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Erlbach – Der SV Erlbach träumt von der Regionalliga Bayern, doch der Weg dorthin gleicht einem Hürdenlauf. Sportchef Ralf Peiß gibt exklusive Einblicke in die Herausforderungen, die auf den kleinen Verein aus der 1.100-Einwohner-Gemeinde zukommen. Im Interview spricht er über Auflagen, Sponsorenstrategien und die Frage, ob der Traum vom Aufstieg finanziell überhaupt machbar ist – oder ob die Realität diesen Traum schon bald beenden könnte.
von Rudi Mayer
Ralf, der SV Erlbach bereitet sich vor, soweit es der sportliche Erfolg zulässt, für die Saison 2025/26 in die Regionalliga Bayern aufzusteigen. Wie ist sowas finanziell überhaupt möglich, wenn man einmal zugrunde legt, dass die Gemeinde Erlbach gerade mal 1.100 Einwohner aufweisen kann?
Das ist so nicht ganz richtig! Letzte Woche war schon ein Bericht in den Medien, der so nicht zutrifft, denn wir haben vom BFV klare Vorgaben zu erfüllen, bevor wir überhaupt an den Aufstieg denken dürfen. Wir sind ständig am Erweitern des Stadions, das machen wir kontinuierlich und völlig unabhängig jetzt schon seit sieben bis acht Jahren so, aber um die Auflagen beim BFV zu erfüllen, reicht das bei weitem noch nicht aus. Wir haben letztes Jahr schon als Bayernliga-Meister (!) aus finanziellen Gründen zurückgezogen, sollten wir es nach Ablauf dieser Saison wieder schaffen nach oben zu schauen, dann wäre auch dieses Mal der mögliche Aufstieg in die höchste deutsche Amateurklasse mit einem Fragezeichen behaftet.
Erlbach: Regionalliga-Traum vor dem Aus? Sportchef Peiß im Interview
Fehlen dem SV Erlbach für den Aufstieg in die Regionalliga Bayern die dazu notwendigen Großsponsoren?
Wir vom SV Erlbach denken da ein wenig anders! Die Vergangenheit hat es doch zu Hauf an den Tag gebracht, wennst einen Großsponsor hast, der dir dann 6-, oder gar 7-stellige Summen zur Verfügung stellt und dann, wenn es nicht läuft, das Weite sucht, dann kann das einen ganzen Verein in den Abgrund reißen. Dafür gibt es weiß Gott genügend Beispiele, ohne dabei jetzt im einzelnen Namen nennen zu müssen. UND DAS WOLLEN WIR NICHT! Wir möchten einen seriösen Klein- bis Mittelsponsoren-Haushalt führen, der sich breit aufgestellt von unteren zweistelligen bis manchmal auch mittlere vierstellige Beträge in Grenzen hält.
Daran angeknüpft wäre meine nächste Frage gewesen, habt Ihr denn keine Bedenken oder gar Ängste, dass bei der heutigen „Berliner Katastrophenpolitik“ der ein oder andere Sponsor aus wirtschaftlichen Gründen abspringen und damit das „Unternehmen Regionalliga“ gefährden könnte?
Darum erwähnte ich ja vorhin schon unsere etwas andere Haushaltspolitik. Damit man über sowas nicht abstürzt, ist es unserer Meinung nach immens wichtig, über viele Klein- bis Mittelsponsoren zu verfügen, die, wenn wirklich einmal einer ausfallen sollte, durchaus von den anderen „aufgefangen“ werden könnte. Deshalb ist es für den SV Erlbach mehr als wichtig, dass man sponsorenmäßig, was die Anzahl betrifft, so breit als nur irgendwie möglich aufgestellt ist.
SV Erlbach: Sportchef Ralf Peiß im exklusiven Interview mit beinschuss.de
Ralf, der BFV schreibt für die Regionalliga bei sogenannten „Risikospielen“ zwingend einen gewerblichen Ordnungsdienst von 20 bis 25 Ordnern vor, denn nur denen ist es erlaubt Personenkontrollen durchzuführen. Findet Ihr den Begriff Risikospiel in der Regionalliga nicht etwas befremdlich oder gar übertrieben und was sagt der SV Erlbach zu der zusätzlichen Kostenbewältigung für solche gewerblichen Ordnungsdienste, die ja in die Tausende von Euro gehen würden?
