hausgemacht. Wenn wir wollen, dass das Handwerk wieder eine attraktive Zukunftsoption für junge Menschen ist, dann muss ich das handwerk auch offen und willkommend nach außen hin zeigen! #handwerk ♬ Originalton - Ben Berger
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Handwerker berichten: Frauen bekommen „nur Absagen“
Die beiden Handwerker kritisieren die Einstellung einiger Kollegen. Meister und Gesellen würden sich beschweren, dass „nur noch so wenige überhaupt Bock haben, ins Handwerk zu gehen“. Doch Berger weiß, dass das nicht stimmt: „Ich kriege Nachrichten von jungen Frauen, die einen Ausbildungsplatz suchen und nur Absagen kassieren, weil einfach viele Betriebe keine Frauen ausbilden wollen.“ Eine Ausrede, die häufig komme: Es gebe keine Frauenklos.
„Mich wollte der Tischler mit einem 2,0 Abi nicht, weil ich eine Frau bin und das nur ‚Drama‘ in den Betrieb bringt“, erzählt eine Userin in den Kommentaren unter Schwarz‘ Video. Sie ist nicht allein mit ihrer Erfahrung: „Wollte vor 20 Jahren KfZ-Mechatronikerin werden. ‚Keine Frauenklos‘ damals schon Standard. Habe jetzt zwei Studienabschlüsse und schraube nur am eigenen Auto. Wer nicht will, der hat schon“, schreibt eine andere Frau.
@handwerker.brueder Im Handwerk, mehr Toleranz und Offenheit für jeden 🫱🏼🫲🏿 #handwerk #handwerker #handwerkeri #ausbildung #toleranz #toleranzfüralle #vorurteile #offenheit #gemeinsam #handwerkermangel #fachkräftemangel #fachkräftemangelhandwerk #zukunft ♬ Originalton - Ben Berger
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Azubi-Mangel: „Wenn Handwerker so drauf sind, habe ich da keinen Bock drauf“
„Viele ältere Männer im Handwerk haben generell ein Problem mit jungen Leuten. Da wird man als junger Mensch wie Dreck behandelt. Man weiß und kann ja eh nichts“, kommentiert eine Userin.
Einige aus der Branche teilen ihre Intoleranz offen: Unter mehreren Videos habe er Gewaltandrohungen und Beleidigungen von Handwerkern erhalten, weil er zum Beispiel „Handwerkende statt Handwerker“ gesagt habe, erzählt Berger. Ähnliche Erfahrungen habe er auch gemacht, als er sich gegen Homophobie, Rassismus und Frauenfeindlichkeit ausgesprochen hat, berichtet der junge Mann.
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.
„Stell dir vor, du hast eine 16-, 17-jährige Dame, die unglaublich Bock hat, ins Handwerk zu gehen und sieht dann solche Kommentare. Klar denkt die sich, ‚wenn Handwerker so drauf sind, habe ich da keinen Bock drauf‘“, sagt Berger. „Ich weiß aber, dass der absolut größte Teil der Menschen im Handwerk einfach geile Leute sind.“ Auch da sind sich die beiden Handwerker einig.
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