„Was ihr abreißt, ist schon aller Ehren wert“
Erlbach gegen 1860 München: Klose-Nachwuchs sorgt für Nostalgie bei Bayernliga-Kracher
Beim Bayernliga Süd-Duell zwischen dem SV Erlbach und dem TSV 1860 München II erleben über 900 Zuschauer nicht nur packenden Fußball, sondern auch einen besonderen Moment: Der Nachwuchs von Miroslav Klose bringt Erinnerungen an die glorreichen Zeiten des Weltmeister-Stürmers zurück.
von Rudi Mayer
Erlbach – Am Samstagnachmittag (23. November) um 15 Uhr stand im Rahmen des 22. Spieltages der Fußball-Bayernliga Süd die Begegnung SV Erlbach gegen den TSV 1860 München II in der heimischen Holzbau Grübl Arena an. Die über 900 (!) angereisten Zuschauer erlebten bei trockenen, aber kühlen Wetterbedingungen – das nach dem Schnee in Bayern, welcher für einige Spielabsagen sorgte, nicht selbstverständlich ist – ein Bayernliga-Spiel der besonderen Art, gastierte doch der amtierende Tabellenführer aus der Landeshauptstadt bei den „Holzländlern“ in Erlbach. Die Tabellenkonstellation verriet jedem anwesenden Fan die Brisanz der aktuellen Lage, verweilte doch der SV Erlbach nur drei Punkte hinter dem Klassenprimus bei einem Spiel weniger.
Entsprechend aufregend ging es von der ersten Spielminute an zur Sache! Der TSV 1860 München II brillierte mit seiner sehenswerten Ballbehandlungstechnik und den bis auf letzte Detail einstudierten, überfallartigen Konterangriffen auf das Gehäuse von Richard Gergye, während sich die in ganz in rot gekleideten Erlbacher, sieht man von einzelnen Gegenangriffen einmal ab, die ersten 45 Minuten hauptsächlich auf das beschränken mussten, was sie auszeichnet: Die beste Abwehr der Bayernliga Süd! Und wie meinte doch ein etwas älterer Fan vom SV: „Sog a moa, der Achtzehner, des ist doch dem Klose (Anm.d.Red. Noah) sa jüngster, do schau hi, der latscht a wie sei oider!“ Mit einem leistungsgerechten 0:0 pfiff Schiedsrichter Jonas Kohn zum wohlverdienten Pausentee.
Erlbach gegen 1860 München: Klose-Nachwuchs sorgt für Nostalgie
Zum Anpfiff der 2. Halbzeit änderten sich die Vorzeichen, als die „Sechziger“ in der 57. Spielminute völlig überraschend bedingt durch ein inkonsequentes Abwehrverhalten durch Pedro Muteba mit 1:0 in Führung gingen. Niedergeschlagenheit beim SV Erlbach? Von wegen – jetzt wurden die Jungs um Trainer Lukas Lechner erst richtig wach! Alles, was auf dem Spielfeld in Rot rumlief, munterte sich auf, schlug sich auf die Brust und rüstete sich damit gegen die drohende Niederlage.
SV Erlbach gegen TSV 1860 München II
Zusätzlich verschärfte Coach Lechner durch die Hereinnahme von Erich Kirchgessner, Thomas König und Sebastian Hager mit frischen und entscheidend agierenden Kräften das Angriffsvolumen der „Holzländler“ in einem solch hohen Maße, dass selbst den abgekochten Landeshauptstädter teilweise das Hören und Sehen verging. Denn von nun an rollte eine rote Welle nach der anderen auf den Kasten von Gästetorhüter Erion Avdija zu. Erlbach war erwacht!
Erlbach: 1860 München-Coach schwärmt von Bayernliga-Klub
„Was ihr hier abreißt, das ist schon aller Ehren wert! Wir wussten, was uns heute erwartet, nicht umsonst stellt der SV Erlbach die stärkste Abwehr der Liga. Wir waren heute der sogenannte nette Gast, denn der Ausgleich zum 1:1 empfinde ich als Gastgeschenk, ich hätte mir da schon ein wenig mehr Gegenwehr gewünscht. Alles in allem aber sind wir mit diesem leistungsgerechten Unentschieden zufrieden“, so das Statement von Münchens Cheftrainer Felix Hirschnagel.
So kam schließlich, was kommen musste, als der kurz zuvor eingewechselte Sebastian Hager einen brutalen Abwehrfehler der Münchner ausnutzte und zum alles entscheidenden 1:1 Ausgleichstreffer in der 80. Spielminute einschieben konnte. Welch ein Jubel mit künstlichen Nebel und Schiffssirenen ein kleines Dorf von gerade mal 1.100 Einwohnern auf die Beine stellen kann, das muss man einmal erlebt haben – das ist der pure Wahnsinn, das ist der bayrische Landfußball in seiner höchsten Qualität!
„Kompliment ans ganze Team. Wir standen heute vor der schwierigen Aufgabe, wer beginnt, wer bleibt draußen auf der Bank. Gott sei Dank konnten wir durch den Dreierwechsel in das Spiel nochmal frischen Wind reinbringen, was uns letztendlich den verdienten Ausgleichstreffer bescherte. Ich bin unheimlich stolz auf meine Jungs, wie sie sich gegenseitig Mut machten und damit die drohende Niederlage noch abwenden konnten“, so das abschließende Statement von Erlbachs Chefcoach Lukas Lechner. (rm)