Unterzeichnung in Kirchweidach am Dienstag
Fernwärme-Vereinbarung mit Burghausen: „Meilenstein“ steht an, „hart und gut verhandelt“
Am Dienstag, den 4. März unterzeichnen Vertreter der Stadt Burghausen und die Geschäftsführer der Naturwärme Kirchweidach-Halsbach im Rathaus der VG Kirchweidach den LOI (Letter of Intent) zur Errichtung einer Fernwärmeleitung von Halsbach nach Burghausen und der Belieferung des Fernwärmenetzes in Burghausen. Wir haben uns im Vorfeld dazu mit den Geschäftsführern der Naturwärme unterhalten.
Kirchweidach - „Ich denke, wir haben eine Vereinbarung beziehungsweise einen Preis gefunden, mit der beide Seiten gut leben können“, erklärt Robert Moser, Erster Bürgermeister Gemeinde Kirchweidach. „Herr Schneider hat hart und gut verhandelt“, bemerkt Josef Steiner, Inhaber der Gemüsebau Steiner GmbH & Co. KG, „Uns ging es dabei um die Sache, nicht in erster Linie das Finanzielle.“ Details würden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genannt werden. „Wir haben einen guten Preis vereinbart, bei dem dann auch für den Endkunden die Kosten vermittelbar und marktgerecht sein werden“, betont Moser. Moser und Steiner sind die beiden Geschäftsführer der Naturwärme Kirchweidach–Halsbach GmbH & Co. KG, einem Joint Venture der Gemeinde mit dem Gemüsebauunternehmen.
Was ist ein „letter of intent“?
Darunter ist eine Absichtserklärung oder Grundsatzvereinbarung zu verstehen. Im Rechtswesen werden darunter Willenserklärungen von Verhandlungspartnern verstanden, die das Interesse an Verhandlungen oder am Abschluss eines Vertrags bekunden sollen. Die Erklärungen werden von einem oder von mehreren Verhandlungspartnern abgegeben. Die Rechtsverbindlichkeit der einzelnen Regelungen ist klar zu regeln und gegebenenfalls durch Auslegung zu ermitteln. Vor Beginn oder während der laufenden Verhandlungen soll hiermit die gegenseitige Ernsthaftigkeit der Gespräche und der Wille zum Abschluss eines entsprechenden Vertrags dokumentiert werden.
Bereits Ende 2023 wurde heißes Thermalwasser mit 107 Grad Celsius und einer Fließrate gefunden, die deutlich über dem erhofften Wert liegt. Das kam als enorme Erleichterung: Denn nachdem bei einer ersten Bohrung zwar heißes Wasser mit 125 Grad Celsius gefunden werden konnte, musste festgestellt werden, dass dessen Fließrate für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht ausreichte. Vor bald einem Jahr, im April 2024 konnte die Naturwärme Kirchweidach-Halsbach dann bekanntgeben, dass die Bohrungen fündig geworden waren und Langzeitpumpentests hatten beginnen können. Und schon damals kam direkt die Frage auf, ob und wie auch Nachbargemeinden wie beispielsweise Burghausen ebenfalls die Fernwärmenetz beziehen könnten. „Warum bohrt Ihr nicht einfach selber irgendwo im Stadtgebiet?“, brachte dessen Bürgermeister Florian Schneider (SPD) eine naheliegende Frage bei der Bürgerversammlung dort damals auf. Zusammengefasst wären dabei auf die Stadt enorme Kosten von etwa 30 Millionen Euro zugekommen, ohne dass eine Erfolgsgarantie vorhanden war.
Unterzeichnung in Kirchweidach am Dienstag - Fernwärme-Vereinbarung mit Burghausen: „Meilenstein“ steht an, „hart und gut verhandelt“
Im Juli 2024 wurde dann dem Stadtrat von Burghausen ein Konzept präsentiert. Für das Projekt soll die Stadt Burghausen knapp 10 Millionen Euro investieren – abzüglich der Fördermittel. Nach aktueller Berechnung werden sich die Gesamtkosten auf 13,6 Millionen Euro belaufen. Die Amortisation der Summe wird innerhalb der Nutzungsdauer von 40 Jahren erwartet. „Es soll eine zuverlässige Wärmeversorgung zu einem vernünftigen Preis sichergestellt werden, die als langfristige Lösung über Generationen hinweg funktionieren kann“, erklärte damals Bürgermeister Schneider.
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„Es ist ein Projekt für die nächsten hundert Jahre“, betonte das Burghauser Gemeindeoberhaupt dann noch einmal auf einer Informationsveranstaltung für Bürger statt, die nach der Ausbaustufe eins Fernwärme aus Halsbach beziehen können, welche im November des vergangenen Jahres stattfand. Dabei benannte Schneider zwei wesentliche Punkte, die nun noch geklärt werden müssten: Zum einen, genug Abnehmer zu finden. Zum anderen, Förderung für das Projekt, „damit die Fernwärme kostenmäßig in einem günstigen Rahmen bleiben kann.“
Fördermittel müssen geklärt werden
Das würden auch sie nun als nächsten Schritt angehen wollen, berichten die Naturwärme Kirchweidach–Halsbach-Geschäfsführer Moser und Steiner. „Ob noch Mittel in den Fördertöpfen sind, ist natürlich immer die Frage“, räumt Moser ein, „Aber wir gehen davon aus, dass die aktuell gute Fördersituation sich auch unter der neuen Bundesregierung nicht ändern wird.“ Als nächstes müsste man außerdem Dinge klären, wie die Errichtung der nötigen 8 Kilometer langen Verbindungsleitung, den Einbau weiterer Wärmetauscher und eines Speichers, um Lastgänge ausgleichen zu können. „Wenn mit der Förderung alles stimmt, könnte das dann 2026 umgesetzt werden.“
„Wie gesagt, wir sind sehr zufrieden damit, wie diese Verhandlungen gelaufen sind“, resümiert Moser noch einmal. „Das wir uns erst nach einer Weile einig geworden sind, hatte auch den Vorteil beziehungsweise positiven Nebeneffekt, dass zwischenzeitlich weitere Untersuchungen vorgenommen werden konnten, die bestätigt haben, dass das Konzept so funktionieren kann“, bemerkt wiederum Steiner. „Ein paar unruhige Nächte hatte ich schon“, bemerkt Moser mit einem Augenzwinkern schließlich, „Aber das war es wert: Die Unterzeichnung in der kommenden Woche wird ein Meilenstein für alle Beteiligten sein!“ (hs)
