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is24-Chefreporter-Essay

Es läuft doch vieles gut - Warum Dankbarkeit nicht schadet

Wie eine Reifenpanne zu mehr Dankbarkeit führte.
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Wie eine Reifenpanne zu mehr Dankbarkeit führte.

Viele jammern über die Steuern, die Krankenkassen und den öffentlichen Nahverkehr. Die einen beschweren sich über die Lehrer, die zu viel verdienen und zu wenig arbeiten, die anderen über die eigenen Arbeitszeiten und Lohnnebenkosten. Doch es gibt auch viele Dinge, für die wir dankbar sein können.

Deutschland - Ich fahre mit meiner Familie über Land. Es ist finstere Nacht, draußen regnet es in Strömen. Plötzlich zeigt mein Wagen an, dass ich zu wenig Luft im Reifen habe. Ich fahre rechts ran und sehe dann, dass der Vorderreifen platt ist. Als Reporter bin ich nicht gerade handwerklich begabt. Dennoch packe ich mein Pannenset aus und versuche, den Reifen aufzupumpen. Doch leider fliegt nach wenigen Sekunden die Sicherung der 12-Volt-Steckdose. Tja, nun bin ich mit meinem Auto-Latein am Ende.

Ärgerlich? Sehr. Nachdem ich nämlich mehrfach vom Kofferraum zum Reifen und zurück gelaufen bin, bin ich völlig durchnässt und friere. Der Wagen fährt dennoch nicht. Meine Tochter schläft derweil auf der Rückbank. Ich krame also im Handschuhfach, finde eine Pannennummer und rufe an. Ein freundlicher Herr organisiert eine Werkstatt, die helfen soll. Zwei Stunden später hat der Pannendienst ein Notrad gebracht und wir können nach Hause fahren.

Als Familie spüren wir Dankbarkeit. Für eine Gesellschaft, die oft sehr gut funktioniert.

Andreas Reichelt

Was bleibt vom Abend übrig? Ärger über den geplatzten Reifen und den nicht funktionierenden Zigarettenanzünder? Eine genervte Gemütsverfassung, weil der Pannendienst so lang gebraucht hat, um ein Notrad zu bringen? Tatsächlich nichts davon. Als Familie spüren wir Dankbarkeit. Für eine Gesellschaft, die oft sehr gut funktioniert.

Denn obwohl wir auf dem Land eine Panne hatten, konnten wir telefonieren. Wir erreichten einen Pannendienst. Und obwohl der Mechaniker vielleicht Familie hat, fuhr er dennoch spätabends los, um uns zu helfen. Ja, es gibt bei uns so einiges, das richtig gut funktioniert.

Während wir auf den Auto-Profi warten, fallen uns viele Dinge ein, für die wir dankbar sein können. Zum Beispiel haben wir die Möglichkeit, mit unserer Krankenversicherungskarte zum Arzt oder in eine Klinik zu gehen, um behandelt zu werden. Wir müssen nicht erst 1000 Euro auf den Tresen legen, damit der Arzt kommt. Wenn wir uns in einer Notlage befinden, können wir Hilfe holen. Im Falle eines Falles eilen ehrenamtliche Feuerwehrmänner, Rettungssanitäter oder Polizeibeamte herbei, die uns helfen. Ja, die öffentliche Ordnung funktioniert in großen Teilen sehr gut.

Unsere Kinder erhalten Schulbildung. Pisa-Studie hin oder her, sie lernen lesen, schreiben, rechnen, und zu meinem Leidwesen als väterlicher Hausaufgabenhelfer mixen sie mittlerweile auch Buchstaben in die Mathematik. Sie haben Schulbücher, die ich nicht erst kaufen muss. Und fahren mit einem Bus zur Schule, für den ich nicht direkt zahlen brauche. Wir nehmen das für selbstverständlich, doch das ist es nicht. Zumindest nicht überall auf der Welt. Sinngemäß soll Alexander von Humboldt gesagt haben, dass diejenigen Menschen die gefährlichsten Weltanschauungen haben sollen, die die Welt nie angeschaut haben. Und auch wenn er es nicht gesagt hat, stimme ich eben dem unbekannten Urheber zu.

Als Familie beschließen wir jedenfalls, wieder mehr Dankbarkeit zu fühlen. Ja, wir wollen wieder mehr darauf achten, was in unserem Umfeld alles gut funktioniert.

ar

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