Die grundsätzliche Bewertung eines Risikospiels hat was mit unserem Nachbar Wacker Burghausen zu tun. Das rührt noch aus Zeiten, als Wacker in der 2. Bundesliga spielte, die haben ein ganz anderes „Verständnis“ um mit ihren Fan-Gruppen ihre eigene Mannschaft zu unterstützen. Das muss man dann durchaus als Risikospiele bezeichnen. Und was die Kostenfrage betrifft, so sind eben die sicherheitsrelevanten Vorgaben der Polizei und des BFV, da kommt man nicht drumherum, wenn man in der Regionalliga spielen möchte. Und genau deshalb ist eine punktgenaue Kalkulation für eine seriöse Teilnahme am Ligaprozess so immens wichtig, ja ich geh’ sogar noch einen Schritt weiter, es ist immens überlebenswichtig! Natürlich gäbe es da vielleicht noch die Möglichkeit, dass man solche Risikospiele in Burghausen stattfinden lässt, aber dann gibt man halt sein Heimspiel her und es steht im Raum, wer von den Einheimischen fährt dann nach Burghausen – das ist alles so ein zweischneidiges Schwert!
Welche zusätzlichen Auflagen im Vergleich Bayernliga Süd zur Regionalliga Bayern kämen denn seitens des BFV auf den SV Erlbach zu?
Grundsätzlich ist da einmal die Zuschauerzahl zu nennen, die wir auf insgesamt 2500 Einheiten erhöhen müssten – das wäre über das Doppelte, genauer gesagt, das zwei- bis dreifache was wir an Einwohnern hätten! Zum anderen verschiedene Zuschauerschutzzäune, sowie einen geschützten Zugang für die Spieler von der Kabine bis zum Spielfeld, damit eventuelle Belästigungen ausgeschlossen werden könnten. Zusätzlich müssten noch Rettungsgänge und Rettungswege für das Sanitätspersonal und derer Sanitätsfahrzeugen geschaffen werden. Dann braucht man für den „Gästekäfig“ noch einen zusätzlichen Rettungsweg, der gesondert angefahren werden kann. Ein weiteres Thema ist die Flutlichtanlage, wo im Moment von einem Bedarf von 400 Lux ausgegangen wird, ob das so bestehen bleibt, wissen wir zu 100% noch nicht ganz, aber wir müssen derzeit davon ausgehen und da ist nun halt mal Tatsache, dass wir unsere vorhandene Anlage für den abendlichen Spielbetrieb aufrüsten müssten – Regionalliga ist für kleine Vereine, wie wir es nun mal sind, ein einziger Hürdenlauf!
Erlbach: Von der Bayernliga Süd in die Regionalliga Bayern
Für Euch in der Bayernliga sind die weitesten Entfernungen mit Sonthofen und Memmingen zu nennen. In einer Regionalliga sähe das gewaltig anders aus, mit Spielen in Aschaffenburg, Schweinfurt und Bamberg! Habt Ihr für diese Strecken schon ein Beförderungskonzept erarbeitet?
Nein, das haben wir noch nicht! Zurzeit bedienen wir uns mit Kleinbussen im „Nahbereich“ und einem Großbus für die Fernstrecken wie Sonthofen oder Memmingen. Wie das Konzept aussehen könnte, sollten wir eines Tages in der Regionalliga spielen, das steht noch in den Sternen, darüber haben wir uns noch keine verbindlichen Gedanken gemacht!
Habt Ihr mit Euren Spielern eine „Aufstiegsprämie“ zur Regionalliga ausgehandelt oder zugesichert?
Dazu ein ganz klares Nein! Jeder hier in unserem Verein weiß um unseren täglichen Kampf das finanzielle „Gleichgewicht“ zu halten, da ziehen alle an einem Strang im Sinne unseres SV Erlbach, auf den alle wahnsinnig stolz sind – und sowas ist mehr wert, als alles Geld!
Ich kann da, und das ist meine ganz persönliche Meinung, dem Kollegen Frank Schmöller zu 100 Prozent nur recht geben! Ich weiß nicht, ob sich die Leute vom BFV überhaupt mal hinterfragen, ob das ganze Aufstiegssystem noch zeitgemäß ist, wenn wie letzte Saison geschehen die ersten drei Mannschaften der Bayernliga, der SV Erlbach, der SV Heimstetten und der TSV Landsberg, dankend abgelehnt haben und der TSV Schwaben Augsburg sich als „Vierter“ im Bunde der Sache Aufstieg angenommen hat. Frank Schmöller meinte ja, dass du damit „den kompletten Leistungsgedanken über Bord gehauen hast“.
„Last but not least“ vom Autor: Wir haben selten einen so toll aufgestellten Verein erleben und kennenlernen dürfen, einzig der SV Kirchanschöring sei da noch genannt, der in allen Belangen in der gleichen Liga spielt! Was uns als neutrale Beobachter und Berichterstatter ganz besonders positiv aufgefallen ist, ist die Herzlichkeit, Vernunft und Seriösität, mit der der SV Erlbach zu glänzen weiß. Hut ab vor diesem Verein! (rm)